Ich bin zwar nicht im Osten aufgewachsen, jedoch Stelle ich mir das, auf Grund meiner sonstigen Erfahrungen ungefähr wie folgt vor:
In der DDR wurde alles "von der Partei" / "von oben" organisiert: Wirtschaft, Vereine, Konzerte etc. und zwar über 40 Jahre lang. Dann kam "die Wende" und die Menschen mussten plötzlich alles selbst organisieren, ohne darin besonders viel Erfahrung zu haben. Zudem zog es viele in den Westen.
Im Osten fielen in der Folge die alten Strukturen in sich zusammen (wenn sie nicht ohnehin vertreuhanded wurden), insbesondere in ländlichen Gebieten herrschte Ödnis. Die Selbstorganisation braucht halt Zeit bis sie sich entwickelt.
Genau dieses Vakuum haben diverse rechte Vereine genutzt. Rechte haben dabei immer den Vorteil effzienter zu sein. Eine hierarchische Struktur bringt das eben mit sich.
In der Praxis ist das dann ungefähr so gelaufen:
Kamerad A wird zum Dorfbürgermeister/Vereinsvorstand geschickt und vereinbart, dass man an WE XY auf dem Fußballplatz Rasen mäht und das Vereinsheim renoviert.
Kamerad B wird mit der Beschaffung eines Rasenmähers beauftragt, den er vermutlich von einem Bekanten leiht.
Kamerad C soll Wandfarbe in weiß, schwarz und rot beschaffen
Kamerad D wird beauftragt ein paar CDs mit rechter Musik zu organisieren.
Der Oberhäuptling (NPD-Kreisvorsitzender, o.ä.) legt fest, dass die Aktion am kommenden Samstag ab 730 stattfindet und jeder zu kommen hat. Alle kommen um 730, einer um 745 und rechtfertigt sich, das sein Auto nicht angesprungen ist. um 1730 ist alles erledigt. Die im Ort verbliebenen Jugendlichen freuen sich, der Verein auch, der Bürgemeister ist auch nicht unglücklich. Zum Abschied gibt's noch ein Gruppenfoto vor der Wand mit dem "ewige Treue"-Schriftzug und man legt noch die CDs mit der rechten Mucke in/neben die Stereoanlage und geht wieder.
In der gleichen Zeit hat sich der linke Stuhlkreis dazu durchgerungen die kommenden 4 Wochen über die gendergerechte Umsetzung eines Jugendheims zur Eindämmung der rechten Flut zu diskutieren. Nach weiteren 5 Monaten wird zum Baubeginn eingeladen, es darf jeder kommen der möchte und soll nach Möglichkeit Werkzeug und Material mitbringen. Es wird aber nicht gesagt welches, oder wer das weiß. Mit der Gesamtorganisation sind ja schließlich alle beauftragt. Von den 35 Leuten des Stuhlkreises tauchen dann am Tag des Baubeginns, um ca. 1430 immerhin 3 Leute auf, beschließen nach 2 Stunden, dass man garnicht soviel machen kann, weil Werkzeug XY nicht vorhanden. Weitere 12 Monate später ist der Umbau abgeschlossen. Zur Eröffnung kommt der gesamte Stuhlkreis.
In diesen 18 Monaten haben die Rechten derweil ca. 15-25 Sportplätze renoviert.
Anmerkung: Ich mag keine hierarchischen Strukturen, wenn es schnell und sicher gehen soll, sind sie jedoch vermutlich unschlagbar. Bestes Beispiel: Ein Schiff im Sturm. Da muss genau einer das Sagen haben und die anderen parrieren, dann läuft es reibungslos.
Gruß
DerWoDa
Eins noch: Den Menschen im Osten wurde in den vergangenen 75 Jahren zwei Mal alles genommen.
1.) Im Gegensatz zum Westen, welcher mit dem Marshall-Plan gepampert wurde, wurde im Osten nach dem Krieg die Industrie demontiert und nach Russland verfrachtet.
2.) Nach der Wiedervereinigung wurde dann das was in 40 Jahren wieder aufgebaut wurde, verramscht und eigestampft.
Nicht zuletzt das macht die Menschen empfänglich für rechtes Gedankgut.