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  • hasbinz

mehr als 1000 Beiträge seit 17.08.2015

Re: Die Islamophilie der Intellektuellen ist irrational

tzefix schrieb am 31. August 2015 16:31

> Da wir wissen, dass der Islam auf der Interpretation seiner Schriften
> beruht, 
Das ist zwar insofern richtig, als daß selbst jeder Versuch der
wortwörtlichen Ausführung einer Schrift mit Gesetzen, Anweisungen und
Verboten (z.B. auch unsere staatlichen Gesetzestexte) implizit auch
eine - wenn auch einfache - Interpretation enthält.
Der Punkt ist hier jedoch: im Gegensatz zu anderen Religionen, wo die
Texte einen eher indirekt inspirierend weisenden Charakter haben, hat
der Koran den Anspruch, das direkte und 1:1 auszuführende Wort Allahs
zu sein, an dem nichts herumzuinerpretieren ist sondern der göttlich
eindeutig sei. Daß das insofern etwas zum Schmunzeln ist, als daß es
mehrere unterschiedliche Strömungen gibt, die jeweils meinen, die
alleinig gültige Interpretation zu haben, ändert nichts daran, daß
die Intention des Texts ganz offensichtlich ist, den
Interpretationsspielraum möglichst gegen Null zu drücken.

> stellt sich einfach nur die Frage, ob diese Forderung aus den
> Schriften herausgelesen werden _muss_. Und das sehe ich nicht so.
Ist zwar richtig. Insbesondere ist eine jedenfalls in westlich
geprägten Formen des Islams eine gängige Interpretation die, daß
nicht generell die Andersgläubigen abzuschlachten seien, sondern es
sich nur auf vermeintliche "Notwehr"-Situationen bezieht, wie die,
von denen sie (entgegen aller rationaler Auswertung der Datenlage)
meinen, daß sie damals den Grund für die Abschlacht-Wütigkeit der
Krieger um Mohammed gebildet hätten.

Was mich jedoch wundert, ist daß für dich die Frage zu sein Scheint,
ob es eine andere Interpretation gibt (ja, gibt es) womit die
genannte Forderung nicht aus den Schriften gelesen werden _muss_.
Denn das entkräftet trotz der tatsächlichen Existenz dieser anderen
Interpretation in keiner Weise die Ängste und Kritiken der
Islam-Kritiker. Insbesondere wäre da imho eine relevantere Frage,
welche variable Faktoren die Interpretation der Gewalt-Verse des
Korans und der Hadith beeinflussen und welche Risiken sich daraus
ergeben oder nicht. Insbesondere ist gerade diesbezüglich die Angst
der Islam-Gegner, wonach die Kompatibilität der gängigen Auslegung
mit unseren westlichen Freiheits- und Menschenrechts-Vorstellungen in
negativer Korrelation zum Prozentsatz der Muslime steht, nicht
einfach von der Hand zu weisen. Anders gesagt: Solange es nur eine
ganz kleine Minderheit ist, passen sie sich an, und je mehr sie sind
und Einfluss haben, desto mehr steigt die Tendenz, die religiösen
Regeln über die libertärere westliche Gesellschaftsordnung zu
stellen. 

> Und es ist überhaupt nicht logisch anzunehmen, dass
> Flüchtlinge/Einwanderer sich hier genau den Staat wünschen, vor dem
> sie soeben geflohen/ausgewandert sind.
Die Flucht vor Gefahr und/oder Armut als Indiz dafür zu werten, daß
die Leute wegen der libertären demokratischen Staatsordnung zu uns
kämen, wäre noch weit unlogischer.
Wenn sich mehrere fundamentalistische Gruppierungen (z.B. schiitische
und sunnitische) gegenseitig abschlachten und deshalb von mehreren
Seiten Leute flüchten, dann bedeutet das nicht, daß die
Idealvorstellung aller Seiten die libertäre sekuläre westliche
Staatsordnung wäre. 

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