Die Triage-Problematik zeigt ein fundamentales Dilemma auf, in das man sich begibt, sobald man versucht, Leben zu bewerten. Und genau das ist der Kern der Triage: Man bewertet Leben nach der Überlebenswahrscheinlichkeit.
Wie das jetzige Urteil zeigt, kommt man damit in Teufels Küche.
Ein Beispiel: Ein geimpfter 80jähriger und ein ungeimpfter 25jähriger konkurrieren um das einzige verbliebene lebensrettende ITS-Bett, weil der 25jährige Pech hatte und anfälliger als erwartet für das Virus ist. Der 80jähige hat "alles richtig" gemacht, während der 25jährige aus Sorge vor Impfschäden aufgrund des altersbedingt geringeren ITS-Risikos auf die Impfung verzichtet hat. Trotzdem sind eben aufgrund der Statistik die Überlebenschancen des 25jährigen sehr viel besser.
Hier muss man also abwägen ob moralisches Handeln wichtiger ist oder die schiere unverdiente Überlebenswahrscheinlichkeit.
Wenn ein Mensch das entscheidet, entweder auf Vorrat per Gesetz oder spontan in der konkreten Situation, ist diese Entscheidung immer angreifbar.
Daran kann auch kein noch so umfangreiches und kompliziertes Regelwerk etwas ändern.
Derartige Regeln führen automatisch zu Unrecht, so wie die Regel "Prio nach Überlebenswahrscheinlichkeit" in der oben beschriebenen Situation dazu führt, dass moralisches Handeln bestraft wird.
Daher bleibt letztlich nur ein Ausweg, der aber zu gleich einfach, fair und gercht ist:
Man lässt das Los entscheiden