Ich muss also auf der Aftershow-Party einer Hardrockband damit rechnen, dass ich dort als Sexobjekt eingeladen bin und nicht um zu feiern.
Bei einer Folkband muss ich nicht damit rechnen, oder was? Da gibt's dann wirklich nur Tee und Bisquit?
Ich versuche mir gerade vorzustellen, was mir bei einer Metall- oder Punkband droht. Oder bei Jazzern?
Frank Zappa z.B. war 26 Jahre lang bis zu seinem frühen Tod mit der gleichen Frau verheiratet. Macht ihn das jetzt zum Spießer, dem man seine rebellisches und in sexuellen Dingen sehr freizügiges Auftreten als Künstler nicht mehr abkauft?
Im Ernst: Verwechselst du hier nicht deine klischeehaften Vorstellungen von Künstlern mit der Realität? Das bestätigt ja genau meine These, dass viele offenbar nicht zwischen der Bühnenfigur Till Lindemann als Frontman von Rammstein und der Privatperson unterscheiden wollen. Es gibt bei manchen anscheinend ein unausgesprochenes Bedürfnis, als Fan ein wenig an der zur Schau gestellten Wildheit und Zügellosigkeit der Kunstfiguren auf der Bühne teilhaben zu können und dann ein von oben auf auf die "braven" Leute auf dem Ponyhof herabzugucken, die sich das nicht trauen. Man lebt zwar selbst auch auf dem Ponyhof, aber, Rammstein sei dank, hat man wenigstens eine Ahnung, wie das Leben wirklich funktioniert. Und dafür ist es dann wohl tatsächlich wichtig, dass Lindemann sich die "künstlerischen" Freiheiten auch privat und in echt herausnimmt, also das lebt wovon er singt. Sonst funktioniert die Identifikation nicht mehr.