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  • Mrothyr

mehr als 1000 Beiträge seit 01.06.2001

Re: Ohnmacht und Feindbild

Und die Lösung?

Ehrlich gesagt bin ich inzwischen der Meinung, dass fieser zivilisatorische Verfall eine Gesetzmäßigkeit darstellt. Ob die alten Griechen (Verfassungskreislauf) oder moderne Denker wie Marx (Krisenzyklus des Kapitalismus) - fast alle reden von zivilisatorischen Zyklen und im Idealfall semistabilen Gesellschaften, deren Stabilität AKTIV bewahrt werden muss.

Vergessen wir mal die barbarische Bedrohung von außen, die jeder müden Zivilisation droht und auf die deine psychologische Analyse zutreffen mag (außen ist dabei nicht zwingend örtlich gemeint, sondern meint auch Geisteshaltungen, die mit dem zivilisatorischen Grundko sens einer Gesellschaft nicht konform gehen). Die Müdigkeit der Zivilisation ist ein inneres Problem und zeigt sich vor allem in immer gleichen Merkmalen: Einer immer mehr verlustig gehenden Durchlässigkeit der sozialen Schichten, einer örtlichen und geistigen Konzentration der "Bildungselite" (praktisch eher einer Beamtenelite, mit Bildung im Sinne von Erkenntnisgewinn hst das nur noch wenig zu tun) bis hin zur Ausbildung einer sich selbst reproduzierenden Adelskaste, die über die Kontrolle der Verwaltung den Staat und damit auch die Wirtschaft kontrolliert. Dazu kommt eine immer stärker konzentrierte Ökonomie, deren Vertteter versteckt und später offen mit der bürokratischen Elite kollabieren, eine Politikelite, die sich wesentlich aus dieser Bürokratenkaste rekrutiert und eine vondiesen Bürokraten alimentierte Kreativwirtschaft, deren Hauptzweck politische Einflussnshme (Propaganda, Informationskontrolle) ist. Unabhängig der Herrschaftsideologie und unabhängig der Absichten der Gründergeneration baut sich dies in einer Gesellschaft auf, wenn dem nicht AKTIV entgegengewirkt wird: Kartellgesetze, Parteibegrenzung, Bürokratieabbau. Halt Checks and Balances, due allerdings auch funktionieren müssen. Ohne AKTIVEN Widerstand gegen diese Entwicklungen wird die Verwaltung von unten mit Opportunisten durchsetzt, die im Eigeninteresse agierenund damit genau diesen Strukturen Vorschub leisten. Egal ob der Staat nun kapitalistisch, sozialistisch, feudalistisch oder meinetwegen diktatorisch ist. Und ist ein bestimmter Punkt dieses Prozesses überschritten (quasi der Kipppunkt), dann ist eine Vermeidung des zivilisatorischen Erlöschens nur noch disruptiv möglich.

Der Hedonismus einer Geselkschaft ist dabei nur ein oberflächliches Symptom. Eine Gesellschaft, die sich hefonistische Nabelschau leisten kann, hat ihre Vitalität noch nicht zwingend verloren. Aber es ist ein Zeichen dafür, dass sie so erfolgreich ist, dass sie den evolutionären Druck nicht mehr gesamtgesellschaftlich wahrnimmt und die Realität zu leugnen beginnt. Ab hier ist der Abstieg nicht mehr weit - weil hier der wohlstandsbedingte Hedonismus der opportunistischen Funktionseliten beginnt zu verhindern, dass die realitätsbezogenen Entscheidungen getroffen werden. Und statt dessen eben Luftschlösser errichtet werden, die die innere Spaltung der Gesellschaft vertiefen. Und dieser Hefonismus und due daraus resultierende Spaltung der Gesellschaft macht diese Gesellschaft zum Opfer der Barbaren.

Rom feiert - und das Imperium zerfällt.

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