also, es ist nicht so einfach wie Nowak annimmt:
Der brasilianische Agrosektor ist in nicht unwesentlichem Umfang in der Hand (westlichen) Kapitals, allen voran aus den USA.
https://theintercept.com/2019/08/27/amazon-rainforest-fire-blackstone/
Brasiliens Wirtschaft ist ein neolibeales Musterland, das Land ist wie Deutschland auf den Export ausgerichtet, und es wäre sicher verlogen, diese Ausrichtung allein auf die Brasillianer, Bolsonaro & co, zurückzuführen, er ist eine Folge der vom westlichen Kapitals angetriebene Durchsetzung des neoliberalen Modells globaler Arbeitsteilung.
https://oec.world/de/profile/country/bra/
der größte Anteil am Export fällt in der Tat auf den Agrosektor, nicht unwesentlich ist aber auch der Anteil des Automobilsektors, was wohl daran liegt, dass dieser auch in großem Maße in Hand des (westlichen) Kapitals ist (von BMW bis VW ist alles da). Der Anteil des extraktiven Sektors (Erdöl und Eisen) ist auch groß, es ist auch im Wesentlichen in der Hand westlichen Kapitals (US, UK; Canada, Australien) und soll unter Bolsonaro ausgeweitet werden.
https://www.mining-technology.com/features/featurethe-10-biggest-foreign-owned-mines-in-brazil-4415407/
Hier ist tatsächlich die Frage, wer die größte Verantwortung für die fortlaufende Zerstörung des Urwalds trägt, die ja nicht erst jetzt begonnen hat.
Der industrielle Agrosektor, der Sojabohnen und Zuckerrüben produziert, scheint zumindest nach Außen, aus Sorge von Sanktionen und Exporteinbußen, sich mäßigend auf die Zerstörung des Urwalds einzuwirken. Die Zerstörung des Urwalds würde auch klimatische Veränderungen nach sich ziehen (zu Wassermangel führend), die der Landwirtschaft stark schaden würden. Anders ist es wiederum mit der Viehzucht. Angeblich wurden viele der Feuer von Viehzüchtern und kleineren Farmern angelegt, in Komplizenschaft mit der brasilianischen Regierung, von der sie sich rhetorisch und praktisch ermutigt sahen.
Natürlich sind Bolsonaro, seine Umgebung, die nationalen Oligarchen, und die Teilen der brasiliansichen Gesellschaft, die ihn an die Macht gespült haben, Täter und Mittäter, haben also eine unmittelbare Verantwortung für das Verbrechen, das sich dort ereignet. Aber sie allein und hauptsächlich verantwortlich zu machen, wäre in etwas so, als würde man die Naziverbrechen allein dem deutschen Fußsoldaten anlasten.
Ebenso heuchlerisch ist es, wenn sich die brasilianische Oligarchie auf die nationale Souveränität beruft und die heuchlerischen Proteste als neokoloniale und imperialistische Einflußnahme bezeichnet. Sie ist ja selbst Teil, wenn auch der lokal ausführende Teil, der kolonialen und imperialen Eroberung von Welt, Mensch, Gesellschaft und Natur, und ihrer Unterwerfung unter die Verwertungsbedürfnisse von (in erster Linie westlichem) Kapital. Bolsonaro & Co stehen ebenso wie seine angeblichen Kritiker um Macron für die Kontinuität der kolonialen und imperialen Eroberung und Ausplünderung des Planeten und der damit verbundenen Konsequenzen: Enteigung, Vertreibung, Mord, Genozid, Entwaldung, Ökozid, Artenmassensterben, Klimakrise usf
btw ... die Vernichtung des Urwaldes soll in Bolivien mitunter noch ausgeprägter sein als in Brasilien, und das unter dem "linksgerichteten" Morales, auch wenn dieser jetzt unter Druck aktiver in der Bekämpfung der Brände zu sein scheint. Er hat jedenfalls zuvor wie Bolsonaro rhetorisch und praktisch die Voraussetzungen geschaffen, dass sie extremer auftreten.