Bitte nochmals meine Einlassung zum Thema gründlicher lesen und dabei mal die bequeme Gegenwartsperspektive verlassen, dann dürfte evtl. auch Ihnen eine Idee kommen, warum nach der Machtergreifung plötzlich die Zustimmung für das Regime in der Öffentlichkeit nach oben ging.
Einfach mal als eher rezenter Vergleich, ohne damit die Ungeheuerlichkeit des 3. Reichs relativieren zu wollen:
Die systematische Indoktrination von Kindesbeinen an, oktruierte gegenseitige gesellschaftliche Überwachung, ständige Angst vor Denunziation und öffentlichkeitswirksame Darstellung des Widerstands als Verbrechen gegen die Sozialgemeinschaft und damit den eigenen Status haben in der DDR zur Etablierung des "Doppel-Denk" geführt, zu einer Aufspaltung zwischen offenkundig zustimmender bis zujubelnder öffentlicher Meinung vs. einer kritischen und widerstrebenden privaten, aber nicht äußerbaren Meinung.
Jeder Diktator verfährt nach dem Grundsatz: "Halte das Volk in Angst und es jubelt dir zu!"
Und die NSDAP hatte nun mal leider sehr fähige Propagandisten, die sich auf's perfideste mit psychologischen Taktiken und Massenmanipulation verstanden, zugleich aber auch mit Geheimpolizei und offen gezeigter Unterdrückungsgewalt den Mut zum Widerstand zu brechen verstanden.
Von daher rate ich Ihnen, sich bei der Bewertung vermutlich auch Ihrer eigenen Vorfahren in die Lebenswirklichkeit dieser Zeit zu versetzen und nicht vom hohen Ross der heutigen Gesellschaftsordnung und komfortablen Lebensumstände auszugehen.