Volle Zustimmung. Einiges schön auf den Punkt gebracht.
Gewohnheitsmässig streite ich gegen Leute, die behaupten das Links-rechts-Schema sei überholt, sei ein Zeichen obsoleter Ideologie. Macron ist eins der besten Beispiele, wohin das führt. Er ist genau mit einer solchen Überwindungsrhetorik angetreten - und hat anschliessend fünf Jahre genuin neoliberale Politik betrieben. Die Abwehr des Links-rechts-Schemas dient nur dazu, die Menschen hinter die Fichte zu führen, um ungestörter seinen rechten Neigungen fröhnen zu können.
Ein Problem der politischen Raummetapher habe ich allerdings bisher übersehen. Wenn man sie geistig repräsentiert, entsteht dazwischen ein Raum, den man als 'Mitte' für sich reklamieren kann. Diese Mitte, de facto diejenigen, die an der Macht sind, definiert sich als eine Art vernünftiges Normalnull, der gesamte Rest, sei er links oder rechts angesiedelt, ist Abweichung davon, die devianten Sektoren sozusagen. Gegen diese Wertung ist schwer anzukommen, da sie von der Metapher plausibel gemacht wird - wenn auch nur scheinbar, man darf eine noch so einnehmende Metapher nie mit der Realität gleichsetzen.
In dieser angeblich goldenen Mitte muss man stehen, dann sei man realistisch, sehe die Welt, wie sie wirklich sei und handle danach. Der faktische Zustand der Weltgeschäfte spricht allerdings entschieden dagegen. Ökologische, soziale und militärische Katastrophen häufen sich, weit her kanns mit der Weisheit dieser Mitte nicht sein.
Man sollte also auch auf dieses Überbleibsel der bürgerlichen französischen Revolution verzichten, nicht aber ohne einen brauchbaren Ersatz dafür einzubringen - nach dem zurzeit noch gesucht werden muss.