Erster Schwede schrieb am 21.04.2023 08:55:
Diese zentrale Infrastruktur ließe sich dann wohl auch kostengünstiger umrüsten auf Wasserstofftechnologie...wodurch die Verfassungseinwände wohl entfielen.
Das mit dem Tanker-LH2 für Wasserstofftechnologie ist für mich zu 95% Greenwashing.
Ich weise immer gern darauf hin: Wasserstoff lässt sich (bei Temperaturen über -240 °C) nicht durch Kompresson verflüssigen.
Und zumindest bei Normaldruck hat einen Siedepunkt von -253 °C oder 20 Kelvin. Es ist enorm energieaufwendig, mit Kryokühlern diese Temperatur zu erreichen. Bei den -162°C oder 100 Kelvin von Methan ist das erheblich einfacher.
Dazu hat flüssiger Wasserstoff eine Dichte von gerade mal 70 Gramm pro Liter. Und deshalb pro Liter nur ca. ein Viertel der Energiedichte von Dieselkraftstoff.
Außerdem lässt sich Wasserstoff per Elektrolyse oder Thermolyse aus Wasser und EE-Überschüssen lokal erzeugen und viel realistischer mit überschaubarem Druck (Größenordnung 100 bar) in unterirdische Salzkavernen pumpen. Und von da aus mit Pipelines an die Verbraucher - Industrie und Kraftwerke - liefern.
Ich sehe da echt keinen Grund, warum man LH2 um den Globus schippern sollte. Rein von den Standortfaktoren her dürfte sich die Industrie, die sehr viel Wasserstoff braucht (z.B. Ammoniak-Herstellung für Kunstdünger und E-Fuel-Produktion) eh da ansiedeln, wo er billig ist. Wasserstoff aus sonnenreichen Wüstenstaaten nach Deutschland zu schippern, um da Ammoniak draus zu machen den man wieder im Tanker um die Welt schippert dürfte überholt sein.
Aber zurück zum Thema: Jetzt zu behaupten, man könnte die Terminals ja auch für Wasserstoff nutzen, ist ein prima Argument, um Kritik an der Investition in fossile Infrastruktur abzuwenden. Wie irrsinnig LH2-Terminals sachlich betrachtet wären, kann man da ja geschickt unerwähnt lassen.