Zuerst, dank an Goedart Palm, eindrucksvoller Artikel.
"..und das mit Recht, denn alles was entsteht, ist's wert,
dass es zugrunde geht." Des Pudels Kern also.
Hi Tloen.
> Weiß ich alles, kenne ich alles, hätte ich selbst schreiben
> können.
Geht mir aehnlich...
> Vielleicht ist der Abschied für Menschen wie mich sogar
> noch etwas schwieriger, weil sie sich insgeheim Besserung
> durch Einsichten erhoffen, d.h. ihrem rationalistischen
> Wahn regelmäßig erliegen, wenn sie gerade nicht so genau
> hinschauen und in sich selbst lange Argumentationsketten
> und Systementwürfe ausbrüten, wie es für manische Nerds
> (oder Privatgelehrte) so typisch ist.
Prinzip Hoffnung. Wo eine gute Diagnose ist, gibt es eventuell
auch eine Therapie. Neu nachdenken. Bei Null anfangen. Warum
haben wir einen Gesellschaftsvertrag? - Wir tragen ja nicht
so viele Nachteile davon, wie unser Gejammer einen manchmal
glauben machen will. Die Grundversorgung steht. Dahinter
wird es allerdings brenzlig. Alles was ueber "ein Dach ueberm
Kopf, was zu essen, Krankenversorgung" hinausgeht, scheint
marode, durchsetzt von einem gut gemeinten, aber voellig
derangierten Wettbewerbsprinzip - das gilt besonders, fuer
die eingezwaengte Politik.
> Der sonderbarste Augenblick ist immer jener der
> Desillusionierung, wenn alles ganz nackt dasteht und die
> Mühen und Wünsche, sich bekleidet zu halten, ihren Anspruch
> nicht mehr einlösen können.
Ein Augenblick der Klaerung. Nietzsche haette seine helle
zarathustrische Freude daran. Vom Berg kommt er geklaerten
Geistes und verkuendet eine neue Wahrheit, einen neuen Weg,
wenn er auch fuer die Imaginationskraft der Talbewohner
zu kompliziert zu verstehen ist und sie sich unterwegs
voellig verirren. Der Rest ist Geschichte.
> Ist das nicht die Angst, dass hinter der Maske noch eine
> zweite Maske steckt und die erste Maske, seinen Träger
> immerhin zu einem Schauspiel zwingt, dass durch die Restriktionen
> der Rolle, immer auch etwas Gutes transportiert, während die
> zweite Maske, "die Wahrheit", nur eine Fratze ist? Wie kann
> man dieser Doppelbödigkeit entkommen?
Ein Entkommen gibt es nicht. Nehmen wir noch einen Literaten
beiseite, dessen Jubilaeum gerade gefeiert wurde. Siddartha
sitzt am Fluss und erkennt, dass es nichts gibt, was sich
nicht in fliessender Bewegung befaende. Die einzige Konstante
ist, dass es keine Konstane gibt - und das finde ich eine
sehr weise Einsicht. Sie bedeutet, dass alle Festlegung, die
temporaer noetig ist, doch einer natuerlichen Revolution
unterliegt. Diese immanente Wandelbarkeit bedeutet auch,
das es trotz der vermeindlichen Einsicht in das politisch
korrekteste, beste, .. System, dieses doch immer nur ein
Vorlaeufer eines Nachfolgers, der selbst wiederum nur ein
Vorlaeufer ist, sein kann.
Aber es besteht Handlungsbedarf. Was fuer die Nachkriegs-
generation ging, geht heute nicht mehr. Aus welcher Ecke der
Impuls kommen soll, weiss ich allerdings auch nicht. Die
Macht des Wortes ist angesichts der Medialpenetration sehr
eingeschraenkt - was ja auch "Der Ruck" deutlich bestaetigt.
> Die Aufklärung versucht die Maske hinter der Maske sichtbar
> zu machen, zugleich nimmt sie, durch den Diskurs der Vernunft,
> auch wieder am Maskendesign teil. Man kann ihr also nicht
> entkommen.
Man kann schon, aber nicht ohne seinen gewohnten Standpunkt
der klassischen Dualitaet zu verlassen. Siehe zum Beispiel
"http://www.goethe.de/uk/bos/deutsch/Programm/Archiv/2000/Depslot200.
htm"
> Was wäre denn nun eine gute Maske, wer stellt sie her und
> was stellt sie da? Die alten Fetische haben ihre Kraft verloren.
> Wie sehen die neuen aus?
Wer kann das wissen? Eine gute Maske, soviel weiss ich noch
aus der Maske beim Theater, braucht halt seine Zeit.
