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Re: Und welche Lösung schlägst du vor?

bismi schrieb am 15.10.2021 17:01:

Wer vorher schon nichts hatte, wird im Alter auch nichts haben.

Dann sollten wir an die Ursachen von Armut gehen, z.B. Überflutung des Arbeitsmarktes oder der Sozialsysteme mit Billigkonkurrenz aus anderen Ländern. Außerdem schließt Wettbewerb auf der Seite der Anbieter Solidarität auf der Seite der Verbraucher nicht aus.

Diese sog. Billigkonkurrenz zahlt Mitgliedsbeiträge in die Sozialkassen.
Ich sehe da nicht mal eine Überflutung des Arbeitsmarktes.
Es wären ja ansonsten genug Pflegekräfte und Handwerker zu finden.
Die Babyboomer-Generation hinterläßt nun mal ihre Spuren - und jede Menge Arbeit.

Wer vorher schon aus seiner gentrifizierten Wohnung rausgeflogen ist

Teilweise stimme ich zu. Man wollte den „Euro retten“ anstatt bestimmte Länder aus dem Euro austreten zu lassen. Die Folge: Reiche Leute jener Länder haben ihr Geld in den Immobilien deutscher Großstädte angelegt, mit bekannten Folgen.

Das hat mir der Euro-Rettung wenig zu tun.
Ich führe das eher auf die wundersamen Geldvermehrungen durch Spekulanten und großes Welt-Casino zurück.
Zur Zeit haben allein die Deutschen in der "Corona-Krise" 1 Billion Euro mehr gespart, bzw. gehortet, als vor den hirnlosen Lockdowns.
Weniger Wirtschaft und weniger Arbeitskräfte mehren kurioserweise die Geldspeicher Derjenigen, die schon sowieso genug gescheffelt haben.
Mit der Hände Arbeit hat das wohl niemand geschafft.

Weitere Ursache: Man hat Konkurrenten um den Billigwohnraumsektor ins Land geholt, die andere Leute noch mit ihren Steuern finanzieren müssen.

Das Kapital sucht sich eben seine Möglichkeiten, hier war und ist die Politik gefragt.
Eine andere Migrationspolitik als bisher hilft da auch nicht.
Zur Zeit werfen wir ja nach Seehofer-Doktrin ausgebildete Leute aus dem Land - aus politischen Gründen.

Weitere Ursache: falsche, weil sozialistische Mietpolitik [1]. Ergebnis wie in der DDR: Wohnraummangel, verfallende Wohnungen.

Ne, hier wurde ebenfalls schlicht und einfach durch falsche Politik den kleinen Mietern in die Tasche gegriffen. Bis zum letzten Hemd, weil die Zahl der Obdachlosen steigt.
Das Gleichgewicht zwischen Eigentum verpflichtet und Grundbedürfnissen ist gestört.
Mit dem Privatisierungswahn kümmerte man sich eben nicht mehr um seine Arbeitnehmer, wohnen war schließlich Privatsache.
Postwohnungen, Bankwohnungen, Personalwohnheime der Kliniken, öffentlicher Dienst (Kommunen etc.), Konzernwohnungen usw. wurden schlicht verscherbelt.
Kalte Sozialisierung - kümmere dich doch selbst um dein Wohlergehen, wir verscherbeln schon mal das Gemeineigentum. Inkl. der selbst eingezahlten Beiträge.

Die Pflege ist ein gesellschaftlicher Wert an sich.

Werte sind subjektiv. Jeder sieht den Wert anders. Der Lebemann sieht das anders als der Altersrekordsüchtige.

Natürlich, subjektiv braucht aber jeder Einzelne nun mal ein Klo.

Eine gute Pflegekraft in einer Gemeinde ist genauso viel wert wie der Mitarbeiter in den Wasserwerken

Nein. Werte sind subjektiv. Angebot, Nachfrage und Preis stehen in einem gesetzlichen Zusammenhang, auch auf dem Arbeitsmarkt. Wer das manipuliert schafft sozialistische Verhältnisse. Der sowjetische Block ist deshalb im Abgrund der Geschichte verschwunden.

