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  • rhub23

350 Beiträge seit 14.12.2019

Re: geplante Lebensdauerangabe ist wichtiger!

Rainer-ich schrieb am 27.08.2022 13:58:

Beim Entwurf eines technischen Produktes ist die geplante Lebensdauer das A und O. Leider auch ein bestgehütestes Geschäftsgeheimnis!

Was so allgeimein definitiv nicht stimmt.

Beispiel: habe mir letzte Woche für mein NAS einige wenige Festplatten (HDDs) gekauft. Bei den Hersteller-Datenblatt der HDDs steht eindeutig drinnen, was für eine MTBF die einzelnen Modelle haben. Also von wegen "best gehütestes Firmengeheimnis" - diese Daten stehen bei HDDs sogar öffentlich in den Datenblättern drinnen. Ihre Aussage ist damit widerlegt und falsch.

Es ist sicher, dass z.B. ein Profi-Akkuschrauber im hohem 3-stelligen Preis länger hält als ein 2-stelliger Baumarkt-Akkuschrauber.

Auch diese Aussage von Ihnen ist falsch. Sogar völlig falsch. Einzig sicher ist (Eintrittswahrscheinlichkeit 1), dass jedes Gerät irgendwann mal hinig sein wird, so man nur hinreichend lange wartet. Denn die Zunahme der Entropie "frisst" a la long alles auf und damit stirbt oder fällt alles irgendwann mal aus. Diese zeiträume sind aber oft für irdische Zeitmaßstäbe (zum Glück) eher irrelavent.

Wichtig ist und der Grund warum Ihre Aussage falsch ist: Eine statistische Aussage sagt über die konkrete Lebensdauer (Standzeit) eines bestimmten Gerätes überhaupt nichts aus. Ein bestimmter Profi-Akkuschrauber kann gleich ausfallen (Running Gag: Profi-Akkuschauber von AEG: Auspacken, Einschalten, Gewährleistungsfall. ;-) und irgendein pimpeliger China-Akkuschrauber 10 Jahre intensive Nutzung ohne jeden Ausfall überstehen.

Was Sie vielleicht meinen: Profi-Akkuschrauber im hohem 3-stelligen Preis hat eine geringere Ausfallswahrscheinlichkeit im Zeitrahmen T als irgendein pimpeliger China-Kram um 50 cent. Das mag so sein, sagt aber überhaupt nix aus, wann der Akku-Schrauber den Sie konkret in Händen halten nun ausfallen wird.

Da gibt es eben ein sogenanntes Lastenheft, wo u.a. die Lebensdauer, Grenznutzungsdauer etc. festgelegt sind. Und es soll kein Teil, keine Baugruppe länger halten - dann ist diese zu teuer, zu aufwendig.

Auch falsch. Zwar stimmt das mit dem Preis, aber nicht dass in der Auslegung keine Baugruppe länger halten als Zeit T soll. Das ist einfach nur Verschwörungstheorie aus der Ecke der Jünger (=Gläubigen) die an "geplante Obsoleszenz" als böse Verschwörung irgendwelcher Hersteller glauben.

Der Punkt ist: Hersteller bauen Geräte billiger. Damit steigt im Regelfall dass diese Geräte im Mittel weniger lang halten und früher ausfallen. Das Ausfallen tun diese Geräte aber nicht, weil sie absichtlich so gebaut werden um auszufallen, sondern das Ausfallen ist durch den Preiskampft bedingt. Denn der Konsument will Geräte zum billigen Preis kaufen. Oder der Händler will billig hergestellte Geräte trotzdem teuer verkaufen also selber mehr Gewinn (Marge) machen. z.b. als Markengerät, wenn der Käufer daran glaubt, dass der Markenname irgendwas mit Qualität oder langen Standzeiten zu tun hat. Was oft nicht stimmt.

So muss so lange abgespeckt werden, sei es durch billigeres Material, weniger Material u.s.w., bis die Lebensdauererwartung des Gesamterzeugnisses erreicht ist - das ist die Kunst.

Wieder falsch. Es wird deswegen abgespeckt, um den niedrigen Preis der von Konsumenten (zu Recht) gefordert wird, erfüllen zu können. Etwas platt kann man sagen: Der Konsument ist schuld. Es wird deswegen abgespeckt, um den niedrigen Preis zu erreichen, den der Konkurrenzkampf bedingt: Denn die Konkurrenz die teurere Teile einbaut, die vielleicht länger halten, aber dafür im Schnitt x-mal (x > 1) länger halten, verliert weil das das teure Zeug viele Käufer nicht kaufen wollen.

Solche Fehler, wie sie damals z.B. beim Unimog, beim 190er Dieseldaimler passierten und der Motor (OM636) mehrere Fahrgestelle, Karosserien, etc. überlebte, legendäre Laufleistungen erreichte und auch heute noch in Sportbooten weiterlebt, dürfen heute eben nicht mehr passieren!

Reine Verschwörungstheorie. Dass dieser Motor im Schnitt lange hielt ist Fakt aber die Erklärung dass dass heute nicht mehr passieren dürfe ist reine Verschwörungstheorie wie aus dem Bilderbuch. Jetzt fehlt in dem Glauben nur noch der böse Dämone, idealerweise in Form von bösen Kapitalisten oder so, der im Hintergrund an den Fäden die Entwicklungstechniker fremdsteuert, damit so ein Fehler nicht nochmal passiert. Au, weh ;:-)

So ist eben niemand bereit, z.B. für eine Wartungsklappe zum Austausch des Abfallschwammes eines Tintenpisser-Druckers auch nur 1 € mehr auszugeben.

Eben. Jetzt kommen Sie dem eigentlichen Punkt schon näher: Die Forderung nach billigen Preisen seitens Konsumenten/Käufern ist es und diese Forderung wird von Unternehmen die erfolgreich am Markt sind durch niedrigere Preise befriedigt.

Es wäre sinnvoll, der Umwelt zuliebe bei jedem Produkt neben der Reparierbarkeit auch die projektierte Lebensdauer anzugeben.

Passiert. Oft. Kaufen Sie mal ein paar Festplatten und lesen Sie deren technischen Daten. Diese Angaben folgen aber nicht, um irgendeine Umwelt zuliebe. Das sind total naive Vorstellungen. Denn der Umwelt ist es total egal ob die Festplatten früher oder später ausfallen.

Schauen Sie: Grosse Käufer wie Google, die im Schnitt pro Tag rund eine LKW-Ladung neuer Festplatten brauchen und in deren zig Rechenzentren die ausgefallenen HDDs zu tauschen, ist das nicht egal. Google will aber auch nicht zu viel Geld dafür zahlen, denn sonst kann keiner mehr kostenfrei Videos auf Youtube hochladen, wenn der HDD-Speicher zu teuer ist. Somit wird auf einen Punk optimiert (Optimierungsproblem) wo gerade noch der Preis für HDD passt (niedrig genug ist) und die mittleren Ausfallszeiten hirneichend lang sind, so dass Google mit einer LKW-Ladung Festplatten pro Tag auskommt und nicht zwei LKW-Ladungen pro Tag braucht. Der Umwelt hingegen ist das egal.

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