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  • PremKavi

mehr als 1000 Beiträge seit 16.08.2006

Das Problem mit Prognosen

„Die Grenzen des Wachstums“ war ein Warnruf und ein Weckruf. Ein Warnruf der darauf aufmerksam machen wollte, dass die Ressourcen der Erde nicht unendlich sind. Denn das wurde damals entweder völlig ignoriert oder in eine sehr ferne Zukunft geschoben.

Die Prognosen jetzt daran zu messen, inwieweit sie in einem prognostizierten Zeitpunkt tatsächlich eingetroffen sind, wäre der grundfalsche Umgang mit dem Warnruf. Es mehren sich nämlich bereits jetzt die Stimmen, die uns glauben machen wollen, wir könnten weitermachen wie bisher, es würden immer wieder neue Rohstoffquellen entdeckt usw.

Denn am Grundsatz der Warnung ändert sich nichts. Auch nicht mit neuen Berechnungen. Schauen wir uns doch mal die Fakten an:
1. Die Ressourcen der Erde sind begrenzt
2. Lediglich Aluminium und Eisen sind in der Erdkruste so reichlich vorhanden, dass die Menschheit sie vermutlich niemals verbrauchen wird
3. Nichtsdestotrotz steigt der Verbrauch der Ressourcen

Wenn wir uns einzelne Ressourcen genauer ansehen, dann wird schnell klar, dass einige sehr wichtige Ressourcen, auch für die Ernährung, bereits jetzt knapp werden. Wie lange sie inklusive der Entdeckung neuer Vorkommen und der Entwicklung neuer Technologien dann tatsächlich noch reichen werden, darüber braucht man eigentlich nicht zu diskutieren, wenn man den Punkt eins als gegeben akzeptiert. Denn der Fakt bleibt, dass diese Ressourcen bestenfalls noch für einige 100 Jahre vorhanden sein werden.

Und dann sehen wir uns mal uns selbst in diesem Umfeld an. Seit Beginn der Industrialisierung, die man in diesem Zusammenhang nicht auf ein bestimmtes Jahr festlegen muss, sondern ganz allgemein mit einem Beginn im 19. Jahrhundert ansetzen kann, ist der Ressourcenverbrauch steil nach oben gestiegen. Gleichzeitig mit einem massiven Bevölkerungswachstum, das erst durch die Fortschritte der Medizin ermöglicht wurde. Einfaches Beispiel, noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden im Durchschnitt zehn Kinder benötigt, damit eine unmittelbare Reproduktion eines Paares stattfand. Denn nur zwei von zehn Kindern kamen gesund ins Erwachsenenalter, das damals noch viel niedriger als heute definiert wurde, nämlich mit dem scheinbaren Ende der Pubertät am 15. Lebensjahr. Scheinbar deshalb, weil wir inzwischen wissen, dass die Pubertät keineswegs in 3-4 Jahren abgeschlossen ist, sondern sich über einen Zeitraum von mindestens sieben Jahren vollzieht.

Mit den Fortschritten der Medizin, die sich zunächst einmal nur in den damals schon hochentwickelten Staaten der nördlichen Hemisphäre bemerkbar machten, kamen fast alle neugeborenen Kinder auch ins Erwachsenenalter. Es dauerte allerdings mindestens 2-3 Generationen, bis sich das Verhalten von Paaren entsprechend änderte und eine Familienplanung begann. Meine Großeltern mütterlicherseits hatten beispielsweise elf Kinder, eines starb noch im Säuglingsalter, alle übrigen wurden erwachsen und mit einer Ausnahme auch sehr alt. Die Ausnahme war ein im Ersten Weltkrieg gefallenes Familienmitglied. Erst in der Nachfolgegeneration setzte sich die zwei Kind Familie durch. Die zeitliche Verzögerung zwischen Fortschritten der Medizin und einer Änderung unseres Fortpflanzungsverhaltens führte zu einer enormen Bevölkerungsexplosion. Etwa gleichzeitig mit der zunehmenden Entwicklung der Industrialisierung.

Ähnlich verhält es sich in Entwicklungsländern, in denen sich die Fortschritte der Medizin erst später bemerkbar machten. Sodass man davon ausgehen kann, dass über einen Zeitraum von mehr als 150 Jahren eine Bevölkerungsexplosion dank medizinischer Fortschritte stattfand bzw. noch stattfindet.

Zum enormen Ressourcenverbrauch tragen auch die zunehmenden Komfortwünsche von uns Menschen bei. Noch zu Beginn der Industrialisierung wurde meist nur ein Raum in einer Wohnung geheizt, vielleicht mit Ausnahme großbürgerlicher und adeliger Familien. Die gud Stub wurde nur anlässlich von Familienfesten geheizt. Komfort betrifft natürlich nicht nur die Heizung von immer größeren Wohnungen.

Ressourcenverbrauch geht natürlich nicht ohne gleichzeitige Belastung der Umwelt mit den Abfällen. So ist der Beginn der Industrialisierung auch gleichzeitig der Beginn einer maßlosen Umweltverschmutzung.

Was wohl erst in den siebziger Jahren durch entsprechende Gutachten großer Mineralölkonzerne entdeckt wurde, obwohl es wissenschaftliche Untersuchungen dazu schon längst vorher gab, war die Erderwärmung durch unseren Rohstoffverbrauch wie auch unsere Komfortansprüche. Selbst beim Adel kam noch zu Beginn der Industrialisierung nur einmal wöchentlich Fleisch auf den Tisch.

Man erkennt die Automatik. Denn das alles geht Hand in Hand.

Die Bilanz ist erschreckend! In einem Zeitraum von etwas mehr als 150 Jahren hat es die Menschheit, insbesondere in den hochentwickelten Industrienationen fertig gebracht, Ressourcen der Erde, die entweder wie Kohle oder Rohöl Millionen von Jahren benötigt haben, um zu entstehen oder von vorneherein limitiert sind wie viele Metalle und andere Rohstoffe, fast bis zur Neige zu verbrauchen und die Umwelt wie auch das Klima mit den Abfallprodukten des Verbrauchs zu belasten.

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