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  • Feuermelder

mehr als 1000 Beiträge seit 23.01.2005

Re: Bewusstsein!

Fasti Narbeit schrieb am 25. Juli 2013 12:49

> > Wie wirkt sich so ein langer erzwungener psychiatrischer Aufenthalt
> > auf das Selbstbild eines Menschen aus?

> Wie schon? Aufbauend auf vorhandenem mentalen Rüstzeug 
> entwickelt (oder versucht es zumindest) 
> die Kreatur der veränderten Umgebung angepaßte 
> biologische und emotionale Überlebensstrategien 
> und wendet diese an.

Klar! Der Punkt ist, dass so etwas wie Zwangspsychiatrien überhaupt
gibt. 


> Die Kreatur wird in diesem Prozess selbstverständlich 
> nicht hilflos sich selbst überlassen, sondern bekommt
> Hilfestellung in Form eines an ein psychiatrisch-dogmatisches
> Menschenbild angelehntes Reglementariums.

Klar! Aber jeder hat das Recht dazu schlicht und einfach Nein zu
sagen! Ich lebe nicht in einem hoch totalitären Scheiss-System. Kann
ich dazu nicht mehr Nein sagen, ist das ja fast schon wie eine Art
Krieg gegen die "Primitiven". 


> Da dessen Einhaltung das Leben in besagter Umgebung erheblich 
> erleichtert, wird die Einhaltung bisweilen als Handlung im 
> Rahmen eines Eigeninteresses empfunden und selbsttätig (im Rahmen
> der jeweiligen Kreatur zu eigenen Möglichkeiten) gewährleistet.

Ganz egal, wie der Rahmen ist, will ich ihn nicht, dann will ich ihn
nicht. PUNKT. 


> Die ständige Anwendung besagter Überlebensstrategie festigt diese,
> ehemals für andere Umgebungen ausgeübte Stategien verlieren ihre
> Integrität, wiederum, andere Strategien für differente Umgebungen
> (da draußen) können mangels Impulsen und Notwendigkeiten nicht 
> angewandt, neu erlernt, erhalten, etc. werden.

> Voila ! Der neue Drehtürpatient ist geboren.

Ganz schlimm! 


> Nicht immer, aber auch nicht selten ... 

> Die Frage war nach dem Selbstbild.

> Manche finden sich damit ab, 
> geben sich auf/hin, 
> einige konzentrieren sich auf die positiven Aspekte,
> viele akzeptieren ab einem gewissen Punkt, 
> daß sie ohne zumindest zeitweisen Aufenthalt in beschriebender
> Umgebung nicht mehr existieren können,

Genau deshalb ein Verbot von Zwangsbehandlungen! 


> die Einen akzeptieren das Bild, das Psychiater von ihnen zeichnen und
> machen es sich zu eigen,

> nunja, und die Anderen halt nicht, die empfinden Demütigung und die
> "gewonnenen" Erfahrungen als Ballast ...   

Ich vermute, die wenigsten empfinden es nicht als Ballast. 


> > Denken geschieht immer auch in Schritten, lässt sich so einteilen.
> > Ein Freund von mir denkt bei bestimmten Themen immer in eine negativ
> > Richtung, er zeichnet da schwarz, malt kleine Horrorszenarien. Ein
> > oder zwei Stichworte reichen als Anstoß aus, man kann fast sehen, wie
> > die Gedanken dann immer in die gleiche Richtung laufen, und er
> > verhält sich dabei so, als ob das, was er beschreibt, unausweichlich
> > wäre. Er kommt immer wieder zu den gleichen Schlüssen, obwohl die von
> > ihm angenommene Zukunft noch weit weg ist. 

> Die inneren Prozesse Ihres Freundes scheinen auf ein Spannungsfeld
> zwischen
> negativer Erwartungshaltung und selbsterfüllender Prophezeiung
> geeicht.

