bismi schrieb am 15.10.2021 13:06:
sozial vernachlässigte und durchgelegene alte Leute
Warum ist das so? Was ist uns die Pflege dieser Leute wert? Wie viel Geld wollen wir da hineinstecken, ob als Steuern oder Marktpreise?
Wo sind die Kinder oder die Ersparnisse der Pflegebedürftigen, um eine würdige Pflege zu bezahlen?
Das Problem fängt doch deutlich früher an.
Wir scheinen in diesem kapitalistisch orientiertem Gesundheitssystem nur von 12 bis Mittag zu denken.
Wer vorher schon nichts hatte, wird im Alter auch nichts haben.
Wer vorher schon aus seiner gentrifizierten Wohnung rausgeflogen ist, hat auch im Alter nichts mehr. Wenn er durch Arbeit krank geworden ist, noch weniger.
Wer vorher nur Maispampe futtern konnte, statt sich herkömmlich gesund (ohne Industriefrass) zu ernähren, der wird auch im Alter kränker sein und mehr Hilfe brauchen. Und so weiter und so fort.
Ist Pflege zu teuer? Wenn ja warum? Gibt es hier Monopole bei Pflegern oder sind die Kosten schlicht so hoch?
Die Pflege ist ein gesellschaftlicher Wert an sich.
Eine gute Pflegekraft in einer Gemeinde ist genauso viel wert wie der Mitarbeiter in den Wasserwerken, in den Arztpraxen, wie eine mehrjährig ausgebildete Kraft in den Kliniken und auf den Intensivstationen, wie der Beamte der Baugenehmigungen vergibt, Pässe stempelt etc.
Pflege brauchen junge Leute genauso wie alte Leute.
Es gibt mehr Pflegehilfskräfte wie ausgebildete Kräfte, mehr Pflegekräfte die nicht bezahlt werden, als welche die bezahlt werden (davon selbst ihren Lebensunterhalt verdienen müssen).
Pflege ist keine Assistenz für andere Berufe, sondern kann nur komplementär im Sinne von Hilfe bei Hilflosigkeit (ist man auch nach einer OP z. B.), auch Hilfe zur Selbsthilfe, betrachtet werden.
Pflege gehört in die Mitte der Gesellschaft, Pflege ist eben nicht nur ein Thema bei Krankheit und Sterben.
Warum gibt es so viele Pflegebedürftige? Von der Generation meiner Großeltern (1911, 1920) und Urgroßeltern kenne ich das nicht.
Da wurde nicht drüber gesprochen, früher war es auch üblich dass von den i.d.R vielen Töchtern mindestens eine ins Kloster ging.
Auch damals starben schwer arbeitende Leute eher, wenn die Leute "elend" wurden, wurde halt solange ein Bett frei gemacht.
Die moderne und vor allem öffentliche Medizin verlängert unser Leben in die Pflegebedürftigkeit hinein. Ist das sinnvoll? Sterben müssen wir doch.
Ich will nicht über andere entscheiden.
Der Lebenswille ist genauso natürlich wie der Tod.
Ja, mag ein Fluch der modernen Medizin sein.
Klar, diese Gesellschaft gibt viel für das aus, was heute als Luxus gilt. Doch das haben die jetzt Pflegebedürftigen in ihren jungen Jahren auch getan, die Kinderlosen um so mehr. Warum soll man das den jetzigen Generationen verwehren? Und aus Luxusgegenständen werden oft und schnell unentbehrliche Gebrauchsgegenstände.
Also ich hätte gern den Luxus im Alter einfach im Schaukelstuhl sauber und gepflegt für immer einzuschlafen :)
Die Alten sind nun mal die Vergangenheit. Wer in die Vergangenheit investiert hat weniger Zukunft.
Wann fängt denn die Vergangenheit an?
Klingt brutal? Ist aber logisch.
Nein.
Lassen wir die Menschen selbst entscheiden, wann sie abtreten wollen. Wer am Leben klebt, soll seine Pflege bezahlen. Der Lebemann sorgt nicht für seien Pflege vor, hat aber ein (kürzeres) Leben voller Erlebnisse. Mit einer öffentlich finanzierten Pflege geht das aber nicht. Da schreibt die herrschende Klasse den Menschen einen gehörigen Teil ihrer Lebensplanung vor.
Weil die Pflege öffentlich finanziert wird, oder werden muss, sollte man früh genug abtreten? Oder habe ich das jetzt falsch aufgefaßt?