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174 Beiträge seit 09.02.2016

Re: "was die Evolution dem Menschen mitgegeben hat"

Aus diesem sinnlosen, gefühllosen und gnadenlosen Mechanismus sind auch wir Menschen hervorgegangen. Auch unsere Gene konnten nur bis heute überleben, weil sie die Ausbildung von Verhaltensmustern steuern, die auf Eigennutz hin ausgerichtet sind. Man sollte nicht den Fehler machen und von den beeindruckenden Kulturleistungen des Menschen auf seine "Bestimmung" oder genauer, auf den "Zweck" seines Prachtstücks, des Gehirns, zu schließen. Das Gehirn verbraucht sehr viel Energie, und Energieverbrauch bestraft die natürliche Selektion sofort, wenn ihm kein mindestens äquivalenter Nutzen gegenübersteht. Der Selektionsdruck, der das Gehirn unserer Vorfahren immer größer werden ließ, bestand darin, Chancen und Gefahren immer besser einschätzen zu können. Was gerade auch die soziale Interaktion betrifft: Wer ist ein gefährlicher Konkurrent, wer kann mir nützlich sein, mit wem kann oder muss ich kooperieren, wen kann ich gefahrlos übers Ohr hauen, wem muss ich mich unterordnen, und so weiter. Und das ist im Grunde immer noch das, was die Menschen auch heute antreibt.

Du übersiehst, dass es durchaus auch, im Sinne der Arterhaltung, nützlich sein kann, eben nicht seine eigenen Gene weiterzugeben, sondern nur dafür zu sorgen, dass jemand aus deiner Gruppe seine Gene weitergibt.

Auch bedingt ein weitergeben seiner Gene nicht zwangsläufig auch ein hierarchisches Denken. Herdentiere setzen rein auf Kooperation und gegenseitigem Schutz.

Ob es wirklich so ist, das der Mensch ‚von Natur aus Egoistisch’ ist, ist noch nicht bewiesen. IMO ist es durchaus möglich, dass sich Egoistisches verhalten auch, je nach Umwelteinflüssen, mehr oder weniger stark ausprägen kann.

Und dann muss noch bedacht werden, dass gerade unser großes Gehirn uns befähigt, über ein rein instinktgeleitetes Verhalten hinauszugehen, dass es durch Einsicht und Logik dazu kommt, dass wir eben nicht unserem egoistischen Trieb nachgeben, sondern altruistisch, im Sinne der gesamten Gruppe (der gesamten Menschheit) handeln können.

Die Gefahr des durch kurzfristig, egoistischen Handel erzeugten Profits und Wohlstands stehen halt die langfristigen Probleme der Umweltzerstörung und des Mangels an noch vorhandenen Ressourcen für unserer Nachkommen entgegen.

Wenn es überhaupt ein System gibt, das unser Leben bestimmt und "natürlich" gewachsen ist, dann ist es der Kapitalismus.

Die Natur, die Umwelt mag ein natürlich gewachsenes System sein, der Kapitalismus ist von Menschen ‚erdacht’. Durch Versuch und Irrtum und immer wieder kleine Änderungen am bestehenden Gesellschafts-System würde aus ursprünglich locker zusammenleben (gleichberechtigten) Menschen ein hierarchisches und auf Besitz ausgerichtetes System.

Dies mag Zufällig passiert oder eine normale Entwicklung in jeder zivilisatorischen Entwicklung, das ist unerheblich.

Es ist aber nun einmal so, dass den Mächtigen ungeheuer daran gelegen ist, dieses System beizubehalten. Den Mächtigen ist es dabei egal, ob es den unteren Schichten dabei gut geht oder nicht. Sie sind nur soweit zu Zugeständnissen bereit, wie es braucht um den Volkszorn zu besänftigen.

Ob dieses Kapitalistische System das einzig mögliche und beste System ist, darf bezweifelt werden.

Und wir haben Glück, das wir in ihm leben. Denn ein System, das menschlichen Eigennutz in Massenwohlstand verwandelt, hätte kein Mensch erfunden.

Das ‚Glück’ ist doch wohl relativ, je nachdem, an welcher Stelle im System man sich befindet. ;-)

Wir leben durchaus in einer Überflussgesellschaft. Dies muss aber nicht unbedingt auf den Kapitalismus zurückgeführt werden.

Wir haben durch menschliche Erfindungsgabe Maschinen erfunden, die uns die harte, körperliche Arbeit abnehmen. Dazu kommt, dass wir die Energie, die für die Maschinen benötigt wird, bisher aus den alten, fossilen Lagerstätten holen, die dort seit Jahrmillionen herumliegen. Jede Gesellschaft, die das Bedürfnis hat sich weiterzuentwickeln und wo genügend Ressourcen frei sind für freie Entwicklung, könnte so etwas schaffen.

Erfindungen, ja erste Maschinen, gab es auch schon in der Steinzeit.

Warum hat sich aber nun der Kapitalismus und kein anderes System so sehr auf der Welt durchgesetzt?

Nun, im Kapitalismus ist der Egoismus und das Ertragen des Leids anderer ‚normal’. Wenn dieser nun auf ein anderes Konzept stößt, so macht es den Menschen nichts aus, das andere ‚gemäßigtere’ Konzept zu stören, ja es sogar zu vernichten um an dessen Ressourcen heran zu kommen.

Der Kapitalismus ist durchaus das stärkere Konzept im direkten Vergleich. Wie ein Raubtier, das auch im ersten Moment als viel stärker erscheint, als ein Beutetier.

Nun sind wir aber an einem Punkt angelangt, an dem der Kapitalismus sich so weit verbreitet hat, dass er seine eigene Existenzgrundlage vernichtet. Es gibt kein anderes System mehr, von dem er weitere Ressourcen abschöpfen kann. Im Gegenteil, je mehr er das versucht, desto mehr vergiftet er seine eigene Umwelt und damit sich selbst.

Im Vergleich muss auch ein Jäger untergehen, wenn er seine letzte Beute vernichtet hat.

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