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  • Lord Chao

mehr als 1000 Beiträge seit 10.01.2000

Definitionen

Beim Überfliegen der Überschriften der Kommentare ist mal wieder klar
geworden, welche unterschiedlichen Definition ihrer selbst die
meisten Poster hier haben.

Sicherlich haben nationale Identitäten oder religiöse Überzeugungen
vielen Menschen geholfen, eine Identität zu finden. Als jemand, der
in D geboren wurde, fand ich es schon seltsam, daß man es geschafft
hat, zwischen 'Deutschen' und 'Juden' zu differenzieren, eigentlich
unvergleichliche Kategorien.

Auch heute ist Friedmann in erster Linie Jude, in zweiter Linie
Deutscher, wenn er in den Medien erwähnt wird. Auch wenn sich meine
Sympathie für eben jenen in Grenzen hält, ist er für mich in erster
Linie Mensch. Und auch in einem Land, das sich per Grundgesetz der
Religionsfreiheit verpflichtet hat, sollte seine Nationalität
stärkeres Gewicht haben, als sein Glauben.

Wer sich allerdings nicht unmittelbar als Mensch versteht, sondern
eine sonstige kulturelle Kategorie wie Religion oder Nationalität
vorzieht, wird auch alles, was er wahrnimmt, in diese Kategorien
einordnen wollen. Ob es paßt, oder auch nicht. Und so werden aus
Skeptikern Verschwörungstheoretiker, aus Kritikern der Bush
Administration potentielle Unterstützer des Terrors und aus Kritikern
der israelischen Siedlungspolitik Antisemiten.

Aber Menschen haben die gleichen einfachen Bedürfnisse: Genügend
Nahrung, einen sicheren Platz zu schlafen und Gesellschaft. Keine der
am meisten verbreiteten Religionen spricht 'ungläubigen' diese
Bedürfnisse ab, oder gönnt sie ihnen nicht. Jede der am meisten
verbreiteten Religionen kann durch Manipulation auch für diese Ziele
mibraucht werden.

Die Manipulationsfähigkeit der 'Massen' ist sicherlich abhängig von
deren Bildungsgrad. In Zeiten von Pisa ist da nicht weiter
verwunderlich, daß ein Bericht über eine sicherlich fragwürdige
Studie in den USA unmittelbar als Antisemitismus verstanden wird.

Ich kenne kein Land der zivilisierten Welt, das ohne dunklen Punkt in
der Vergangenheit auskommt, ebensowenig kein Volk, dem nicht Unrecht
widerfahren ist. Von daher sollte man sich klar sein, daß es sich
keine Nation der Erde erlauben darf, 'den ersten Stein zu werfen'.
Ich fände es allerdings bedauerlich, wenn meinungsbildende Elemente
in anderen Gesellschaften ausgeblendet würden, nur weil sie einen
hierzulande tabuisierten religiösen Bereich ansprechen.

mfg,
LC 
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