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  • smart&clever

880 Beiträge seit 24.07.2011

Science has a problem...

Ich hab die metaorientierte Artikelserie nicht komplett gelesen, obwohl mich eigentlich nur noch das Wie passiert das alles interessiert bei dieser Pandemie, weniger das Wer und Wozu das Ganze ausnutzt von Medien über Wirtschaft bis Politik, weil mich Details immer weniger argumentativ und humanistisch interessieren. Dafür hat das Ganze mittlerweile einfach zu große Ausmaße gesellschaftlich, politisch und ökonomisch, dass diese Diskussionen wer Unrecht hat oder seinen Pflichten nicht nachkommt nicht im medialen Dauerrauschen binnen Tagen untergehen wie der von User Nato-Gipfel genannte Fall der Aerosolforscher oder (rhetorische) Fragen zum Ausmass des Ganzen wie von Allesdichtmachen verboten werden medial.

Man kann das dritte Reich natürlich analysieren im Detail auf die Personen und Institutionen die handelten und versagten und warum es dazu kam und irgendwann keine Pressefreiheit mehr gab, gibt unzählige sehr sehenswerte ZDFinfo Dokus dazu, nach denen man das Ausmaß an Unmenschlichkeit und Oppportunismus meist immer noch nicht glauben kann obwohl Schwarz auf Weiss.

Man muss ich aber klar werden irgendwann, dass das dritte Reich und andere Systeme auch ohne den Führer ab einem gewissen Zeitpunkt so historisch weiter verlaufen wäre wie es ausgegangen ist, irgendwann spielen Einzelpersonen keine Rolle mehr, so patriotisch die versuchten Anschläge auch auf dessen Leben waren, die Stauffenberg-Truppe verstand ja, dass Sie unmittelbar auch die Macht in Berlin hätten übernehmen müssen.

Will sagen, man wird das nicht verstehen wenn man nicht systemisch denkt und analysiert. Journalistische Ideale und Qualitätskriterien in dieser Artikelserie sind nicht mehr als die Kehrseite der Medaille was das System zulässt. Und auf dieser anderen Medaillenseite stehen negative Ideale wie Korpsgeist, vorauseilender Gehorsam, Opportunimsus, Herdentrieb, Angst (um Job, Status, Karriere, Familie...), Lüge um das System und eignenen Status quo zu erhalten. Und bei einigen, wieviel davon Journalisten sind täte mich interessieren, auch das "demokratische" Weltbild, dass die da unten um ihres eigenen Wohlstands, besser von den oben gelenkt werden.

Den meisten da oben oder kurz darunter ist diese implizite Frage an Sie doch auch bekannt seit spätestens Mitte 2020 und sie haben sich entschieden. Das kann doch jeder im privaten oder beruflichen Umfeld selbe festmachen. Allerdings kann man auf dieser systemischen Ebene eben nicht mehr politisch korrekt und persönlich nicht-diffamierend in Bezug auf diese Ideale miteinander diskutieren, nicht alle teilen die gleichen Ideale, so wenig wie im dritten Reich. Die ähnlichen medialen und gesellschaftlichen Mechanismen in den ZDFinfo Dokus zu heute sind frappierend. Und daher sind solche Artikelserien zu den Idealen humanistisch das beste was man noch leisten kann nach 1,5 Jahren in dieser Lage. Aber ein Ausweg ist es leider nicht mehr m. M., es gibt keine Beweise oder Instanz mehr die irgendjemand überführen könnten. Es ist keine Frage nach den falschen oder über Bord geworfenen Idealen, es ist eine technokratische und technologische Systemfrage, warum dies alles passiert in diesem Ausmaß und wie das System zusammenbricht oder die Ideale weiter unterminiert technokratisch.

Daher würde ich mich freuen über kluge weitsichtige Artikelserien in Zukunft, wie das politische und wissenschaftliche System so geändert werden muss, damit eine solche Konzentration von Macht in Händen weniger nach den 30ern und 2020 nicht nochmal passieren kann. Stattdessen deutet doch vieles daraufhin, dass die Machtkonzentration, Zentralismus, Medienkohärenz in dieser Dekade noch weiter zunimmt in Folge der Pandemie. Es gibt medial so gut wie keine dargestellten gemäßigten Positionen die noch irgendwie zu einem Diskurs und Verbesserung führen könnten, der Zynismus von allesdichtmachen war die letzten Kugel im Magazin, stattdessen Schweigen und Stille zwischen den Extremen. Man schreibt journalistisch übereinander und die Wissenschaftler bewerfen sich gegenseitig mit Extremszenarien, etwas was mich persönlich am meisten irritiert, denn die Wissenschaft hat den weltweiten Atomkrieg 45 gerade noch abgewendet.

