bismi schrieb am 27.09.2022 21:01:
1. Fehler: Sparen bedeutet Konsum in die Zukunft zu verschieben, das dämpft die Konjunktur.
Natürlich kann ein Mensch nicht sein gesamtes Einkommen sparen. Er muss ja auch leben, was einen bestimmten Konsum voraussetzt. Aber er kann einen Teil sparen. Wenn die Sparquote steigt, dann gehen natürlich einige Arbeitsplätze in der Konsumgüterindustrie verloren aber die Investitionensgüterindustrie stockt das Personal auf. Das ist also nicht schädlich für die Konjunktur. Hätte der Mensch sein gesamtes Einkommen immer nur sofort konsumiert und nichts gespart, nichts investiert, dann müssten wir ja logischerweise heute noch als Sammler und nicht mal als Jäger in der Höhle leben.
2. Fehler: Die Banken brauchen das Geld der Sparer nicht.
Geld mit gleichbleibender Kaufkraft kann man nur von Sparen bekommen. Geld aus der Presse der Zentralbank senkt ständig die Kaufkraft auf Kosten der Sparer. Also auch hier kommt die (verbleibende) Kaufkraft des Geldes von den Sparen. Das geht bis zur Hyperinflation. Dann ist das Geld nichts mehr wert, hat also keine nennenswerte Kaufkraft.
3. Fehler: Es wird nichts investiert, wenn gespart wird.
Investiertes Geld ist gespartes Geld. Entweder es kommt von Sparen oder es wurde den Sparen genommenen durch die Geldpresse und deren Kaufkraftverdünnung.
Nicht unbedingt jedes Spargeld findet einen Schuldner. Das hängt auch von der Innovationskraft der Wirtschaft ab. Dann wird dieses nicht verborgte Geld zum gehorteten Geld. Gehortetes Geld ist dem Geldkreislauf zeitweise entzogen. Weniger Geldmenge, gleiche Gütermenge -> Preise sinken, Kaufkraft steigt, kein Problem für Konjunktur und verbleibende Investitionen.
4. Fehler: Produktivitätssteigerungen sind definiert als weniger Input = gleicher Output in Geldeinheiten gerechnet. Also irgendjemand erhält weniger Geld = der gleiche Output kann nicht verkauft werden.
Geld ist ein Tauschmittel, nicht mehr, nicht weniger. Eine gleichbleibende Geldmenge hemmt eine wachsende Wirtschaft nicht. Dafür gibt es historische Beispiele. Wichtig ist, was wir für das Geld erhalten können.
Nach deiner Regel hätte es nie Fortschritt geben dürfen. Das ist aber nicht der Fall.
Zu 1.
a) Wenn gespart und damit die Nachfrage gedämpft wird, haben die Unternehmen keinen Grund zu investieren. Das tun sie nur wenn die Nachfrage steigt.
b) Wenn man von Jägern und Sammlern ausgeht (Robinson-Theorie) dann muss selbstverständlich ein Konsumverzicht stattfinden, wenn Produktionsmittel geschaffen werden sollen. Das ist aber in der Zeit des Fiat-Geldes nicht mehr so. Die Banken können die Geld-Ressourcen aus dem Nichts schöpfen. Gelder von Sparern wird dazu nicht mehr benötigt.
zu 2.
Eine Geldmengenerweiterung führt nicht zu einer Geldentwertung, wenn
a) Das Geld in der Realwirtschaft erst gar nicht ankommt, also der Geldumlaufmultiplikator sinkt
und/oder
b) Die gesamte globalisierte Wirtschaft in der Lage ist auf die erhöhte Nachfrage mit einem höheren Angebot zu antworten. Das ist außerhalb von Krisen immer der Fall. Das Handelsvolumen steigt also.
Ich empfehle dir dazu die Quantitätsgleichung mit der Quantitätstheorie zu vergleichen. Beide kann man sehr gut auf Wikipedia nachlesen.
zu 3.
Wenn die Nachfrage sinkt, können die Unternehmen nur begrenzt mit Güterpreissenkungen reagieren. Stehen sie in einer echten Konkurrenz, dann liegt die Gewinnmarge bei 7-10 %. Der Rest der Güterpreise sind Kosten. Diese steigen bei einer geringeren Nachfrage wegen der Fixkostendegression. Sinkt dann die Nachfrage, werden sie eher Personal entlassen. Das dämpft die Nachfrage noch mehr.
Selbst wenn die Güterpreise aufgrund geringerer Nachfrage sinken sollten, dann bedeutet das eine Deflation, die eine Rezession nach sich führt. Weil Einige (selbstverständlich nicht alle) in Erwartung noch weiter sinkender Preise ihre Ausgaben zurückhalten.
zu 4.
Geld ist eben nicht nur ein Tauschmittel, sondern eine Geldmengenausweitung ist die zwingende, aber nicht hinreichende Bedingung für Wirtschaftswachstum. Wirtschaftswachstum bedeutet die nachfragewirksame Geldmenge nach Gütern, die zum BIP zählen, muss steigen. Das ist theoretisch, aber nicht praktisch, ohne Geldmengenausweitung möglich. Theoretisch muss
a) Nicht nur nichts mehr gespart werden, sondern die Sparguthaben müssen ständig reduziert werden. Selbst wenn man das arrangieren könnte, hätte dieses Wirtschaftswachstumsmodell dann ein Ende, wenn alle Sparguthaben ausgegeben sind.
b) Der Leistungsbilanzüberschuss steigt jährlich. Das ist unrealistisch. Irgendwann sind die Handelspartner nicht mehr willen und nicht mehr in der Lage sich gesamtwirtschaftlich noch höher zu verschulden und noch mehr Industriearbeitsplätze zu verlieren.
Bismi, wir müssen in dieser Diskussion weiterkommen. Es ist nicht effektiv, wenn wir uns ständig im Kreis drehen. Ich kopiere mir diese Texte und reibe sie dir bei deinem nächsten Post hier im Forum unter die Nase, wenn du mir hier jetzt nicht antwortest.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (28.09.2022 09:34).