Danke für die ausführliche Antwort.
Doch. Das eine schließt das andere ja nicht aus.
Doch, das denke ich schon. Die Objektrifizierung ist laut Wikipedia "das Behandeln von Menschen ... als Objekt bzw. Sache oder Ding (Entmenschlichung), wodurch die Würde als Mensch ... beeinträchtigt, beschädigt oder zerstört werden kann." Mir wäre da nicht mehr nach feiern und war es den betroffenen Frauen ganz offensichtlich auch nicht.
Es ging dem ganzen Setting offensichtlich nicht einfach um schnellen (aber einvernehmlichen) Sex, wie er vielleicht wirklich branchenüblich ist, sondern um das Gefügigmachen, um Schmerzen, um Sex als Demonstration männlicher Macht über Frauen, deren einzige Rolle dabei die des hilflosen Erduldens ist. Nicht dass es nicht auch solche Sexpraktiken als einvernehmlichen Sex gäbe, aber das Einverständnis dazu müsste schon deutlich expliziter sein als das Annehmen einer Einladung zu einer Party. Die Frauen wussten nicht und konnten auch nicht wissen, worauf sie sich da einlassen. Es ist keineswegs so, dass so ein "Row Zero"-System allgemein üblicher Branchenstandard wäre. Ich habe jedenfalls noch nie vorher davon gehört. Vielleicht untermauerst du mal anhand von Beispielen, warum das quasi Allgemeinbildung gehören müsste. Wenn es das bei anderen Bands auch gibt, dann haben die Frauen sich zumindest nicht beschwert und deshalb gibt es auch keinen Skandal. Bei Lindemann haben sie das aber und dann ist es einer.
Nehmen wir mal an, dass wirklich nichts Strafbares vorgefallen ist. Dann hat Lindemann sich noch immer, vorsichtig formuliert, große Freiheiten herausgenommen. Seine Sex- oder Beinahe-Sexpartnerinnen nehmen sich nun ihrerseits die Freiheit, das aus ihrer Sicht zu schildern und Scheiße zu finden. Meeto hat hier die Bedingungen verändert: die Scham der Opfer schützt die Täter nicht mehr. Mit dem öffentlichen Aufschrei muss Lindemann leben. Das macht ihn nicht zum armen Opfer.
Ich hoffe, dass es trotzdem weiterhin großartige Aftershow-Partys gibt, wo wirklich alle ihren Spaß haben und meinetwegen auch Sex haben. Aber Lindemann hat daraus ein perverses Spektakel gemacht bei dem es nur um "Spaß" für ihn alleine ging und darum, dass er selbst die jungen Frauen nicht fragen und von solchen "Chicken" dann auch noch eine Zurückweisung riskieren muss. Das ist ein ziemlich erbärmliches Zerrbild von Männlichkeit, ein "Ponyhof" zum Schutz von Lindemanns Ego. Das hat mit dem Gefühl von Befreiung, Experiment und alles-ist-möglich, für das der Rock'n Roll einmal stand, absolut nichts zu tun. Es ist eine Perversion und ein Missbrauch dieser Tradition.