Teichhuhn schrieb am 04.06.2016 18:49:
Was ist eigentlich daran auszusetzen, wenn sowohl "Linke" als auch "Rechte"
gegen Drohnenmorde, die über US-Militärbasen in Deutschland abgewickelt,
und Angriffskriegsoperationen die von Deutschland aus geführt werden,
demonstrieren?Warum muss der wahre Demokrat hier als allererstes lautstark „Querfront“ krakelen?
Weil in dem kritisierten Umstand eben nicht nur ein harmloses Engagement bei einer konkreten, an sich womöglich zustimmungsfähigen Forderung liegt, sondern leider zwangsläufig auch eine Stärkung und Legitimation für teilnehmende rechte Gruppierungen als solche und damit auch für deren nicht zustimmungsfähige, demokratiefeindliche Bestrebungen.
Abgesehen davon müsste sich, wer gegen "Angriffskriegsoperationen" des US-Militärs von "deutschem Boden" aus demonstrieren will, fragen lassen, wie er oder sie denn zu Angriffskriegsoperationen des deutschen Militärs steht. (Oder, nebenbei bemerkt, als es nach-weltkrieglich auf dem Balkan erstmals wieder soweit war, stand.)
Die Aufteilung in "rechts“ und "links“ ist in vielen Fragen überholt.
Das mag stimmen, ändert aber nichts an dem Umstand, dass "rechts" tendenziell und auch ganz konkret in zentralen Fragen immer noch genau das ist, was es immer war, und sich auch heute noch oft genug genau deswegen selbst noch "rechts" nennt: nationalistisch, chauvinistisch, rassistisch, fremdenfeindlich, frauenfeindlich, schwulenfeindlich, judenfeindlich, muslimenfeindlich, demokratiefeindlich.
Haltungen, zu deren Legitimation jeder beiträgt, der in einer Demonstration neben Vertretern rechter Gruppierungen mitläuft.
Auch scheint mir nicht jeder als "rechts“ Verschrieene heillos NSDAP-Parolen hörig
und auch nicht jeder, der sich als "links" bezeichnet, muss ein gnadenloser Verfechter der Herrschaft des Proletariats sein.
Keine wirklich bahnbrechend neue Erkenntnis und mit entsprechend geringer Relevanz. Wer sich kraft eigener Entscheidung Gruppierungen anschließt, die bestimmte Haltungen vertreten, muss sich diese Haltungen allerdings auch zurechnen lassen.
Wenn eine Sarah Wagenknecht die braune Torte ins Gesicht bekommt, dann stellt sich doch die Frage, was ist der allein seligmachende linke Standpunkt?
Kennzeichen der Linken ist, autoritäre realsozialistische Umgebungen ausgenommen, schon immer und immer gewesen, dass "der" linke Standpunkt in vielen Fragen einer der fortwährenden innerlinken Auseinandersetzung und Diskussion war, und das ist gut so. Die Frage stellt sich also in diesem Zusammenhang überhaupt nicht.
Und könnte man überhaupt einen akzeptablen rechten Standpunkt definieren oder ist rechts automatisch und immer zumindest faschistoid und nationalsozialistisch?
Rechts ist tendenziell immer und automatisch das, was ich oben schrieb. Deswegen, ja, rechts ist mindestens tendenziell faschistoid. Was willst du übrigens mit "zumindest nationalsozialistisch" andeuten? Dass es ja noch viel Schlimmeres gäbe?
Das funktioniert deshalb, weil die rechten Bewegungen versuchen, auch klassische linke Themen zu übernehmen - teils, leider, mit Erfolg.
Was spricht dagegen, wenn klassische "linke“ Themen, sagen wir mal z.B. soziale Gerechtigkeit, auch von anderen gesellschaftlichen Gruppen übernommen werden? Wäre es nicht eher wünschenswert, dass alle gesellschaftlichen Gruppen solche Themen übernehmen?
Total naiv betrachtet ist das voll wünschenswert, ja. Wenn dadurch aber andere, menschen- und demokratiefeindliche Kräfte erstarken und den demokratischen, zivilisierten, sozialen, menschenfreundlicheren Einfluss auf die Gestaltung der Lebensverhältnisse entziehen, wie es beim Einzug der Afd in die Parlamente aktuell gerade passiert, dann ist das Ergebnis sicher nicht mehr wünschenswert.
Warum ist das Grundgesetz alternativlos, wenn doch Artikel 146 eindeutig dazu auffordert eine Verfassung zu beschließt, die das GG ablöst?
Gähn. Solange es keine konkrete Vorlage gibt, deren Einsetzung eine große Bevölkerungsmehrheit zustimmen würde, ist das Grundgesetz, sosehr es in entscheidenden Punkten ("Menschenwürde") auch nur Beteuerungscharakter hat, tatsächlich alternativlos.
Nach der Lektüre des Artikels bleiben einige Fragen.
Durchaus, aber die hier gerade gestellten eher nicht.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (05.06.2016 13:39).