Nunja, ich darf mal subjektiv daran erinnern wie die Wiedervereinigung finanziert wurde, die Aktien der Telekom, der Bahn und wo die Kohle hin ist, mit der ganze Wohnungskonzerne und Edelmakler heute mit Grundbedürfnissen handeln.
Von Sozialismus sehe ich da nix.

Pflege gehört in die Mitte der Gesellschaft

Wie gesagt, das ist Ansichtssache. Jeder Mensch hat darüber und über sein Leben eine eigene Einstellung.

Ansichten, die sich meistens sehr schnell ändern, wenn man selbst betroffen ist.

Da wurde nicht drüber gesprochen

Meine Großeltern und ihre Generation hatten da noch eine andere Lebenseinstellung. Die wollten ihren Kindern nicht zur Last fallen und wussten, dass das Alter nicht mehr viel bieten würde und dass sie vorher ihr Leben er/leben mussten.
Die Sozialpolitik von Bismarck und ganz besonders Adenauer hat dieses Bewusstsein, mit einer zeitlichen Verzögerung, vernebelt. Jetzt glaubt jeder, er würde den eigenen Kindern nicht zur Last fallen, sondern dem „Staat“. Und deshalb sehen auch immer weniger Leute die Notwendigkeit, Kinder in die Welt zu setzen, was nicht funktionieren kann. Der Sozialismus kommt eben zyklisch und geht zyklisch kaputt.

Ich sehe keinen Sozialismus, sondern die kapitalistische Ausbeutung meiner Zwangsabgaben. Auf Kosten aller Arbeitnehmer, Rentner und Kranken.

Wann fängt denn die Vergangenheit an?

Die Generation meiner Großeltern hat das selbst gemerkt. Sie haben versucht bis zum letzten Tag wenigstens ein wenig nützlich zu sein. Und jede Woche zum Arzt gerannt sind die auch nicht. Das hat ihr Leben nicht in die Pflegebedürftigkeit und Demenz hinein verlängert.

Meine Mutter ist heute noch nützlich.
Weil sie geliebt wird - und die Familie zusammen hält.
Mit Geld nicht zu bezahlen.

Weil die Pflege öffentlich finanziert wird, oder werden muss, sollte man früh genug abtreten?

So wird es kommen, wenn das ganze Gesundheitssystem öffentlich bleibt. Ein öffentliches Gesundheitssystem wird immer teurer. Und wenn keiner diese heilige Kuh schlachten will, dann wird dran rumgeschustert: staatlich regulierte Preise, Rationierungen, Leistungskürzungen, lange Wartelisten. Das führt dazu, das Leute, besonders alte, erkranken und einfach so wegsterben, währen sie noch auf einer Warteliste stehen. So könnte es kommen, wenn in D und im ganzen Westen die Babyboomer nicht mehr arbeiten (können).

Das öffentliche Gesundheitssystem ist ein 400 Milliarden-Markt.
Hier bin ich ganz bei Heiner Geissler, es gibt Geld wie Dreck, ist nur falsch verteilt.
Das gilt auch für das aufgeblähte deutsche Gesundheitswesen.

Ein marktwirtschaftliches Gesundheitssystem kennt keine Warteschlangen. Und es wird nicht teurer sein als ein öffentliches Gesundheitssystem, im Gegenteil. Für Geringverdiener kann es dann trotzdem Solidarität geben, auf Seiten der Verbraucher.

Grimms Märchen - aus dem Alter sind wir doch eigentlich raus?
Zur Erinnerung - Kapitalismus ist mit den geringsten Mitteln das Maximale zu erreichen.
Es gibt Gruppen in diesem kapitalistischem Gesundheitswesen, welche ganz vortrefflich diese Maxime für sich nutzen können.
Fallpauschalen führen dieses Prinzip wunderbar vor Augen. Auf Kosten aller Beitragszahler - und der Gesundheit der Menschen.
Die Folgekosten müssen ja ebenfalls berechnet werden. Das haben die damaligen Akteure nicht im Blick gehabt. Wie so oft.

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[1]
https://www.misesde.org/2019/05/auch-auf-dem-wohnungsmarkt-gilt-politik-ist-das-problem-nicht-die-loesung/

Im Zweifel ist natürlich immer die Politik Schuld.
Die spricht dann von Selbstverantwortung - perpetuum mobile.

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