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  • Daniel KaPunkt

456 Beiträge seit 17.12.2016

Weder rechtsradikal noch nationalistisch

Die Durchsage:

"Liebe Fahrgäste, unser Zug hat wegen der Entschärfung einer Bombe, die die Westalliierten auf die unschuldige Bevölkerung Frankfurts abgeworfen haben, zur Zeit fünfundvierzig Minuten Verspätung."

zeugt von Unwissen und Naivität. Im Krieg werden nicht Zivilisten, sondern Infrastrukturen, Versorgung manchmal sogar kulturelle Identität zerstört. Die Zivilbevölkerung wir im Zuge dessen in "Mitleidenschaft" gezogen. Sie ist in jedem Fall unschuldig, aber nicht primäres Ziel der Zerstörung.

Aussagen wie:

[...] die alliierten Bomben im Jahr 1945 eine Nation aus Mitläufern und Mittätern, die das Naziregime erst ermöglicht haben, dorthin befördert haben, wo sie hingehört - und bleiben wird.

sind dahingehend zutiefst menschenverachtend. Kein Mensch hat es verdient, aufgrund einer Meinung, Entscheidung oder nur seiner Existenz an einem bestimmten Ort, willkürlich verstümmelt oder getötet zu werden oder Angehörige auf diese Weise zu verlieren. Dies gilt für alle Menschen!

Auf die Frage, ob es im Sinne der Bahn ist, dass Personen mit rechtsradikalen Kontakten und Überzeugungen tagtäglich Menschen aller möglichen Nationalitäten, Konfessionen und Hintergründe befördern, [...]


muss natürlich eine Antwort kommen. Dennoch ist und bleibt die Bahn die größte multiethnische Arbeitgeberin in Deutschland. Menschen mit eingeschränkter oder fokussierter politischer Einstellung können durch Inklusion erst Respekt und Toleranz erleben, erfahren und erlernen. Für viele ist erst eine gemischte Arbeitsumgebung der Anfang einer offenen, liberalen Lebensweise. Sozusagen ist es der pädagogische Auftrag der Bahn die Meinungsvielfalt der Gesellschaft wiederzuspiegeln und versöhnlich zu vereinen. Das es dabei zu Konflikten kommt, liegt auf der Hand.

Es war sicher richtig die Bahn auf den Vorfall aufmerksam zu machen. Das persönliche Empfinden ob der Radikalität der Ansage hätte genau so überdacht werden müssen, wie die Reaktion der meißten Kommentatoren. Nach dem Mord an Hernn Walter Lübke durch einen Rechtsradikalen jemanden, aufgrund einer wirklich dämlichen Ansage, in die gleiche Schublade zu stecken zeugt von wenig Empathie und Weitsicht. Der Verfasser macht sich damit sogar gleich mit den gesellschaftlichen Schichten, die er anklagt.

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