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  • Gast (18167)

52 Beiträge seit 26.05.2015

Pauschale Einseitigkeit hier im Forum?

Bin ein bisschen erstaunt darüber, dass man sich hier im Forum so
deutlich gegen den Autor positioniert (siehe Grünwelle), während man
mit Kritik am Bild des Islams, wie es hierzulande von BILD und
ähnlichen Pegida-nährenden Medien verbreitet wird und welches fester
Bestandteil der außenpolitischen Agenda unserer neoliberalen
"westlichen
Wertegemeinschaft" ist, spart. Ich bin das etwas ungewohnt vom TP
Forum. Ohne
irgendjemandem hier mit der Rassismuskeule begegnen zu wollen - die
dem Autor vorgeworfene Einseitigkeit kann ich durchaus auch unter den
Kommentatoren ausmachen und ich frage mich, wie viele der
Kommentatoren tatsächlich einmal einen Blick in den Koran geworfen
haben. Und ich frage mich, wie viele sich dessen bewusst sind, was
denn so an mit aufklärerischen Grundsätzen unvereinbaren Inhalten in
unserer Version dieses Märchenbuchs, der Bibel steht.

Nun ist es durchaus nachvollziehbar, den Islam oder besser
organisierte Religion im Grundsätzlichen zu kritisieren. Schließlich
wären der Menschheit ohne sie eine Menge Kriege erspart geblieben.
Insbesondere haben die Institutionen der organisierten Religion (z.B.
Kirchen) stets eine fragwürdige Rolle gespielt. Insofern kann von der
Religion Gefahr ausgehen und vor diesen sollte man durchaus warnen.
Das hat soweit mit Rassismus noch nichts zutun, gilt aber auch nicht
nur für den Islam, sondern genauso für Christen, Juden, Scientologen
usw. Besonders die Juden und das Christentum sind gar nicht so weit
entfernt vom Islam, trotz all der Beteuerungen der angeblich viel
größeren Primitivität des Islams, die ich nun immer wieder gehört
habe. Wenn man hingegen kritisiert, dass die Beschneidung bei Juden
eine Form von aufoktroyierter Körperverletzung darstellt, gilt man
sofort als Antisemit...?

Etwas anderes als legitime Religionskritik ist hingegen die
Pauschalisierung (etwa dem Islam als Ganzes die Gewalt vorzuwerfen,
die von einer Minderheit, die den Koran für die eigenen kriminellen
Zwecke missbraucht, die jedoch mit dem Islam absolut nichts mehr
zutun haben, ausgeht), die oft damit verknüpfte Gleichsetzung von
Islam mit Islamismus und das Absprechen der Religionseigenschaft
(erinnert mich an das im dritten Reich übliche Absprechen der
Eigenschaft eines Juden, ein Mensch zu sein). Und letzteres ist
durchaus ein Punkt, den der Autor meiner Meinung nach treffend
festgestellt hat.
Wo für mich dann durchaus die Ignoranz (besserer Begriff als
Rassismus) beginnt, ist, wenn man auch dort Inakzeptanz gegenüber
einer Religion zeigt und ihr Totalitarität vorwirft, wo von ihr gar
keine Herrschaft ausgeht, sondern die Säkularisierung Einzug erhalten
hat und die Religion sich dem Staatswesen unterordnet. Unter der
Voraussetzung von Letzterem ist ein friedlicher Glaube, so idiotisch
er auch sein mag, völlig akzeptabel. Dieses abzusprechen, gleicht für
mich einem verbalen Attentat auf die Glaubens- und Religionsfreiheit.
Das Wort Ignoranz (hier passender als Rassismus) trifft es für mich
dann durchaus! Denn wenn man die immer wieder von selbsternannten
"Islamkritikern" geäußerten Gedanken konsequent als Politik
fortführen würde, entstünde keine andere Situation als diejenige, die
dem Islam vorgeworfen wird: ein Glaubensdiktat, unter dem jeder
unliebsamen Meinung mit Berufung auf ihre angebliche Gefahr für die
Mitbürger ihr Recht abgesprochen werden kann.

Und nun färbt mich rot!

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