Der Autor spricht ja berechtigt Missstände und Ungerechtigkeiten an. Sicherlich sind Bezieher von Spitzeneinkommen und Beamte erheblich besser abgesichert als Sozialversicherungsrentner, aber die Aussagen sind teils schief und überzogen, die Daten nicht korrekt. So können Renten bei langjährig hohen versischerten Einkommen auch deutlich höher als 2400 Euro sein (rechnerisch sind deutlich über 3000 Euro möglich, kommen aber real kaum vor) und es waren 2022 4% der Männer und 0,4% der Frauen, die Renten über 2400 Euro bekamen. V.a. aber haben viele zusätzlich Betriebsrenten, und viele, insb. verwitwete, beziehen mehrere Renten, so dass die Gesamtversorgung besser ist als diese Zahlen zeigen. Es bleibt aber ein Riesenproblem, dass Geringverdiendende weitgehend Armutsrenten bekommen bzw. zu erwarten haben, und dass das Niveau der gesetzlichen Renten insgesamt zu niedrig ist.
Das Problem, dass der Anteil der Älteren und damit der Rentnerinnen und Rentner relativ zur Zahl der Erwerbstätigen in den nächsten zehn Jahren erheblich steigen wird, ist aber auch real und nicht so einfach vom Tisch zu wischen. Es ist allerdings zu bewältigen, aber es erfordert, dass künftig ein höherer Abteil des Volkseinkommens für Rentenzahlungen verwendet wird. Wenn die Renten zugleich besser werden sollen, steigt der Anteil weiter. Das ist machbar, bedeutet aber höhere Rentenbeiträge und höhere aus Steuern finanzierte Staatszuschüsse. Darum geht es, dass die Arbeitgeber dies nicht wollen und deshalb Druck in Richtung noch länger Arbeiten und noch geringere Renten machen. Aber auch die Beschäftigten sind nicht begeistert, wenn sie mehr Abzüge haben, das wird aber nötig sein. Der Produktivitätszuwachs, der übrigens trotz Digitalisierung gesamtwirtschaftlich immer schwächer geworden ist in den letzten Jahrzehnten, und entsprechend wachsende Löhne helfen da insoweit, dass trotz steigender Abzüge weiter wachsende Nettoeinkommen möglich sind. Sie ändern aber nichts an der Notwendigkeit steigender Abgaben und/oder Steuern, weil die steigenden Löhne und damit Einnahmen auch zu steigenden Renten und damit Ausgaben führen. Und das wollen wir ja, dass die Renten mit den Löhnen mitsteigen, also das Rentenniveau mindestens konstant bleibt.
Die Probleme könnten erheblich gelindert werden, wenn alle Erwerbstätigen, auch Selbstständige und Beamte und Spitzeninkommen, schrittweise in die Gesetzliche Rentenversicherung einbezogen würden und zugleich so reformiert, dass sehr hohe Beiträge nur degressiv zu höheren Rentenansprüchen führen. Sonst ginge das auf die Dauer nach hinten los, weil die Leute mit hohen Einkommen länger leben und damit länger hohe Renten beziehen, für die die Masse der Beschäftigten dann aufkommen müsste mit ihren Beiträgen. Eine solche Erwerbstätigenversicherung ist aber leider nur schwer durchzusetzen, es gibt dagegen große Widerstände, und es ginge nur schrittweise. Ähnliches gilt für steuerpolitische Reformen, die v.a. sehr hohe Einkommen, Eigentümer von Millionenvermögen und Unternehmenserben stärker heranziehen müssten als bisher.