Ein interessanter, wenn auch leider teils nicht unbedingt leicht verständlicher Einwurf :-) .
Allerdings hapert es an manchen Stellen.
Eines ist das verkürzte, gegebenenfalls sogar fälschlich vereinfachte Bild des "Biologischen". Die "Biologie" "des Menschen" ist eine reichlich komplexe Angelegenheit und die Behauptung einer Determiniertheit oft mehr eine komplexitätsreduzierende Zuschreibung als tatsächlich eine Wiedergabe des Wirklichen.
Das zweite ist das nicht minder verkürzte Bild gesellschaftlicher Notwendigkeiten und Entwicklungen. Es gab in der Vergangenheit ja durchaus große Gebilde, die wir rückblickend "Staaten" nennen, die zeitweilig stabil waren trotz der Veränderung der Zusammensetzung, z.B. durch ausgedehnte Eroberungen. Offenbar ging das ohne eine besondere "Gleichheit", solange eine einzige "Gleichheitsfacette" gewährleistet war: man gehörte nun eben dazu zu denen, welche...
Und das mußte nicht mal freiwillig sein. Unterworfene, Besiegte gehörten genauso dazu. Ein Bezugspunkt hat soweit genügt: sie waren jetzt dann dabei bei denen, welche...
In einer hierarchischen Struktur konnte "Untertan von X" diese Facette sein. Man war es und damit Teil des großen Ganzen. Jede andere "Gleichheit" konnte jedem getrost gestohlen bleiben, natürlich war man nicht gleich in bezug auf alles mögliche andere. Wozu auch? Der andere war Mit-Untertan von X.
Die Notwendigkeit von "Gleichheit" und "Brüderlichkeit" ergibt sich durch den Wegfall des anderen Bezugspunkts. Wer nicht dazugehört, weil er wie man selbst Untertan von X ist, muß irgendwie anders zugehörig gemacht werden, beispielsweise durch Pseudoverwandschaftlichkeit. Biologisch gibt es da keine Erfordernis zu, Menschen sind nicht dazu gezwungen, sich als demokratisch-gleichgedacht-verbrüderte zu verhalten. Eher im Gegenteil, frühere große Staatengebilde waren von dezidierter Ungleichheit geprägt: da die Herren, die Unterwerfer, die Starken und Siegreichen, und dort die Unterworfenen, die Verlierer, die nun eben ihren Platz im Gebilde einnehmen müssen, der ihnen durch ihre Unterwerfung gebührt. Andererseits gab es keine Erfordernis, sie zu etwas anderem zu machen, sie konnten in ihrer tradierten Eigenständigkeit weiterbestehen und als Gruppe die Entstehung und den Untergang vieler größerer Gebilde überstehen.
Aber auch nach innen ist keine Notwendigkeit von irgendetwas erforderlich, das über das Dazugehören qua definitionem hinausginge. "Brüderlich" als Teil einer Abstammungsgemeinschaft mochte man sein, aber gleich war man zweifellos nicht und gerecht ging es auch nie zu; nichts davon ist also gesellschaftlich erforderlich oder gar biologisch "im Menschen angelegt". Je eine bestimmte Vorstellung von "Gerechtigkeit", "Gleichheit" und "gesellschaftlicher Verbesserung" sind mehr oder weniger zufällig just unsere hiesigen derzeitigen Lokaltraditionen. Sie in der Biologie zu suchen, muß fehlschlagen, und ihre sonstige Tauglichkeit werden sie noch beweisen müssen...