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  • Arutha

mehr als 1000 Beiträge seit 09.04.2015

Re: geplante Lebensdauerangabe ist wichtiger!

Rainer-ich schrieb am 27.08.2022 13:58:

Beim Entwurf eines technischen Produktes ist die geplante Lebensdauer das A und O. Leider auch ein bestgehütestes Geschäftsgeheimnis!
Es ist sicher, dass z.B. ein Profi-Akkuschrauber im hohem 3-stelligen Preis länger hält als ein 2-stelliger Baumarkt-Akkuschrauber.
Auch im KFZ-Bereich weiß man, dass i.d.R. ein Kleinstwagen nicht so lange hält, wie eine Luxuslimousine und ein LKW noch länger. Das betrifft dann eben alle Teile, ob nun Lichtmaschine, Auspuffrohr, Karosserieblech und andere vergleichbare Teile, die sonst nahezu identisch sind.

Da gibt es eben ein sogenanntes Lastenheft, wo u.a. die Lebensdauer, Grenznutzungsdauer etc. festgelegt sind. Und es soll kein Teil, keine Baugruppe länger halten - dann ist diese zu teuer, zu aufwendig. So muss so lange abgespeckt werden, sei es durch billigeres Material, weniger Material u.s.w., bis die Lebensdauererwartung des Gesamterzeugnisses erreicht ist - das ist die Kunst.

Solche Fehler, wie sie damals z.B. beim Unimog, beim 190er Dieseldaimler passierten und der Motor (OM636) mehrere Fahrgestelle, Karosserien, etc. überlebte, legendäre Laufleistungen erreichte und auch heute noch in Sportbooten weiterlebt, dürfen heute eben nicht mehr passieren! Der OM636 ist zu teuer, zu langlebig, zu schwer, hätte billigere Lager, Materialien, dünnere Wandstärken u.s.w. haben müssen. Nun war damals (in den 1950er, nur mit Rechenschieber, Tafelwerken, ohne Taschenrechner) die Auslegung nicht ganz so trivial, wie heutzutage mit Computerkonstruktion. Da wurde viel Pi mal Fensterkreuz abgeschätzt zzgl. Angstfaktor, bestenfalls mal ein kritisches Kugellager nachgerechnet (per Hand ca. 2 Seiten und etliche Stunden für nur 1 Lager!). Heutzutage, auch mit garantierten viel engeren Material- und Fertigungstoleranzen kann und muss man wesentlich knapper konstruieren - die Konkurrenz machts ja auch - um auf dem Markt zu bestehen.

Dann kommt noch das (auch durch Werbung beeinflusste) Käuferverhalten.
So ist eben niemand bereit, z.B. für eine Wartungsklappe zum Austausch des Abfallschwammes eines Tintenpisser-Druckers auch nur 1 € mehr auszugeben. Da wird eben der ganze Drucker weggeschmissen (ist ja schon sooo alt), auch weil der neue plötzlich Druckerlebnisse suggeriert (und neuer Patronen mit neueren Dongle-Chips bedarf)! Das der neue auch nur Kleckse aufs Papier sprüht, ist dabei egal.

Es wäre sinnvoll, der Umwelt zuliebe bei jedem Produkt neben der Reparierbarkeit auch die projektierte Lebensdauer anzugeben. Ob das ein KFZ, was nach 100 Tkm platt ist, oder der Kühlschrank, der neuerdings nur noch 5 Jahre hält, oder TV, der nach 3 Jahren tot ist - das könnte Kaufentscheidungen sinnvoll beeinflussen.

Rainer

nö.
Die Produkte werden für den Markt produziert. das bedeutet bei den meisten Produkten, zuerst Günstig.
Meist ist die Konstruktion noch recht sauber, bis Einkäufer und Controller dann den Preis senken.
Ich gebe gerne zu, das manche Billigprodukte ihre Lebensdauer durch Einsatz von 10% Mehrkosten verdoppeln würden.
Aber.. der Käufer sieht das nicht. Er sieht die 10%.
Natürlich gibt es Käufer die ausschließlich an Qualität interessiert sind.
Bei den Akkuschraubern in der Industrie, noch besser, industiezuarbeitenden Handwerk spielen die Herstellungskosten keine Rolle, weil ein Ausfall des Gerätes weit höhere kosten bereitet.
Aber auch diese Kunden werden im Markt fündig.
Hilti, Stihl, Husqvarna sind solche Produkte. Kann sich jeder kaufen, kosten halt nur ihr Geld.
Dafür hast du überhaut keine Probleme deine 30 Jahre alte Motorsäge reparieren zu lassen.
Der Kunde entscheidet.

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