Dirk V schrieb am 14. April 2010 14:12
> Wenn russische Sicherheitskräfte ermitteln, ist vernünftiger Weise
> äußerste Vorsicht geboten. Nur zu gut sind die bemerkenswerten
> Ermittlungen gegen die Mörder staatskritischer Journalisten in der
> Erinnerung der Menschen geblieben.
> Anstatt nun skeptisch mit dieser Meldung umzugehen, bellt der Autor
> dieses Artikels sofort los:
>
> >Richter von russischen Rechtsradikalen ermordet
Suchsland hat mich anläßlich eines Artikels von ihm (und meiner
Nachfrage bezüglich der Stimmigkeit bestimmter Abschnitte) einmal
darüber belehrt, daß weder die Zwischenüberschriften noch die
Überschrift von ihm stammten.
Sollte das stimmen (und warum sollte er lügen), so wird das wohl auch
in diesem Falle zutreffen.
Insofern: Ja, auch ich hätte ein zusätzliches Fragezeichen gesetzt.
Etwas grundsätzlicher möchte ich aber den bei Dir anklingenden
Verdacht in Zweifel ziehen.
Letztlich läuft es auf folgendes Mißverständnis hinaus: Du setzt
voraus, daß alle Russen eigentlich an "Demokratie und
Rechtsstaatlichkeit" interessiert seien, so daß es widerum eigentlich
nur eine Kraft geben kann, die dies verhindert und also für die
verschiedensten Morde verantwortlich ist. Die Diktatur Putins und
seiner Helfershelfer.
Wenn es denn mal so einfach wäre.
In den letzten 20 Jahren des Chaos haben die verschiedensten Kräfte
sich illegal bereichert (oder gemordet) und also kein Interesse
daran, daß ein Journalist ihnen hinterherschnüffelt.
Milliardenschwere Oligarchen, Minister, mit Waffen oder Drogen
handelnde Offiziere in Tschetschenien, Geheimdienstler sowieso,
Milizoffiziere, "echte Gangster".
You name it.
Weil es ein ganzes Jahrzehnt der informell akzeptierten
Ungesetzlichkeit gab (und das wiederum wegen des Zustandes der
Wirtschaft und den Kriegen), weil es sehr viele einflußreiche Leute
gibt, die etwas zu verbergen haben, deshalb ist es so schwierig und
deshalb geschehen auch so viele Folgemorde (die man als solche nicht
nachweisen kann).
Wenn Du also von "staatskritischen Journalisten" redest, so
untersuchen die eben zunächst einmal konkrete Geschehnisse.
Politkowskaja hat in Tschetschenien wegen der Verbrechen der
russischen Armee ermittelt.
Gegen wen hat sie wohl Belastendes gefunden dort? Gegen irgendeinen
russ. Offizier, der mit Waffen oder Drogen gehandelt hat, gegen
irgendeinen verbündeten Tschetschenen, oder gegen Putin? Überleg doch
mal.
Natürlich trägt Putin die politische Verantwortung, aber wenn ich der
nachgehen will, so muß ich doch nicht nach Tschetschenien fahren. Und
wenn Politkowskaja dort herausgefunden haben sollte, daß willkürliche
Erschießungen stattfanden, meinst Du nicht, daß Putin dann eine
Erklärung hätte abliefern können, daß er das verurteilt UND die
Schuldigen bestraft werden?
Ich sehe jedenfalls keine andere Möglichkeit, als eine
Generalamnestie zu erlassen für die letzten 20 Jahre.
Aber jetzt sind wir weit abgekommen, und im nämlichen Fall besteht
offenbar der Verdacht, daß Faschisten involviert sind.
Entschuldige die längeren Ausführungen
Rothhaus
> Wenn russische Sicherheitskräfte ermitteln, ist vernünftiger Weise
> äußerste Vorsicht geboten. Nur zu gut sind die bemerkenswerten
> Ermittlungen gegen die Mörder staatskritischer Journalisten in der
> Erinnerung der Menschen geblieben.
> Anstatt nun skeptisch mit dieser Meldung umzugehen, bellt der Autor
> dieses Artikels sofort los:
>
> >Richter von russischen Rechtsradikalen ermordet
Suchsland hat mich anläßlich eines Artikels von ihm (und meiner
Nachfrage bezüglich der Stimmigkeit bestimmter Abschnitte) einmal
darüber belehrt, daß weder die Zwischenüberschriften noch die
Überschrift von ihm stammten.
Sollte das stimmen (und warum sollte er lügen), so wird das wohl auch
in diesem Falle zutreffen.
Insofern: Ja, auch ich hätte ein zusätzliches Fragezeichen gesetzt.
Etwas grundsätzlicher möchte ich aber den bei Dir anklingenden
Verdacht in Zweifel ziehen.
Letztlich läuft es auf folgendes Mißverständnis hinaus: Du setzt
voraus, daß alle Russen eigentlich an "Demokratie und
Rechtsstaatlichkeit" interessiert seien, so daß es widerum eigentlich
nur eine Kraft geben kann, die dies verhindert und also für die
verschiedensten Morde verantwortlich ist. Die Diktatur Putins und
seiner Helfershelfer.
Wenn es denn mal so einfach wäre.
In den letzten 20 Jahren des Chaos haben die verschiedensten Kräfte
sich illegal bereichert (oder gemordet) und also kein Interesse
daran, daß ein Journalist ihnen hinterherschnüffelt.
Milliardenschwere Oligarchen, Minister, mit Waffen oder Drogen
handelnde Offiziere in Tschetschenien, Geheimdienstler sowieso,
Milizoffiziere, "echte Gangster".
You name it.
Weil es ein ganzes Jahrzehnt der informell akzeptierten
Ungesetzlichkeit gab (und das wiederum wegen des Zustandes der
Wirtschaft und den Kriegen), weil es sehr viele einflußreiche Leute
gibt, die etwas zu verbergen haben, deshalb ist es so schwierig und
deshalb geschehen auch so viele Folgemorde (die man als solche nicht
nachweisen kann).
Wenn Du also von "staatskritischen Journalisten" redest, so
untersuchen die eben zunächst einmal konkrete Geschehnisse.
Politkowskaja hat in Tschetschenien wegen der Verbrechen der
russischen Armee ermittelt.
Gegen wen hat sie wohl Belastendes gefunden dort? Gegen irgendeinen
russ. Offizier, der mit Waffen oder Drogen gehandelt hat, gegen
irgendeinen verbündeten Tschetschenen, oder gegen Putin? Überleg doch
mal.
Natürlich trägt Putin die politische Verantwortung, aber wenn ich der
nachgehen will, so muß ich doch nicht nach Tschetschenien fahren. Und
wenn Politkowskaja dort herausgefunden haben sollte, daß willkürliche
Erschießungen stattfanden, meinst Du nicht, daß Putin dann eine
Erklärung hätte abliefern können, daß er das verurteilt UND die
Schuldigen bestraft werden?
Ich sehe jedenfalls keine andere Möglichkeit, als eine
Generalamnestie zu erlassen für die letzten 20 Jahre.
Aber jetzt sind wir weit abgekommen, und im nämlichen Fall besteht
offenbar der Verdacht, daß Faschisten involviert sind.
Entschuldige die längeren Ausführungen
Rothhaus