Diese Geschichte zeigt sehr gut, wie unterschiedlich die Sicht der Politik und der Wirtschaft sein kann (und wer am Ende gewinnt?).
Im kalten Krieg war das Problem, dass die Russen Kommunisten waren (und die wollen einem immer alles wegnehmen). Zu mindestens war das das gängige Narrativ.
Plötzlich waren die Russen nicht mehr Kommunisten. Das Problem hatte sich in Luft aufgelöst.
Nach 1989 war man in der deutschen Wirtschaft euphorisch. Man glaubte mit Aufträgen aus Russland für die nächsten 20 Jahre, die Fabriken zu füllen. Man stellte Russen ein, entwickelte Osteuropa- und Russlandstrategien und versuchte Joint Ventures mit russischen Kombinaten zu bilden. Anfangs waren es nur die großen Konzerne, später kamen einige Tausend KMUs dazu und gründeten Tochterfirmen in Russland.
Russland wurde als riesiger neuer Markt gesehen, der mit billigen Rohstoffen bezahlen konnte.
Diese Sicht hatten vermutlich auch einige deutsche Politiker.
Für viele westliche Staaten (nicht nur die USA) bestand nach der Wiedervereinigung die Befürchtung, dass die Deutschen mit den Russen in irgendeiner Weise zusammenarbeiten ("Geist von Rapallo") würden und das Machtgefüge in Europa sich entscheidend ändert. Frankreich bestand deshalb auf der Einführung einer gemeinsamen Währung, um Deutschland stärker einzubinden.
Für die USA blieb Russland der Gegner, ob es nun Kommunisten waren oder Kapitalisten.
Daher betrieben sie die NATO-Osterweiterung ohne Rücksicht auf andere Interessen.
Von der europäischen Politik wurden die wirtschaftlichen Interessen Deutschlands nicht verteidigt. Weil man es vielleicht gar nicht wollte (UK, Dänemark, Polen) oder weil man zu schwach war (Sarkozy, Merkel). Es hätte Politiker geben müssen, die gewagt hätten den USA zu widersprechen. Gab es aber nicht (mehr).