Ansicht umschalten
Avatar von
  • unbekannter Benutzer

mehr als 1000 Beiträge seit 14.02.2016

Re: So hetzt, wer keine Ahnung hat – weder vom System, noch vom Mensch

demon driver schrieb am 04.06.2016 13:28:

Ja, Menschen sind manchmal das Problem, sie stellen aber nicht das System dar, welches das eigentliche Problem ist. Menschen wie Wustmann sind das Problem, die in ihrer ideologischen Verblendung ...

Das ist selbst noch schlechte Satire, in jeder anderen Hinsicht indiskutabel. "Ees iis, wias iis, un wias iis, des soag i" wäre besser gewesen.
Ist Wustmann "ideologisch verblendet"? Will er oder sie

... allen immer wieder die Unwahrheiten und kapitalistisch-ideologischen Glaubensinhalte eintrichtern

Wenn wir uns voraussichtlich auch über sonst nichts einig werden, so doch vielleicht darüber, daß folgendes der zentrale Absatz der "Polemik" Wustmanns ist:

Hier sind wir bei ... einer falschen Grundannahme: Nämlich dass die Politik etwas für mich persönlich tun, meine konkrete Situation verbessern soll. ... diesen Anspruch [zu] erfüllen ... ist nicht ihre Aufgabe. Aufgabe der Politik ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, um positive Verhältnisse und Bedingungen für einen möglichst großen Teil der Bevölkerung zu ermöglichen. Das Stichwort heißt Konsens ... in der politischen demokratischen Mitte ..., [welche] die Aufgabe hat, alle, auch kleinste gesellschaftliche Gruppen und deren Interessen zu integrieren. Dass es dabei nie zur Erfüllung von Maximalforderungen kommen kann ist nicht nur logisch, sondern auch gut.

Wo ist da "ideologische Verblendung" zu erkennen? Der einzige Punkt, an dem der Leser eine "Verblendung" unterstellen kann, ist die offene und uneingeschränkte Affirmation von Staat und Staatszweck im Attribut "positiv". Er muß sie freilich unterstellen, denn das Attribut, wie der ganze Rest auch, ist einfach ein Bekenntnis zur Herrschaft der sog. "politischen Mitte", die gleich noch ihren selbstreferentiellen Zweck hinsagt: Es müsse Unterwerfung her, gegen, unter diese "Mitte", ansonsten werde es übel. Für dies "Übel" stehen die anderen Abschnitte, die auf etwas idiosynkratische Weise die Totalitarismusdoktrin hersagen und auf die der letzte zitierte Satz anspielt. Wustmann macht kein Hehl daraus, daß dies bedeutet: Politische Gegner marginalisieren, zusammen prügeln, chemisch oder physisch zur Raison foltern, einsperren oder, wenn nichts anderes mehr helfe, töten. Vorsorglich gegen "Massenmord".
Nix Verblendung, nix "Eintrichtern". Gerrit (er oder sie) fordert auf wahrhaftige Weise Gehorsam gegen die "Mitte".
Denjenigen, die für diesen Gehorsam noch ein anderes Argument, als Drohungen und drohende Legenden vom "schwarzen Mann" verlangen, hatte Gerrit dies mitgebracht (Auszug aus dem obigen Zitat):

falschen Grundannahme, dass die Politik etwas für mich persönlich tun, meine konkrete Situation verbessern soll ... Aufgabe der Politik ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, um positive Verhältnisse und Bedingungen ...

Natürlich ist das ein alberner Widerspruch. Wieso wie sollten "positive Verhältnisse und Bedingungen" nicht für "jemanden persönlich etwas tun, seine konkrete Situation verbessern"? Wie soll das gehen?! Wo hat Gerrit den Idioten gefunden, der verlangt: "Der Staat soll dieses und jenes für mich, Max Mustermann, persönlich tun"? "Mit freundlichen Grüßen, Dein Staat"?
Doch auch diese agitatorische Albernheit ist keine Lüge, ist keine Unwahrhaftigkeit, sie geht durch - beim Autor selbst, wie bei geneigten Adressaten - weil sie 1) die Wahrheit ausspricht, daß ein Staatswesen und mit ihm Gerrit, die militärische (Deutungs-)Hoheit über das Attribut "positiv" beansprucht, und 2) die Wahrheit, daß staatliche Maßnahmen und Diktate mit gewissen strategischen Ausnahmen zu persönlichen Lasten der Unterworfenen gehen. Wie auch anders, der bürgerliche Staat gehört zu den prominentesten Kosten der Freiheit, sein Dasein und Unterhalt stellt einen Abzug von der Akkumulation der Kapitale dar, seine Institute und deren Ausstattung einen Abzug von den Einkommen vorzugsweise derjenigen, die eh kaum genug zum Leben haben.

Indem du, "demon driver", die Kritik des Artikels verpaßt und durch (falsche) Anschuldigungen ersetzt, wird dein anschließendes Geschwätz:

... Emanzipation des Menschen, seiner Befreiung von der Unterordnung unter den Markt- und Profitzwang, der nicht im Mensch[en], nur im System steckt, und der eine menschenwürdige Verteilung von Ressourcen, Gütern und Wohlstand in einer Zeit verhindert, in der der Überfluss an den objektiven Voraussetzungen dafür (Ressourcen, Produktivität, Arbeitskraft) extremer ist als je zuvor.

zur politischen Phrasendrescherei, die den Phrasen Gerrit's formell äquivalent, dem Inhalt nach bloß ausgreifender sind.

Unter dem Titel "Emanzipation" werden zudem die anderen Aussagen in den Phrasen, die man diskutabel stellen kann, falsch, darauf wollte ich hier hinaus:
http://www.heise.de/forum/p-28708476/
Der Kapitalismus ist die Emanzipation "des Menschen"!
Der Rassismus der Rede von "dem Menschen" ist überdies notwendige Voraussetzung und Bestandteil der Ideologie vom "System des Kapitalismus". Das Kapital, jedes Einzelkapital, wie die Gesamtheit eines reproduzierenden Kapitalverhältnisses, das geschichtlich als "Kapitalismus" auftritt, weil es von einer Obrigkeit eingerichtet, abgesichert und erhalten wird, ist das "System", eine Bezeichnung die daher nicht nur "sinnlos" ist, sondern in (selbstbezogener) Verblendungsabsicht verwendet wird. Der Gewinn dieser Verblendung besteht, wie man an praktisch jedem Debattenbeitrag demonstrieren könnte, darin, ein naturalisiertes bürgerliches Subjekt dem Kapitalverhältnis gegenüber zu stellen, in dem es Subjekt IST. Tja, Leute, bei dieser Pirouettendreherei werdet ihr euch mit Gerrit in allen Punkten einig, ob mit oder gegen euren Willen!
Glaubt ihr nicht?
"Demon Driver" führt es doch in bester Manier vor:

Wustmanns Logik des Menschen als System ist eine, nach der auch unschuldig ins Gefängnis Geworfenen vorzuwerfen wäre, dass es allein ihre Schuld sei, dass das Gefängnis sie zu Gefangenen macht, und das Gefängnis als System eigentlich gar nicht existiert.

Gerrit sagt: "Mitgefangen, Mitgehangen" und sein Kritiker sagt: "Jau, GENAU" ...

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (04.06.2016 15:19).

Bewerten
- +
Ansicht umschalten