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  • 6rad

927 Beiträge seit 08.11.2015

Für Rechtsaussen ist alles andere Links

Stefan Friedt schrieb am 12.07.2019 00:48:

Tut mir leid. Die Durchsage finde ich zwar unpassend, kann aber nicht sehen, was daran "Nazi" sein soll. Die Aussage war weder rassistisch noch fremdenfeindlich.

Genausowenig, wie die Buchstaben 'SS' oder das allgemein unter 'Hakenkreuz' bekannte Symbol an sich rassistisch oder fremdenfeindlich sind. Aber der Kontext, in dem sie allgemein aufzufinden sind, und den sie dadurch unmittelbar evozieren, ist es. Und wie im Artikel schon beschrieben ist, verhält es sich mit dieser Attibuierung genauso: "Der Tenor war ein in rechtsradikalen Kreisen beliebtes Narrativ: Die Bomben der Alliierten hätten doch nur unschuldige Zivilisten getötet, wer etwas anderes behauptet, lügt." Davon abgesehen, daß so ein Statement absolut nichts in so einer Durchsage zu suchen hat, stellt es ein weiteres Mosaiksteinchen dar, mit dem eine Grenzverschiebung des Sagbaren und Akzeptierbaren versucht wird. Und ich stimme absolut zu, daß wir solchen schleichenden, 'subtilen' Grenzverschiebungen schon viel zu lange tatenlos zugesehen haben. Die Folge davon können wir schon im Umgangston nicht nur in den Medien sondern auch auf der Straße beobachten, und sogar als Taten in den Nachrichten konstatieren.

Und dass die Alliierten primär die Zivilbevölkerung ausgebombt haben, um die Moral unter der Bevölkerung zu zerstören ist nun einmal ein Fakt. Im Krieg gibt es keine Moral.

Wenn es keine gibt, welche sollte dann zerstört werden? Und warum sollten wir überhaupt die zweifellos vorhandenen Fälle, wo Individuen im Krieg sämtliche Hemmungen auf die Seite geschoben haben, als repräsentativ für Krieg nehmen, und damit die ebenso verbrieften Beispiele von Individuen, die sogar die eigene Existenz und das eigene Leben aufs Spiel gesetzt haben, um wildfremden Menschen in Not zu helfen, ignorieren und leugnen?

Und leider sind wohl auch heute die Linksgrünen der Meinung, dass sowas in Ordnung ist und dass der Zweck die Mittel heiligt.

Und diese atemberaubend haltlose Behauptung machen Sie genau woran fest?

Die Auswirkungen solcher Ideen kann man sehr gut im politischen Weltgeschehen sehen, wenn man die Augen aufmacht.

Was ich eindeutig auf die seinerzeit mit Sarrazin begonnene und seinen Mittätern weitergeführte Grenzverschiebung des Sagbaren sowie die ausbleibenden angemessenen Reaktionen darauf zurückführen würde.

Und ich befürchte, dass es noch schlimmer wird und wir bald solche Zustände haben wie damals, nur mit Machthabern eines anderen Lagers.

Sie setzen wohl die Verwendung des Begriffs 'sozial' bei diesem "anderen Lager" mit dem Begriff 'sozialistisch' bei dem einschlägigen Lager gleich?

Und dabei ist es egal, ob der Name der regierenden Partei CDU, SPD, AFD oder Grüne heißt. Die Politiker aller Parteien rotieren derweil in ihrer Idiotie wild herum. Man hat den Eindruck, dass es sich dabei, um ein Rudel gemeingefährlicher Psychopathen handelt. Wählbar ist in meinen Augen von denen keine einzige Partei. Die wenigen Politiker, die noch mit Verstand agieren, haben dort sowieso schon lange nichts mehr zu sagen.

Diesen Eindruck kann ich zwar auch nicht ganz vermeiden, würde ihn aber bislang eher auf die Parteien begrenzen, deren einziger wirklicher Programmpunkt in der Essenz "An die Macht kommen und dort bleiben" lautet. Die Parteien, bei denen man tatsächlich noch Inhalte erkennen kann, zeigen dadurch m. E. schon ein gewisses Sachinteresse, das über den Willen zur Machtausübung hinausgeht. Auch wenn diese Parteien z.Zt. überwiegend im Rot-Grünen Spektrum zu verorten sind. Daher würde ich diese Pauschalisierung nicht nur nicht teilen, sondern sie auch als gefährlich für unsere politische Kultur in der Bevölkerung bezeichnen, weil sie auch die Politikverdrossenheit fördern. Letztlich genau das, was diese Rechtsaussengruppen auch anstreben, weil sie sich daraus speisen. Mit anderen Worten: Was soll diese Pauschalisierung? Oder habe ich es hier einen etwas verkappteren Beitrag zur Agenda einer Geisteshaltung zu tun, die alles will, was die Nazis wollten, nur nicht so genannt werden?

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