Gerechtigkeit und Entschädigung wollte sie – nicht für die Polen oder Tschechen, die damals von den deutschen Besatzern enteignet, vertrieben, versklavt oder ermordet wurden; sie wollte es für Deutsche wie ihren Eltern, die als Besatzer kamen und spätestens gegen Kriegsende bei den Einheimischen nicht mehr willkommen waren. Weil Polen und Tschechen dafür keine Wiedergutmachung zahlen wollten, wollte sie sie 1999 auch nicht in die Europäische Union aufnehmen lassen.
Vorab:
Weder ich noch meine Eltern sahen oder sehen sich je von Frau Steinbach irgendwie vertreten.
Zur Sache:
Ja, die Eltern von Frau Steinbach sind 1941 aus dem Deutschen Reich in das besetzte Polen "beordert" worden, wo Frau Steinbach geboren wurde.
Für sie persönlich trifft es zu, dass sie Kind von Besatzern ist.
Für die meisten der Millionen deutschen Vertriebenen jedoch nicht.
So waren die Vorfahren meiner Eltern seit rund zwei Jahrhunderten Bürger des Kaiserreiches Österreich-Ungarn, im Gebiet Böhmen, mit überwiegend deutscher ethnischer Zugehörigkeit. Zur Erinnerung: Im Dreissigjährigen Krieg zum Beginn des 17. Jahrhunderts wurde Böhmen weiträumig verwüstet, die Bevölkerung getötet, das Land war nahezu entvölkert. Es wurden anschliessend meist Deutschstämmige aus dem Habsburgischen Reich dort angesiedelt.
Meine Vorfahren haben also über Jahrhunderte nichts enteignet, niemanden vertrieben, niemanden ermordet.
Dagegen wurden sie, nach dem Ersten Weltkrieg Bürger der Tschechoslowakei, zuerst durch eine Invasion aus Nazi-Deutschland anektiert und dann von der tschechoslowakischen Benes-Regierung brutal enteignet und vertrieben.
Eine Entschädigung oder Anerkennung seitens des kommunistischen Regimes der Tschechoslowakei gab es zu ihren Lebzeiten nicht.
Dieser Lebenslauf trifft grundsätzlich für die grosse Mehrheit der aus den Gebieten östlich der Reichsgrenzen von 1937 vertriebenen Deutschstämmigen zu. Nur eine geringe Zahl ist erst nach 1937 in die besetzen Gebieten eingewandert und fühlt sich als von dort "Vertriebener".
Ich verbitte mir Darstellungen, dass alle oder auch nur die Mehrheit dieser vertriebenen Deutschstämmigen enteignet, vertrieben, versklavt oder gemordet hätten