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  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

Rieg II

Da geht Riegs Reihe in die Verlängerung, sozusagen in die zweite Season. Gewiss finden sich in seinen ermüdend langen Ausführungen, für die man auch an einem Sonntag kaum Zeit findet, bedenkswerte Feststellungen. Manche mediale Problematik wird aufgespiesst. Doch bleibt das alles prekär, weil von Meinungsschlagseite gefärbt.

Wenn alle Medien von einer "BILD-Kampagne gegen Drosten" berichten, geht es nicht um die Diskussion einer für alle Menschen wichtigen und damit relevanten Studie, sondern um eine gut verkäufliche Inszenierung, letztlich also um Unterhaltung des Publikums.

Der erste Teil dieser Feststellung ist nicht falsch, beim zweiten handelt es sich allerdings um eine wertende Unterstellung, in der die Schlagseite ihren Ausdruck findet. Denn selbstverständlich hat Bild auf seinem üblichen Niveau grob verzerrend über Drostens Arbeit berichtet, wie stets auf den Mann gespielt, wie nicht schwer zu erraten aufgrund politischer und ökonomischer Interessen. Die Relevanz einer kritischen Aufspiessung dieser Aktion liegt also nicht in derjenigen der zugrundeliegenden Studie, sondern im - habituellen - Missbrauch von Medienmacht, der Masche via Personalisierung, konkret Beschmutzung von Personen, eigne und klassenspezifische Interessen zu bedienen. Das ginge - ob die Sichtbarmachung dieser Motivation gelingt oder schon nur beabsichtigt ist, ist selbstverständlich alles andere als garantiert - weit über 'Unterhaltung des Publikums' hinaus.
Prima vista zutreffend ist auch die folgende Bemerkung:

Dabei ist die moralische Position, niemand dürfe Profit aus der Pandemie schlagen, wohl objektiv kaum haltbar, schließlich arbeiten praktisch alle "Helden" der Corona-Bekämpfung nur gegen Vergütung; sie leben davon, dass es Corona-Leid gibt, so wie der Bestatter vom Tod lebt, ohne dass dies irgendwie als anrüchig gilt.

In einer kapitalistisch verfassten Wirtschaft ist das gewiss so, wobei irgendwelche Akteuere als 'Helden' zu titulieren, auch vorgeblich zitierend, einen polemischen Anstrich hat. Doch - inzwischen hat man wie nicht anders zu erwarten Kenntnis von eigentlichen Bereicherungsaktionen, die weit über Entgelt für Berufsausübung hinausgehen. Als Beispiel das Stichwort Tandler. Da ist moralisierende Kritik nicht grundsätzlich unangebracht, wenn man vom Heuchlerischen absieht, nicht gleichzeit Ross und Reiter zu nennen, also eben den Kapitalismus als solchen, der in seiner aktuellen Wildform solche Vorgänge geradezu herbeiführt.

Bevor es uferlos wird, hier ein Punkt. Nicht aber ohne die eigentliche Behinderung von Riegs Bemühungen, seine thematische Einseitigkeit, für die er sich an keiner Stelle auch nur zu rechtfertigen versucht, hervorzuheben.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (13.06.2021 19:15).

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