Zunächst einmal danke für den hochinteressanten Beitrag, aus dem ich viel gelernt habe - auch wenn er meine Verehrung für den wunderbaren G.B. Shaw nicht mindern kann.
Das vorgestellte Dilemma aber ist, wie so oft, eine Täuschung. Mit Kästner tut der Autor so, als hätten wir nur die Wahl zwischen einer Revolution des Proletariats und einer Revolution von oben. Offensichtlich funktioniert keines von beiden: In dem Augenblick, in dem Proletarier (oder sonstige Untertanen) erfolgreiche revoltieren, werden sie zur Herrschaftsklasse und somit zum Problem. Bei einer "Revolution von oben" hingegen braucht die herrschende Klasse gar nicht erst zum Problem zu werden - sie ist es schon.
Die Lösung muss also darin liegen, die angebliche Alternative zu verweigern und zu erkennen, dass zentralisierte Macht in jeder Hand das Problem ist. Es muss darum gehen, die Macht aufzulösen, zu verteilen und nach unten zu verlagern - durch lokale Organisation in selbstbestimmten, basisdemokratischen Einheiten.
Damit verwandt ist ein ähnliches Pseudo-Dilemma: das zwischen Sozialismus und Kapitalismus. Die beiden sind aber gar kein Gegensatz - und schon gar nicht der Gegensatz. Sozialismus ist Staatskapitalismus und teilt die Krankheiten des Privatkapitalismus: Vorrang des Geldkapitals vor der Arbeitsleistung, zunehmende Reichtumskonzentration bei den Kapitaleignern. Die Lösung liegt wieder darin, die Pseudo-Alternative zu verwerfen und einen dritten Weg zu suchen.