Ja! So kann man das formulieren. Er "knallt sich" (ist der Reiz
gegeben) soviel Negativ-Vorstellungen vor Augen, dass er dananch
immer wieder stark den Gegenpol braucht - "aber die Welt ist ja doch
gut und ich arbeite fleißig daran". Ich kenne das ein wenig von mir,
aber ich weiß es und kann vom Geschehen abstrahieren, also die Logik
darin zu sehen - Metaperspektive. Im Grunde ist es ja einfach: Steht
man zu den eigenen Gefühlen und Gedanken, dann steht man eben dazu
und verwirft sie nicht sofort. Sie sind einfach so da, sind keine
Störung, müssen nicht aufgehoben/korregiert werden! Aber wenn einem
vermittelt wird, wie z.B. bei mir der Fall, "dass du erst was taugst,
wenn du eine Industrie aus dem Boden gestampft hast ......", und
diese Forderung tief im Unbewussten sitzt, dann ist es gar nicht so
einfach, sich nicht permanent selbst immer (wie von außen) wieder
kritisch zu sehen - aber halt mit einer Kritik, die nicht vom Selbst
kommt, sondern von außen induziert wurde. 

Ein relevanter Aspekt ist natürlich immer auch die Gesellschaft! "Ich
will auf meine Art gut leben, mit denen, mit denen ich mich tief
verstehe (positives Bekräftigen)"! Geselslchaft hat das zu
unterstützen, und nicht gegenzufunken! 


> Bedeutet meines Erachtens aber immer auch eine Überlebensstrategie,
> die in einer bestimmten Lebensphase Sinn ergeben hat, oder es
> weiterhin tut.

Ja! Das Problem mit solchen Strategien ist, dass sie auch dann noch
laufen, wenn sie nicht mehr oder nicht mehr so angebracht sind. 


> > Was ist, wenn Menschen die
> > Basen ihrer Interpretationen gar nicht bekannt sind, sie da gar nicht
> > hinsehen? Wenn die Ursachen von Verhalten nicht geläufig sind,
> > verdrängt oder so? Sind das Manipulationsstellen?

> Arbeitsthese: Es könnte vielleicht sein, daß die Definition des
> Menschen als rationales Wesen völliger Humbug ist, die unbestreitbare
> Fähigkeit rational begründete Denk- und Handlungsmuster an den Tag zu
> legen aber darauf hindeutet, daß das die Hirnfunktion des Tiers
> Mensch im Vergleich zu anderen Tieren u.a. um einen rationalen Aspekt
> erweitert ist.

Hmm! Wenn es um einen rationalen Aspekt erweitert ist, dann ist es so
erweitert! Also die Ratio hat eine Funktion - und wie ich meine -
jetzt mal als Gegenthese - eine zentrale! 

Und: Vll. lässt sich das auch schwer verallgemeinern! These:
Rationalität (im Sinne von Quote, Bestimmung des Verhältnisses,
Festlegung des Maßes) ist ganz unterschiedlich verteilt - warum auch
jetzt immer! 


> Wäre es logisch weitergedacht dann nicht vielleicht pure individuelle
> wie kollektive Selbstkasteiung (guter alter abendländischer
> Tradition), den Menschen vervollkommnen zu wollen, indem man zueigene
> tierische Aspekte fortwährend versucht zu negieren, niederzuringen?

Klar, aber Rationaliät sehe ich nicht als zwingenden Gegensatz zu
Emotion und Trieb. Beides kann da sein! Nur die Rationalität kann es
eben steuern - "ich sehe wie es funktioniert!" Und: Kenne ich
Funktionen, kann ich womöglich ganz neue gute Emotionen erschaffen. 


> Wäre der Mensch eine von subjektivitäten geschüttelte kleine Husche,
> wäre er auch hochgrading manipulierbar ... 

Kommt darauf an wie er damit umgeht! 


> > Ich meine, Menschen brauchen gute, starke Selbstbilder, wir wollen
> > insbesondere mit den Menschen, die uns liegen, tiefe Beziehungen
> > eingehen, gemeimsam in und durch das Leben gehen, gemeinsam Wachsen.
> > Was ja sehr schön sein kann. 

> All das brauchen Menschen nicht unbedingt im Rahmen einer nackten
> Existenz.

Doch - wenn es eine menschliche Existenz sein soll und nicht eine pur
tierische! 


> > Menschen, wie eben in solchen Anstalten, vom Leben, von den
> > natürlichsten Bedürfnissen fernzuhalten, ist schlicht ulta brutal.
> > Bob

> Jaja, schon richtig.
> Aber wer sollte das ändern? 
> Wie sollte z.B. jemand, der in so einer Einrichtung arbeitet genügend
> Empathie an den Tag legen, daß er die Tragweite der Verhältnisse
> erfassen könnte, ohne selbst einzufahren ...? 

Tja, hier ist halt Politik angesagt. Man sehe wie die Norweger oder
Finnen mit Problemen umgehen! 
Bob 



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