Beim Entwurf eines technischen Produktes ist die geplante Lebensdauer das A und O. Leider auch ein bestgehütestes Geschäftsgeheimnis!
Es ist sicher, dass z.B. ein Profi-Akkuschrauber im hohem 3-stelligen Preis länger hält als ein 2-stelliger Baumarkt-Akkuschrauber.
Auch im KFZ-Bereich weiß man, dass i.d.R. ein Kleinstwagen nicht so lange hält, wie eine Luxuslimousine und ein LKW noch länger. Das betrifft dann eben alle Teile, ob nun Lichtmaschine, Auspuffrohr, Karosserieblech und andere vergleichbare Teile, die sonst nahezu identisch sind.
Da gibt es eben ein sogenanntes Lastenheft, wo u.a. die Lebensdauer, Grenznutzungsdauer etc. festgelegt sind. Und es soll kein Teil, keine Baugruppe länger halten - dann ist diese zu teuer, zu aufwendig. So muss so lange abgespeckt werden, sei es durch billigeres Material, weniger Material u.s.w., bis die Lebensdauererwartung des Gesamterzeugnisses erreicht ist - das ist die Kunst.
Solche Fehler, wie sie damals z.B. beim Unimog, beim 190er Dieseldaimler passierten und der Motor (OM636) mehrere Fahrgestelle, Karosserien, etc. überlebte, legendäre Laufleistungen erreichte und auch heute noch in Sportbooten weiterlebt, dürfen heute eben nicht mehr passieren! Der OM636 ist zu teuer, zu langlebig, zu schwer, hätte billigere Lager, Materialien, dünnere Wandstärken u.s.w. haben müssen. Nun war damals (in den 1950er, nur mit Rechenschieber, Tafelwerken, ohne Taschenrechner) die Auslegung nicht ganz so trivial, wie heutzutage mit Computerkonstruktion. Da wurde viel Pi mal Fensterkreuz abgeschätzt zzgl. Angstfaktor, bestenfalls mal ein kritisches Kugellager nachgerechnet (per Hand ca. 2 Seiten und etliche Stunden für nur 1 Lager!). Heutzutage, auch mit garantierten viel engeren Material- und Fertigungstoleranzen kann und muss man wesentlich knapper konstruieren - die Konkurrenz machts ja auch - um auf dem Markt zu bestehen.
Dann kommt noch das (auch durch Werbung beeinflusste) Käuferverhalten.
So ist eben niemand bereit, z.B. für eine Wartungsklappe zum Austausch des Abfallschwammes eines Tintenpisser-Druckers auch nur 1 € mehr auszugeben. Da wird eben der ganze Drucker weggeschmissen (ist ja schon sooo alt), auch weil der neue plötzlich Druckerlebnisse suggeriert (und neuer Patronen mit neueren Dongle-Chips bedarf)! Das der neue auch nur Kleckse aufs Papier sprüht, ist dabei egal.
Es wäre sinnvoll, der Umwelt zuliebe bei jedem Produkt neben der Reparierbarkeit auch die projektierte Lebensdauer anzugeben. Ob das ein KFZ, was nach 100 Tkm platt ist, oder der Kühlschrank, der neuerdings nur noch 5 Jahre hält, oder TV, der nach 3 Jahren tot ist - das könnte Kaufentscheidungen sinnvoll beeinflussen.
Rainer