Im Artikel wird Harald Schmidt mit folgenden Worten zitiert:
"Wem das Wahlergebnis nicht passt, der muss die Wahl abschaffen oder die Politik so ändern, dass das Wahlergebnis anders ausfällt".
Was soll das denn jetzt?
Populisten können erzählen, was sie wollen, ja, sie können den Wählern versprechen, sie in eine Zeit vor den vielen Krisen - Krisen, mit denen die Politik natürlich nur schwer zurechtkommt - zurückzubeamen. Alles ganz easy! Die EU nervt mal wieder? - Einfach raus. Kein billiges Gas mehr aus Russland? - Einfach Putin alles zugestehen, was er gerne möchte. Du willst weiter Verbrenner fahren? - Kein Problem, Klimawandel hin oder her, "Diesel ist Super" (AfD-Wahlplakat). Zu elitärer, abgehobener Politikbetrieb? - Ach was, "Ihr seid der Chef. Ich bin euer Werkzeug." (Kickl-Wahlplakat).
Das Riesenproblem ist, dass die süßen Versprechungen auch dann noch geglaubt werden, wenn längst offensichtlich ist, dass sie völlig unrealistisch sind. Ohne EU ist Deutschland wirtschaftlich noch erheblich ärger am Sack. Billiges Gas gibt's nur unter der Bedingung, dass Deutschland seine Westbindung und den Kern seiner Verteidungsfähigkeit faktisch aufgibt, damit auch seine immer noch starke Rolle, die es in Europa spielt - ein indiskutabel hoher Preis. Und der Klimawandel fragt nicht danach, ob wir gerne weiter Verbrenner fahren wollen - er wird unerbittlich zuschlagen, wenn wir weiterhin wie eh und je CO2 in die Atmosphäre blasen.
Die Populisten können die schlimmsten Affären veranstalten (siehe Ibiza in Österreich); sie können im Einzelfall erwiesenermaßen kriminell sein, vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft sein und menschenverachtendes Zeug von sich geben - und werden eben trotzdem gewählt. Weil ihre Versprechen eben so unglaublich attraktiv sind, ungeachtet ihrer Validität. Ernsthafte Politik kann dagegen nicht anstinken, niemals.
Ein Teufelskreis setzt ein: Die so genannten "etablierten Parteien" versprechen ihrerseits alles Mögliche und können es in Regierungsverantwortung natürlich nicht halten. Was den Populisten eine Steilvorlage nach der anderen liefert. Im Ergebnis erodiert die politische Kultur - wir sehen gerade dabei zu.