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  • hrwe

mehr als 1000 Beiträge seit 02.04.2001

Re: Bürgerkrieg vermeiden = gesellschaftliche Spaltung formalisieren

bismi schrieb am 10.08.2024 23:12:

Sonst bekommt eben nur der Wohlhabende eine Alterspflege

Wenn es (zu einem Zeitpunkt) nicht genug Alterspflege gibt für alle Pflegebedürftigen, dann kann nicht jeder welche bekommen (Binsenweisheit). Und wenn nicht das Geld (Angebot und Nachfrage) über die Verteilung der Güter, hier der Pflegeplätze entscheidet, dann ist das weniger Motivation, zu arbeiten und Geld zu verdienen.

Menschen werden in erster Linie nicht durch Geld motiviert.
Das Gehalt muss nur ausreichend sein.

Es ist mehr Motivation den Bedürftigen zu simulieren und gute Beziehungen zu den Menschen zu knüpfen, die die Macht haben, die Güter planwirtschaftlich zu verteilen.

Woher nimmst du solche Ideen? Menschen sind grundsätzlich faul und versuchen nur zu betrügen?

So funktioniert auch der Sozialismus und der ist bisher immer gescheitert.

Bisher immer? Es gab einen Versuch. Und man kann auch darüber streiten, ob es Sozialismus war. Es gibt wenige kapitalistische Länder, in denen das ärmste Drittel besser gelebt hat, als die Menschen im Sozialismus.

Eine freie Wirtschaft deckt jede Nachfrage.

Nein. Zeige mir eine Marktwirtschaft, die das tut. Am besten leben die Menschen in Ländern mit starkem Sozialsystem.
Es ist eine Illusion, dass eine Marktwirtschaft die Menschen nach gesellschaftlicher Relevanz ihrer Tätigkeit bezahlt. Gut wird bezahlt, was hohe Gewinne für die Firma abwirft, der dann in privaten Vermögen landet. Bei allem anderen werden die Gehälter gedrückt.

Das ist die beste Sozialpolitik.

zahlt größtenteils nicht der Unternehmer sondern andere Arbeitnehmer, die etwas mehr verdienen

Mag sein aber das Prinzip ist dasselbe.

Nein, der Unterschied ist, ob das Geld aus dem Mehrwert des Kapitalisten kommt oder direkt aus der Tasche der Arbeiter.

Unter der Voraussetzung, dass die Wertvorstellungen der Marktteilnehmer zu der Verteilung des großen Kuchens dieselben bleiben ist es wie bei kommunizierenden Röhren mit unterschiedlicher Dicke und daher unterschiedlichem Fassungsvermögen. Will man einer dickeren Röhren Flüssigkeit wegnehmen, um sie einer dünneren Röhre zu geben, oder umgekehrt, dann wird wieder ein Ausgleich stattfinden und jede Röhre ihre ursprüngliche Flüssigkeitsmenge zurückerhalten.

Ich weiß nicht, was das Beispiel aussagen soll. Allerdings sind Gleichnisse mit kommunizierenden Röhren meistens falsch.

Besser ist es einen vernüftigen Mindestlohn einzuführen.

Mindestlohn, wenn er über dem Marktlohn liegt, schafft Arbeitslosigkeit.

Ja, das wird von den Gegnern gern behauptet, es stimmt halt nur nicht.

In einer freien Wirtschaft bekommt jeder, der arbeiten will, einen Arbeitsplatz, fast immer zu einem Lohn, zu dem er und seine Familie leben können.

haha, wo lebst du denn?
Das Problem ist vermutlich dein Begriff von freier Wirtschaft.
Wenn eine Wirtschaft deine Prämisse nicht erfüllt, ist sie einfach nicht frei.

Ausnahme sind vielleicht Berufsanfänger, die noch bei ihren Eltern leben. Nachdem sie Berufserfahrung erworben haben können sie sich teurer auf dem Arbeitsmarkt anbieten.

Eine gewisse Grundversorgung muss gegeben sein für Härtefälle.

So etwas wie bedingungsloses Grundeinkommen?

Nein, ich meine Sozialhilfe. Dass jemand im Notfall nicht verhungert.

Das ist die Lizenz zum zu Hause bleiben.

Nein, das ist kompletter Unsinn. Warum sollte man das machen? Würdest du das machen?

Das gab es de facto auch im Sozialismus aber zusammen mit Arbeitszwang.

Blödsinn. Du verbreitest Plattitüden.
Das war auf keinen Fall so.

Da sind die Leute eben zum Gammeln in den Betrieb gegangen. Selbst erlebt.

Das habe ich nicht erlebt.

Härtefälle kann man auch ohne den Sozialstaat abfedern, durch Sozialgemeinschaften:

Familien, Verwandtschaft [1],

Okay, funktioniert oft.

Nachbarschaften [2],

Funktioniert gelegentlich. Oft aber überhaupt nicht und vor allem nicht ohne Gesetze und Regeln.

Berufsgenossenschaften,

Menschen mit gleichen Interessen. Das ist relativ einfach.

Religionsgemeinschaften,

Mit Zwang und Hierarchie.

marktwirtschaftlich organisierte Solidargemeinschaften
- Versicherungen,

Mit sehr strengen Regularien, die auch ständig wieder gerichtlich korrigiert werden müssen.
Alles andere als frei.

- Kunden eines Anbieters, der Preisdifferenzierung anbietet,
...

[1]
siehe z.B. TV-Vortragsserie des Ethnologen Frank Heidemann
Der lange Schatten von Kultur
Folge: Familie und Verwandtschaft

[2]
A KEY LESSON FROM THE SUCCESS of the Nordics is that culture matters. We should not be surprised that it is these societies, with their strong ethics and sense of community, that managed to achieve even income distributions and good social outcomes before introducing large welfare states. Well before the public sector stepped in, churches and voluntary community groups were improving social conditions by emphasizing individual responsibility. The Nordic people were thought in their local communities to work hard, drink moderately, take care of their families, and help their neighbors.

Überwiegend wieder Menschen mit ähnlichen Interessen und in kleineren Gruppen. Da hat keiner den anderen über die Maßen ausgebeutet und geschröpft. Keineswegs vergleichbar mit einem globalen Finanzkapitalismus. Merkwürdigerweise haben sie dann doch irgendwann Regeln eingeführt.

Zum einen hast du ein total pessimistisches Menschenbild, dass jeder, wenn er die Chance dazu sieht, sich auf die faule Haut legt. Andererseits glaubst du an eine Gesellschaft ohne Regeln, bei der keiner seinen Vorteil, den er aus irgendeinem Grund hat, dazu ausnutzt, sich weitere Vorteile zu verschaffen und immer reicher zu werden.
Das ist nicht konsistent.

Nima Sanandaji: Debunking Utopia (2016)

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