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  • firedancer

mehr als 1000 Beiträge seit 26.01.2001

Sehe ich nicht so

Capella schrieb am 3. Mai 2006 16:07

> Hi,

> irgendwie redet der Mann total an meinem Weltbild vorbei. Erstens
> finde ich, das letzte, was wir brauchen, mal so ganz global gesehen,
> sind mehr Kinder.

Das ist aber irrelevant. Weil er mit "Wir" ganz andere Bereiche als
China, Asien und Afrika meint: Nämlich die USA und Europa.

> Fortpflanzung ist in
> unserem biologischen Programm mit einer sehr hohen Priorität
> versehen. Man braucht keine Kirche, um den Menschen zu sagen, dass
> sie Kinder kriegen sollen. Das regelt unser Instinkt.

Tatsächlich? Warum sind dann die Geburtenzahlen in D rückläufig?
Warum haben wir dann irgendwas in dem Bereich von 1.5 Kinder pro 2
Erwachsene?

> Das Problem ist
> also nicht, dass zu wenige Kinder geboren werden, sondern dass in den
> armen Teilen der Welt zu viele geboren werden.

Richtig. Sollen wir nun hergehen und den Schwarzen die Kinder
abnehmen und sie in D massenweise adoptieren? Das ist wohl kaum eine
Lösung. Fazit: Du redest am Problem vorbei, in Europa werden zu wenig
Kinder geboren.

> Was die soziale Versorgung innerhalb der reichen Industrieländer
> angeht, ist das meiner Meinung nach eine Frage der Umverteilung. Auch
> mit der schrumpfenden Bevölkerung ist die Wertschöpfung ja nicht
> geringer.

Mal scharf nachdenken: Wer zahlt Steuern?

Kinder: nein
gering verdienende, "junge" Erwachsene: so gut wie nicht
gut verdienende, "junge" Erwachsene: ja
sehr gut verdienende, "junge" Erwachsene: so gut wie nicht
alte Menschen: nein
Mittelständische Unternehmen: ja
Konnzerne: nein

Simplifiziert gesagt gibt es also zwei Säulen, die dieses Land
(bleiben wir mal für den Augenblick in D) tragen. Und eine dieser
beiden Säulen wird dünner und dünner. Das ist das Problem.

Übrigens: die Frage der Wertschöpfung stellt sich nicht. Weil die
Antwort darauf hat nichts damit zu tun, ob das Geld auch in diesem
Land bleibt und der Allgemeinheit zu gute kommt, oder nicht. Leider.

> Geld müsste also genug da sein, ja, bei weniger Menschen müsste
> eigentlich sogar für jeden einzelnen mehr da sein.

Ist es aber nicht dank der Schere zwischen Arm und Reich. Und die
wirst du nicht schließen können, wenn gerade die mittelständische,
"reichere" Schicht weiterhin immer dünner wird, die "Armen" und
"superreichen" dagegen mehr.

> Dass das nicht so
> zu sein scheint, liegt nicht an zu wenig Kindern, sondern daran, dass
> ein paar Reiche immer reicher werden.

Richtig erkannt, löst aber das Problem leider nicht.

> Das ist kein Aufruf zum
> Kommunismus, es sollen ruhig Menschen, die mehr arbeiten und besser
> qualifiziert sind, mehr verdienen als andere. Aber doch bitte alles
> in gesunden Maßen. Jahresgehälter im 7-stelligen Bereich können
> meiner Meinung nach einfach nicht gerechtfertigt sein.

Mein Reden.

> Den Hauptgrund dafür, dass es in unserer Gesellschaft heute weniger
> Kinder gibt, sehe ich allerdings nicht in wirtschaftlichen Zwängen
> (denn wenn man sich Statistiken anguckt, sieht man, dass
> Unterschichtfamilien deutlich die meisten Kinder bekommen, an
> finanzieller Notlage kann es also nicht liegen), sondern darin, dass
> das Familien-Idyll-Ideal und die gelebte Beziehungsrealität nicht
> zusammenpassen. Ich zumindest habe bisher keine Kinder (und werde mit
> inzwischen 35 Jahren wahrscheinlich auch keine mehr kriegen), weil
> ich nicht lange genug mit einem meiner Partner zusammen war, um
> diesen Schritt zu wagen.

Und warum warst du das nicht? In meinen Augen sind die Gründe hierfür
in der aktuellen Lebenssitation zu suchen: Notwendigkeit der (auch
beruflichen) Flexiblilität, etc. - und das ist genau das, worauf sich
der Autor des Artikels bezieht.

> Aber da das wohl nicht der Fall ist, möchte ich mein
> Leben selbst bestimmen und nur dann Kinder kriegen, wenn ich auch das
> Gefühl habe, ich kann ihnen für die nächsten 20 Jahre ein Zuhause
> bieten, dass den Namen verdient. Vor allem emotional, nicht nur
> materiell.

Und genau deswegen sind die Gruppe der besserverdienenden, modernen
Menschen quasi auf dem absterbenden Ast.

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