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  • J.Creutzfeld

mehr als 1000 Beiträge seit 31.05.2001

Lobbyarbeit

Dass man einen Behinderten nicht benachteiligen darf, war schon vorher klar. Ich glaube zwar nicht, dass das jemand vorgehabt und in Richtlinien gegossen hat, aber nun gut. Sicherheitshalber hat sich ein weiterer Gruppenvertreter gemeldet und darauf hingewiesen, dass Alte natürlich auch nicht benachteiligt werden dürfen. Wo bleiben denn die anderen Vertreter? Soll etwa zugelassen werden, dass Leute mit bestimmten Erkrankungen, Kinder, Frauen, Migranten, Menschen mit nichtblasser Hautfarbe benachteiligt werden?

Hoffentlich werden wir eine Triage niemals erleben müssen. Aber kann sich noch jemand an die Berichte aus Indien und anderswo erinnern? Da sind die Leute vor dem Krankenhaus gestorben. Was glauben denn die Richter, was Ärzte in einer solchen Situation machen? Ausschüsse einberufen und Protokolle machen? Ich glaube, meisten arbeiten bis zum Umfallen um so viele wie möglich zu retten.

Triage bedeutet: Es gibt akut mehr todkranke als Kapazität. Eine Katastrophensituation, in der Leute sterben. Ziel ist es, die Zahl der Toten durch Priorisierung zu minimieren. Das bedeutet aber auch: Stress, Überlastung, schnelle Entscheidung. Fehler sind unvermeidlich, im Gegenteil: Bei Katastrophen kann Geschwindigkeit wichtiger sein als Fehlerfreiheit. Letztlich ist auch immer das Schicksal dabei. Was wenn ein Todkranker auf dem Weg zur Klinik eine Autopanne hat?

Als Arzt würde ich mir verbitten, mir bei ad-hoc-Entscheidungen in akuten Krisensituationen von Juristen umständliche Vorschriften machen zu lassen. Ganz klar, wenn es zu brenzlig wird würde ich als Arzt mich in einer solchen Situation rausnehmen. Entweder die Security am Eingang entscheiden lassen oder nach 10 Dauereinsatz krank melden. Das Schicksal entscheiden lassen. Soll doch das Gericht jemanden schicken, der in der Notaufnahme sortiert wer zu retten ist, wer noch durchhalten kann und wer verloren ist.

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