> Tloen
Gruss Felix
"..und das mit Recht, denn alles was entsteht, ist's wert,
dass es zugrunde geht." Des Pudels Kern also.
Hi Tloen.
> Weiß ich alles, kenne ich alles, hätte ich selbst schreiben
> können.
Geht mir aehnlich...
> Vielleicht ist der Abschied für Menschen wie mich sogar
> noch etwas schwieriger, weil sie sich insgeheim Besserung
> durch Einsichten erhoffen, d.h. ihrem rationalistischen
> Wahn regelmäßig erliegen, wenn sie gerade nicht so genau
> hinschauen und in sich selbst lange Argumentationsketten
> und Systementwürfe ausbrüten, wie es für manische Nerds
> (oder Privatgelehrte) so typisch ist.
Prinzip Hoffnung. Wo eine gute Diagnose ist, gibt es eventuell
auch eine Therapie. Neu nachdenken. Bei Null anfangen. Warum
haben wir einen Gesellschaftsvertrag? - Wir tragen ja nicht
so viele Nachteile davon, wie unser Gejammer einen manchmal
glauben machen will. Die Grundversorgung steht. Dahinter
wird es allerdings brenzlig. Alles was ueber "ein Dach ueberm
Kopf, was zu essen, Krankenversorgung" hinausgeht, scheint
marode, durchsetzt von einem gut gemeinten, aber voellig
derangierten Wettbewerbsprinzip - das gilt besonders, fuer
die eingezwaengte Politik.
> Der sonderbarste Augenblick ist immer jener der
> Desillusionierung, wenn alles ganz nackt dasteht und die
> Mühen und Wünsche, sich bekleidet zu halten, ihren Anspruch
> nicht mehr einlösen können.
Ein Augenblick der Klaerung. Nietzsche haette seine helle
zarathustrische Freude daran. Vom Berg kommt er geklaerten
Geistes und verkuendet eine neue Wahrheit, einen neuen Weg,
wenn er auch fuer die Imaginationskraft der Talbewohner
zu kompliziert zu verstehen ist und sie sich unterwegs
voellig verirren. Der Rest ist Geschichte.
> Ist das nicht die Angst, dass hinter der Maske noch eine
> zweite Maske steckt und die erste Maske, seinen Träger
> immerhin zu einem Schauspiel zwingt, dass durch die Restriktionen
> der Rolle, immer auch etwas Gutes transportiert, während die
> zweite Maske, "die Wahrheit", nur eine Fratze ist? Wie kann
> man dieser Doppelbödigkeit entkommen?
Ein Entkommen gibt es nicht. Nehmen wir noch einen Literaten
beiseite, dessen Jubilaeum gerade gefeiert wurde. Siddartha
sitzt am Fluss und erkennt, dass es nichts gibt, was sich
nicht in fliessender Bewegung befaende. Die einzige Konstante
ist, dass es keine Konstane gibt - und das finde ich eine
sehr weise Einsicht. Sie bedeutet, dass alle Festlegung, die
temporaer noetig ist, doch einer natuerlichen Revolution
unterliegt. Diese immanente Wandelbarkeit bedeutet auch,
das es trotz der vermeindlichen Einsicht in das politisch
korrekteste, beste, .. System, dieses doch immer nur ein
Vorlaeufer eines Nachfolgers, der selbst wiederum nur ein
Vorlaeufer ist, sein kann.
Aber es besteht Handlungsbedarf. Was fuer die Nachkriegs-
generation ging, geht heute nicht mehr. Aus welcher Ecke der
Impuls kommen soll, weiss ich allerdings auch nicht. Die
Macht des Wortes ist angesichts der Medialpenetration sehr
eingeschraenkt - was ja auch "Der Ruck" deutlich bestaetigt.
> Die Aufklärung versucht die Maske hinter der Maske sichtbar
> zu machen, zugleich nimmt sie, durch den Diskurs der Vernunft,
> auch wieder am Maskendesign teil. Man kann ihr also nicht
> entkommen.
Man kann schon, aber nicht ohne seinen gewohnten Standpunkt
der klassischen Dualitaet zu verlassen. Siehe zum Beispiel
"http://www.goethe.de/uk/bos/deutsch/Programm/Archiv/2000/Depslot200.
htm"
> Was wäre denn nun eine gute Maske, wer stellt sie her und
> was stellt sie da? Die alten Fetische haben ihre Kraft verloren.
> Wie sehen die neuen aus?
Wer kann das wissen? Eine gute Maske, soviel weiss ich noch
aus der Maske beim Theater, braucht halt seine Zeit.
> Tloen
Gruss Felix