An diesem Absatz kann man schön erkennen, wieso es in Deutschland nicht möglich ist, ergebnisoffen und ideologiefrei eine Debatte über den richtigen Weg zu führen.
Ach, und übrigens: Die E-Fuels, die die FAZ für "klimaneutrale Kraftstoffe" hält, werden irgendwann einmal mit dem Einsatz von viel Strom produziert werden, und zwar mit einem Gesamtwirkungsgrad von 0,2 oder weniger. Das heißt, man wird mindestens das Fünffache an Strom einsetzen müssen, um einen Pkw mit E-Fuels anzutreiben, als wenn dieser einen Elektromotor hätte und man den Strom in den Akku einspeisen würde.
Wie groß ist der Gesamtwirkungsgrad, wenn wir Strom aus Sonne und Wind erst als H2 speichern, um es bei Dunkelflaute in Gaskraftwerken wieder zu verstromen und anschließend damit Autobatterien zu laden? Lt. Internet wird die Elektrolyse mittlerweile mit 60-70% angegeben. Ein reines Gaskraftwerk ohne Wärmekopplung soll 39% haben. Macht nur für Speicherung und Rückwandlung 23,4% bis 27,5%. Das ist von
einem Gesamtwirkungsgrad von 0,2 oder weniger
nicht mehr so weit entfernt, gell?
Die Wärmekopplung habe ich hier außen vor gelassen, weil ich davon ausgehen, dass sie von Herrn Pomrehn in seiner leider nicht mit Quellen belegten Rechnung auch nicht berücksichtigt wurde.
Hinzu kommen logistische Fragen. E-Fuel können in vorhandenen Tankstellen und Autos gespeichert werden. Wir brauchen abgesehen von den "Raffinerien", die wir ggf. dafür um- oder neubauen müssen, dafür keine komplett neue Infrastruktur. Und der Tankvorgang geht erheblich schneller vonstatten als das Laden einer Batterie.
Wenn wir dagegen komplett auf Strom setzen, dann müssen wir noch mehr Gaskraftwerke bauen und noch mehr zusätzliche Speicher. Vor allem jede Menge Ladesäulen und die dazu notwendigen dickeren Stromleitungen. Das kann ich jetzt nicht mal eben so auf die Schnelle durchrechnen. Und reine Batteriespeicher anstelle von H2 und Gaskraftwerken kosten überschlägig eine halbe Billion Euro pro TWh.
Wenn ich jetzt keinen systematischen Fehler in meinen ad hoc angestellten Berechnungen habe, dann tun sich E-Fuels und E-Mobile nicht sehr viel.
OK, mit einer Einschränkung. Wenn E-Autos bei Sonne oder Wind direkt geladen werden, dann sieht die direkte Bilanz abgesehen von Infrastruktur etc. natürlich besser aus. Die Frage ist halt, in welchem Verhältnis "Direktladung" und "Speicherladung" stehen. Auch dies kann ich hier nicht ad hoc aus dem Hut zaubern.
Aber das eigentliche Problem ist ein anderes. Auch einem Herrn Pomrehn könnte es doch egal sein, ob der Ökostrom nun erst als H2 gespeichert und dann in einem Gaskraftwerk wieder in Strom gewandelt wird, oder ob aus Solarstrom E-Fuel produziert wird, der dann erst in Tankstellen und dann im Autotank landet. Am Ende ist beides Ökostrom. Und was sich am Markt durchsetzt, entscheidet am Ende auch der Preis.
Doch anstatt sachlich nüchtern zu bilanzieren, Vor- un Nachteile gegenüber zu stellen und dann abzuwägen, versteigert sich Herr Pomrehn in seinem Rant auf eine Pauschalkritik am pösen Bürgertum, was partout nicht den grünen "Experten" folgen will. Dieser Artikel bestätigt meine Erfahrungen aus unzähligen Debatten mit Menschen aus diesem Bereich. Sobald man sich nicht deren Vorstellungen und deren Diktat beugt sondern Berechnungen verlangt, Zweifel hegt oder Alternativen vorschlägt, ist man gleich Klimaleugner, Fremdgesteuert, Rückständig oder was sonst noch.
Nur als Nachsatz: Mir muss niemand die Vorteile eines per Frequenzumrichter gesteuerten Drehstrommotors erklären. Die sind mir aufgrund meiner Ausbildung hinlänglich bekannt. Ich weiß aber auch, dass Ingenieure und Erfinder nun schon seit über 100 Jahren an der effizienten Speicherung von elektrischer Energie forschen und bis heute keine Lösung gefunden haben, die im industriellen Maßstab funktioniert, wenig Ressourcen oder wenigstens im Überfluss vorhandenen Ressourcen benötigt und dabei noch bezahlbar ist.
Man könnte daraus die Schlußfolgerung ziehen, dass es eine solche Lösung nicht gibt.
Und da ist mir am Ende das E-Fuel im Tank lieber als die Batterie-Taube auf dem Dach.