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  • joribo

mehr als 1000 Beiträge seit 06.09.2013

Re: Kernkraft in Finnland

Das bezweifel ich stark. Wenn Finnland statt 3 Mrd. am Ende 9 - 10 Mrd. Euro für den Reaktor zahlen müsste, würde man nicht auf die Idee kommen weitere Reaktoren zu bauen. Der geplante Block IV in Olkiluoto wurde ja auch von der finnischen Regierung abgesagt.

Nö, glaub ich nicht. Man würde sagen: "das ist teuer geworden durch die Dummheit von Areva, wir armen gutgläubigen Finnen mussten die Rechnung zahlen, wie ungerecht! " Aber man würde weiter an Kernkraft festhalten. Es gibt ja auch bereits ein fertiges Endlager.
O-4 wurde nicht richtig abgesagt sondern als PH losging war O4 sozusagen auf Reserve und die Baugenehmigung für einen dritten Neubau ( nach O3 und PH) die von der Regierung Katainen ja ausgesprochen worden war, wurde nicht in Anspruch genommen.

.....Dazu müsste ein grösserer Unfall kommen, kam aber nie.....
Nicht in Finnland.

Die Finnen gucken nicht über den Tellerrand. Sie leben auf einer kulturellen Insel. Nach Osten ist die Grenze zu Russland dicht. Finnen lernen auch normal kein russisch. Ist eine andere Sprachgruppe, schwer zu lernen.
Nach Westen ist erstmal der finnische Meerbusen, also kommt man nach Schweden nur per Schiff, was mühsam ist. Und schwedisch ist für Finnen auch mühsam. Ist in der Schule Pflicht, aber nicht beliebt (pakkoruotsi).
So leben die Finnen sprachlich und kulturell isoliert. Nur das Internet hat das etwas aufgemischt bei jungen Leuten, etwa so in den letzten 20 Jahren. Für die meisten einfachen Leute ist eine Erhöhung der Kaffeepreise wichtiger als Fukushima & Tschernobyl.

......Wohl auch deshalb weil der Ökofreak gar nicht verstehen konnte wie es funktioniert. Zerfallsketten sind eben schwieriger als Kohle verbrennen, was man vom eigenen Ofen kennt.....

Mitnichten. Noch nie etwas vom Traube-Skandal oder dem Fall Traube gehört? Klaus Traube war 1959 bis 1976 in der deutschen und amerikanischen Atomindustrie täig und zwar als Direktor des Fachgebiets Kernreaktoren der AEG, bei General Dynamics in San Diego und zuletzt als geschäftsführender Direktor der Kraftwerk-Union-Tochterfirma Interatom. Dort war er verantwortlich u. a. für Entwicklung und Bau des Brutreaktors in Kalkar und Autor der Bücher "Gegen den Atomstaat", "Billiger Atomstrom? Wie die Interessen der Elektrizitätswirtschaft die Energiepolitik bestimmen", "Plutonium-Wirtschaft? Das Finanzdebakel von Brutreaktor und Wiederaufarbeitung", "Der Atom-Skandal. Alkem, Nukem und die Konsequenzen", u.a. .
https://de.wikipedia.org/wiki/Lauschaff%C3%A4re_Traube

Oder das Öko-Institut e. V., dass seit 1977 ausgewiesene Fachleute beschäftigt oder beauftragt und dessen Fachleute auch in Fukushima als Gutachter eingesetzt wurden?

Klar, kenn das alles, war selber Ökfreak seit 1977 und bei den Grünen, habe Traubes Bücher gelesen. Aber die normalen Ökofreaks wussten definitiv NICHT wie ein KKW funktioniert. Bei Traube und eingen sehr wenigen anderen handelt es sich um umgekippte Leute der Kernkraft. Die normalen Ökos waren aber keine Kernphysiker sondern aus nichttechnischen Berufen. Ich fragte 1980 einen Erzöko mit Bart und selbstgestricktem Wollpullover: "wenn du so gegen Kern bist, weisst du denn wies funktioniert?"
Antwort: "Nein. Muss ich auch nicht. Will ich auch nicht. Reicht mir zu wissen dass es alles Scheisse ist." Also Mitläufermeinung oder die emotionale Korrelation Atombombe- Atomkraftwerk. Das war die grosse Masse Mensch.

Finnland scheint überhaupt ein sehr opportunistisches Land zu sein. Aber das bringt wohl auch die Lage des Landes mit sich.

In den 50ern und 60ern opportunistisch in der Weise dass sie den kalten Krieg nur geringfügig mitgemacht haben, aber den Osthandel massiv ausgebaut. Dieser war initiirt worden durch die Kriegsreparationszahlungen die Finnland an die CCCP zu leisten hatte. Vereinfacht gesagt, kam die Situation wo die Russen sagten: "ok die Kriegs-Schulden habt ihr abgezahlt aber eure Produkte sind gut, liefert mal weiter, wir bezahlen euch das". Und das taten sie zB mit Lokomotiven oder sonstigen Gütern. Auch hatten die Bauern damals alle ZETOR-Traktoren. Und es liefen viele Wartburgs rum. Das war so die Ära Kekkonen und Nachfolger. Die Monopolstellung Finnlands im Osthandel hat das Land recht schnell wieder aufgebaut nach Kriegsende. Das Ganze flaute dann nach dem kalten Krieg ab weil Finnland nicht mehr der Haupt-Kanal für Osthandel war. 1992 brach die CCCP zusammen und Finnland gleich mit. Erholte sich sehr langsam wieder, sackte aber in letzter Zeit durch den Liberalismus stark ab. Viele wandern aus.

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