varadi schrieb am 25.05.2024 18:32:
tzefix schrieb am 25.05.2024 17:04:
mahatma_marley schrieb am 25.05.2024 16:22:
*snip
Wenn Du meinst, dass eine boshafte Elite "da oben" versucht, Dich mit hinterhältigen Methoden der "Entfremdung" zu erziehen, steckst Du tiefer im Verschwörungssumpf, als Dir lieb sein kann.
[...]Es erscheint mir etwas voreilig, Menschen wie Erich Fromm, Richard Sennett, Rahel Jaeggi oder David Graeber als Verschwörungslgäubige aufzufassen. Die Entfremdung ist eine gängige linke Kritik an der kapitalistischen Gesellschaft.
Die von Dir genannten Autoren kritisieren zwar Machtstrukturen und untersuchen die komplexen Mechanismen von Herrschaft und Kontrolle in modernen Gesellschaften, aber sie tun dies auf einer systemischen und strukturellen Ebene, ohne auf Verschwörungstheorien zurückzugreifen. Sie vereinfachen nicht, wie es in Verschwörungstheorien üblich ist.
Natürlich kann man das als angestaubte Kritik betrachten. Aber es gibt gute Gründe, den Begriff nicht aufzugeben.
https://www.rosalux.de/news/id/50912/fuenfundfuenfzig-jahre-nach-1968
Ich persönlich betrachte diese Kritk nicht als "angestaubt" sondern aktueller wie je.
Aber "Lösungen" wie sie heute von rechts angeboten werden, sind eben keine Lösungen. Vor Allem kann es keine einfachen Lösungen geben. Der verschwörungstheoretische Glaube an boshafte "Eliten" die im Geheimen wirken oder einfach irgendwelche prominente "Schuldige" finden, wie "Merkel ist schuld" oder Bill Gates oder George Soros verfolgen irgendwelche sinistren Pläne mit der Menschheit, ist einfach dumm, falsch, viel zu kurz gedacht und verhindert nur die Diskussion um wirkliche Lösungen.
Die Unterscheidung, ob diese Entfremdung nun durch einen direkten "Erziehungsakt" oder durch gewollte Gestaltung der gesellschaftlichen Bedingungen entsteht (Sozialisation), kann m.E. dahinstehen.
Dass es im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten eine gewisse "Entfremdung" gegeben hat, will ich gar nicht leugnen. Im Gegenteil, die technologische und gesellschaftliche Entwicklung der Informationsgesellschaft forciert noch diese beklagte Entfremdung. Aber diese Entfremdung ist einfach nur das neue "Normal". Die Menschheit wird sich dem anpassen müssen und Lösungen finden, um diese Entfremdung zu kompensieren.