Die Inklusion der Wissenschaft in das System ist das historisch Neue, der Journalismus wurde durch Digitalisierung, Twitter und soziale Medien kohärenter und schneller, er katalysiert und potenziert das was Dekaden vorher historisch geschah, aber systemisch spielt er keine andere Rolle und die Journalisten sind auch die gleichen in Ausbildung und Auswirkung. Aber die Wissenschaft hat ihre Unabhängigkeit eingebüßt, instrumentalisiert, die Leopoldina ist ein Feigenblatt. Überhaupt stellt sich die Frage ob es systemischen Institutionen wie dieser bedarf in der Wissenschaft selbst und wozu diese geschaffen wurden, wenn alle Wissenschaftler doch noch den richtigen Idealen folgen? Wissenschaft ist frei, anarchistisch, das Gegenteil von institutionalisiert. Es gibt idealerweise weder Denkschulen noch Paradigmen für oder wieder ein Narrativ und gesellschaftliches Ziel, nur den Weg der Erkenntnis.

Science has a problem, schreibt Sabine Hossenfelder, dem kann ich mich nur anschliessen

http://backreaction.blogspot.com/2019/03/science-has-problem-here-is-how-you-can.html

Man wundert sich eigentlich, dass die Wissenschaftler im 2ten Weltkrieg nicht in Pressekonferenzen Auskunft gaben, ob man Japan und Deutschland mit der Atombombe angeifen soll, wenn man das mit der Pandemie vergleicht. Dass Wissenschaftler wie Drosten, Lauterbach, Brinkmann twittern täglich, halte ich als Wissenschaftler für hochbefremdlich, eigentlich nicht mit dem Berufsethos und -zielen vereinbar und einen Interessenkonflikt sich in diese journalistische und politische Sphäre und auf das Nivau hinein- und herunterziehen zu lassen, da wissenschaftliche Erkenntnis nicht in diesem Metier, Format und Zeitskala stattfindet. Und es ist recht auffällig welche Wissenschaftler sich wann wo wie oft äussern und welche nicht.

Wir sind im Krieg wenn es nach den Zahlen geht, nicht den Totenzahlen, die zig Millionen Hungertoten in Folge der Lockdowns kommen noch in armen Staaten, aber nach den finanziellen Größenordnungen. Aber getwittert haben die Wissenschaftler schon vor Corona zu Klimafragen und ähnlcihem. Damit können sie sich also nicht herausreden. Die Wissenschaft ist wie die Kirche in einer tiefen Sinn- und Verhaltenskrise und damit die aufgeklärte Gesellschaft seit der Digitalsierung und deren Beschleunigung. Wie es dazu kam, welche Schuld sie trägt, ist denke ich die spannendste Frage unserer Zeit. Für mich größtenteils technologische Evolution, aber wer wenn die Wissenschaft muss sich nicht hinterfragen wie sie Technologien nutzt bwz. diese ihr Verhalten einengen und beschränken. Wissenschaftler wie Hawking haben vor deren Hybris gewarnt bzgl. der Singularität, stattdessen impfen wir jetzt schon die ganze Welt durch ohne Langzeittests. Was da noch kommen mag bei den nächsten Krisen und ob wir dann wieder journalistische Faktenchecker brauchen, welche die Wissenschaft instrumentalsieren medial oder stattdessen die Wissenschaft sich besser zurückhält neutral, bevor deren gesellschaftliche Förderung insgesamt von immer mehr Bürgern in Frage gestellt wird, muss man sehen. Wissenschaft ist ein öffentliches Gut, dass sich eine Gesellschaft leistet, wenn sie nicht verharren will. Bei der nächsten großen Krise kann deren Glaubwürdigkeit dann völlig aufgebraucht sein, wieviel verheerender das wäre mag ich mir garnicht ausmalen...

PS: Ich hätte das Ganze gerne kürzer geschrieben und das kann man wohl, ohne meinen Gedankenweg, versteht man aber glaube ich mich nicht als Wissenschaftler, dass wir in seiner sehr speziellen Lage sind und nicht nur eine Krise des Journalismus haben, die ich wie dargelegt für die unwesentlichere halte. Aber der Ariktelautor muss vor seinem Haus kehren, ich vor meinem :-) Die Wissenschaftler ganz oben können das nicht mehr, zu befangen, das ist ein weiteres Indiz, das der Typus Hawking vom Aussterben bedroht scheint. Polarisiert oder ins Scheinwerferlicht gestürmt hat und ist dieser nie wie Drosten & Co.

PPS: dafür schreib ich auch immer weniger ;-)

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