ramzessan schrieb am 16.05.2024 22:05:
Aber die Rüstungskonzerne erhalten Geld. Das Geld ist da und es wird nominal ausgegeben. Wenn am Ende weniger herauskommt als geplant ist es je nach Stimmungslage entweder "War halt nicht so wichtig", "Hätte ja keiner ahnen können" oder "Korruption", aber in jedem Fall eben nicht das, was man offiziell beabsichtigt hat - entgegen einer Aussage, dass man es will, und auch kann.
Das ist in diesem Fall absolut nicht das Problem.
Nothilfe für Haiti oder Hilfe für Entwicklungsländer wurden meines Wissens nach noch nie so zentral für irgendein geartetes Fortbestehen Europas gesehen wie der Ukrainekrieg. Der Klimawandel mit seinen möglichen Auswirkungen ebenfalls erstaunlich selten. Und geradezu gegenteilig behandelt: die Ukraine. Zusagen sind immer schnell gegeben, Erfolge bleiben aus. Kann es sein, dass die beteiligten Ressorts größtenteils dysfunktional sind, und eben nicht mehr "können", obwohl sie vielleicht "wollen"?
Nein. Die Berichte sind nicht "das Material ist geliefert, aber es kommen keine Ergebnisse".
Die Berichte sind "es wurden weniger Mittel und weniger Material bereitgestellt als zugesagt".
Korruption etc. mag es auch gegeben haben und geben, aber meistens ist der Ablauf:
- Am Treffen wird das und das Material und soundsoviel Geld zugesagt
- Das Material wird oft in Geldwert umgerechnet ("Pakete im Wert von...")
- Das Geld kommt sogar
- Das Material verzögert sich, teilweise um Monate.
- Das Militär, das das Material abgeben müsste, jammert, dass dann ihre eigene Lager leer sind und für einen etwaigen Angriff keine Reserven mehr da sind
- Die Rüstungskonzerne sagen, wir würden ja gerne produzieren, dürfen ohne Staatsauftrag aber nicht
- Der Staatsauftrag kommt so schnell nicht, weil erstmal das Budget dafür freigeschaufelt werden muss
- Wegen Schuldenbremse kann auch nicht einfach mal schnell ein Kredit aufgenommen werden und die Budgetfreigabe dann gemacht werden, wenn klar ist, woher das Geld genommen werden soll.
Soweit ich das bisher mitgekriegt habe, ist das der Ablauf in Deutschland bisher gewesen.
Bei den Amis waren es die Republikaner-Quatschkopf-Querelen, die auszuhebeln hat sechs Monate Verzögerung bedeutet, das ist noch schlimmer als die deutschen Querelen.
Die Briten und Franzosen haben schneller geliefert.
Das Grundproblem ist aber wohl, dass einfach nicht genügend Granaten produziert werden.
Russland produziert angeblich 3 Millionen pro Jahr, die EU schafft mit Mühe 1,2 Millionen, wenn man die Kapazitäten mitrechnet, die gerade erst entstehen.
Russland will weiter steigern, die EU wird sich schon mit der derzeitigen Aufstockung schwertun. Die Frage ist natürlich, ob die Steigerung in Russland überhaupt funktioniert, und ob die westlichen Granaten wegen höherer Präzision und Reichweite nicht sogar bei zahlenmäßiger Unterlegenheit ausreichen.
Ich fürchte allerdings, dass die EU-Staaten diese Faktoren als Ausrede benutzen und am Ende nicht mal auf 1,2 Millionen ausbauen. Einfach wegen Wunschdenken.