ramzessan schrieb am 18.05.2024 09:59:
Die Berichte sind "es wurden weniger Mittel und weniger Material bereitgestellt als zugesagt".
Und dass das immer und immer wieder passiert, das finden Sie nicht merkwürdig?
Nein, das ist völlig normal. Die Zusagen waren immer schon großzügiger als die Maßnahmen, das zieht sich doch durch.
Es ist nicht mal auf den modernen Westen beschränkt, sondern zieht sich durch alle Staaten und alle Zeiten.
Das ist nicht kaputt?
Sicherlich.
Und?
Wenn man Material bestellt, und von dem kommt immer zu wenig immer zu spät, dann tun es die Beteiligten einfach nicht. In einer angeblichen Leben-und-Tod-Situation, als die der Krieg ja gern für die Ukraine und darüber hinaus dargestellt wird, sollte man doch bemüht sein die Misstände, an denen man jedes mal aufs Neue hängen bleibt, zu beseitigen.
Für den Westen ist es ja nicht Leben und Tod, nur für die Ukraine.
Es gab mehr als genug Zeit dafür.
Nein, eben nicht.
Der Westen hat konventionell abgerüstet, Russland nicht, und so schnell kriegt man keine Militärproduktion aus dem Boden gestampft.
Das ist übrigens noch bei jedem Abnutzungskrieg so gewesen. Es gibt schon aus dem 1. Weltkrieg Zeitungsberichte über "Granatenkrisen", wo alle Staaten festgestellt haben: Mist, der Krieg dauert länger als die paar Wochen, für die wir Artilleriegranaten eingelagert haben.
Ein Gutteil des Hin und Her in solchen großen Kriegen kommt auch daher, wer wann welche Produktionskapazitäten einsatzbereit hat, und das hat auch in den eher hemdsärmeligen Zeiten von damals viele Monate gedauert.
Auch Russland hat ein Jahr gebraucht, seine Granatenproduktion hochzufahren, und sie sind mit der Produktionsrate noch längst nicht zufrieden, die wollen nicht die drei Millionen jährlich haben, die sie - angeblich! - jetzt produzieren, sondern das Doppelte und Dreifache.
Der Westen geht bürokratischer und zögerlicher vor, deshalb kommt da der Höhepunkt der Produktion später.
Trotzdem darf immernoch die Bürokratie als Ausrede herhalten, oder der Geiz, oder die Republikaner, oder die Demokraten, oder die Schuldenbremse, oder der Scholz, oder das Wunschdenken, oder bei Petr Pavel die übertriebene Vorsicht.
Nö, das sind tatsächlich die Gründe.
Die Republikaner waren beispielsweise der Grund, warum eine fette Lieferung volle sechs Monate verzögert gekommen ist, und das und allein das hat die Ukraine so geschwächt, dass die Russen vorrücken können. Da kann also von Ausrede keine Rede sein.
Dass die EU-Staaten zu zögerlich liefern, liegt in jedem Staat an was Anderem, aber das Haupthindernis ist halt, dass es Geld kostet, und das wollen sie alle so gut es geht vermeiden.
Hinterher kommt nie das raus, was man angeblich wollte. Es tut es offentsichtlich nicht.
Ach, es wird ja mehr.
Russland hat momentan nur den Höhepunkt seiner militärischen Stärke, der Westen hat sich noch nicht zu einer nachhaltigen Unterstützung durchgerungen, die erst kommt, wenn man sieht, dass das Kind schon halb im Brunnen ist.
Das Glück für die Ukraine ist, dass sich diese Nachlässigkeiten nur allmählich auswirken. Die Front kommt ja größtenteils wieder zum Stehen und bricht bisher auch nirgendwo endgültig zusammen, wenn die Ukraine endlich die Hilfspakete an die Front kriegt, sollte sich das trotz russischem Druck weitgehend erledigt haben.
2025 wird wohl wieder ein verlorenes Jahr mit minimalen Geländegewinnen. Russland wird kaum stärker werden, die Ukraine wird vielleicht stärker. 2026 werden Russland die ersten Reserven ausgehen, wie stark sich das auswirkt, muss man abwarten.