Ansicht umschalten
Avatar von SweetKarin

174 Beiträge seit 09.02.2016

Re: noch ein paar Gedanken

Eine Hierarchie, ein gutes hierarchisches System ist besser, effizienter und leistungsfähiger als kein hierarchisches System; die Herrschaft der Besten ist logischerweise am besten (es ist besser, wenn die Besten mehr zu sagen haben, als Schlechte). Is so.

Das glaub ich nicht. Hierarchien führen immer zu Anreizen, eine höhere Ebene gegenüber den niederen Ebenen auszunutzen. Der Mensch ist halt nicht ‚edel und gut’. Auch eine Vorauswahl von ‚guten’ Menschen und eine ständige Kontrolle ändern daran nur sehr wenig.

Ein gleichberechtigtes System, kann trotzdem von ‚den Besten’ (indirekt) geleitet werden, in dem diese als Fachleute beratend zur Seite stehen, aber eben nicht direkt von so einer Entscheidung profitieren können. Oder, am besten, Entscheidungen werden gesamtgesellschaftlich im Konsens getroffen. Dann können ‚die Besten’ ihre Meinung auch beim vorherigen Dialog mit einbringen und, wenn sie ‚gut’ ist, wird sie bei der Lösung mit berücksichtigt.

Es ist auch immer fraglich, woran ‚der Beste’ definiert wird? Intelligenz, Durchsetzungsfähigkeit, Charisma, Altruismus? Welche Eigenschaften zeichnen denn wirklich einen ‚guten’ Anführer aus?

Also, ich persönlich kann mir durchaus vorstellen, lieber einen schwachen Anführer zu haben, der dafür aber eben nicht korrumpierbar ist.

Meine Idealvorstellung ist sowieso, dass sich die Anführer sehr schnell abwechseln, damit es zu einer Verteilung der Macht kommt, aber das ist hier nebensächlich.

In einer "Gesellschaft Gleichberechtigter" sammeln sich nur Verbrecher, Geistesgestörte und Spinner, welche zu schlecht oder dumm sind, um den Nutzen eines guten Staates zu erkennen. Auf einem Planeten, wo sich "Gleichberechtigte" für ein hierarchiefreies System sammeln, wird es schnell übelst abgehen.

Ein System von Gleichberechtigten sagt erst einmal nur, das es keine Hierarchie mehr gibt.

Ob es ein Institution gibt, um störende Elemente zu ‚beseitigen’ oder nicht, hat nichts mit der Gleichberechtigung zu tun. Eine ‚Polizei’ wird es z.B. auch in einer gleichberechtigten Gesellschaft geben müssen, weil es z.B. ja auch Gewalttaten aus Leidenschaft oder Krankheiten heraus gibt.

Ich glaube, du meintest nicht eine gleichberechtigte Gesellschaft, sondern eher das, was sich häufig unter dem Begriff ‚Anarchistische Gesellschaft’ vorgestellt wird.

Okay, nicht unbedingt, es gibt eine Lösung: eine superstrenge Vorauswahl möglichst guter Menschen und ein strenger Islam, wo alle ziemlich gleichberechtigt sein können - der Glaube an höhere Gerechtigkeit kann nämlich helfen.

Religion als Lösung der Hierarchie-Frage? Wenn du doch nur den Buddhismus als Beispiel herangezogen hättest ;-).

IMO hat jede Religion an sich ein hierarchisches Moment, da ja ein Vordenker (Priester) ein ‚höheres Wissen’ erlangt und der großen Masse dieses nun (gegen ihr bisheriges Denken) beibringen will.

Die Menschen streben ganz natürlich nach einer hierarchischen Machtordnung, eine Gruppe von Menschen wird sich schnell organisieren, es gibt Dorfvorsteher, usw. Is so.

Es gab durchaus Gesellschaftsformen, die sich durch Konsens und nicht durch Hierarchie definiert haben.

Das dürfte scheißlangweilig sein, denn es gibt nicht mal Buchdruck, denn die "Gesellschaft Gleichberechtigter" kriegt nix geregelt.

Woher weißt du das? Hast du schon mal so eine Gesellschaft besucht?

Eine Gemeinschaft Gleicher kann doch die Aufgaben, die es zu erledigen gilt, im Konsens verteilen. Eine Wohngemeinschaft, die einen Putzplan aufstellt, macht das im Kleinen auch so. Bisher ist mir noch kein Grund eingefallen, warum dies im Großen nicht auch so funktionieren sollte.

Denkbar, dass die aus purer Langeweile Kampfspiele auf freiwilliger Basis veranstalten aber das ist schon ein Problem, denn es gibt dann Sieger und Verlierer. Wo bleibt eigentlich die Gleichberechtigung, wenn jemand Privatbesitz akkumulieren kann? Es darf also keinen Besitz geben aber okay, die KI kann ja auch allen Bücher zur Verfügung stellen. Totale Gleichheit - voll ätzend.

Ich muss es leider sagen, du hast eine etwas krude Fantasie! Kampfspiele auf freiwilliger Basis? Aus Langeweile? Kampfspiele sind ein Merkmal einer ehrgeizigen Gesellschaft, eben um eine Hierarchie zu etablieren. Eventuell dienen sie noch dazu, als Kinderspiel seine Grenzen auszuloten und Bewegung und Koordination zu üben. Mit einer hierarchielosen Gesellschaft hat das aber nichts zu tun.

Auch in einer hierarchielosen Gesellschaft darf es auch durchaus so etwas wie Privatbesitz geben. Aber eben nur bis zu einer gewissen Grenze. Wenn der Besitz nicht mehr selbst genutzt wird, sondern dazu dient zu zeigen: „Ich habe mehr als du“ oder „Ich habe mehr, also musst du tun, was ich will“, ist es zuviel.

Würdest du wirklich totale Gleichheit (bzw. Gleichberechtigung aber anscheinend reicht dir die derzeitige Gleichberechtigung à la "alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich" nicht) wollen? Keiner will das, alle wollen mehr ... aber wer gut ist, der will ein gutes System.

Der Mensch passt sich an. Wenn jemand in einem hierarchischen System lebt, wird er auch in der Hierarchie nach oben wollen. Zumindest bis zu einer gewissen Grenze (wenn die Grundbedürfnisse gedeckt sind reicht es meist), denn nicht jeder Mensch mit einem Gewissen kann andere Menschen leiden sehen ohne damit Probleme zu haben (Hierarchie löst Leid aus). Der Umkehrschluss, dass es in einem nicht hierarchischen System auch so wäre oder nicht so wäre, ist leider nicht möglich.

Außerdem ist es durchaus möglich in einem hierarchischen System zu leben und sich daran anzupassen und gleichzeitig dieses System abzulehnen. Es führt aber vielleicht dann zu Kognitiver Dissonanz, deshalb auch die Probleme, die die Menschen in unserer Gesellschaft im Psychologischen Bereich oft haben (Depressionen sind z.B. weit verbreitet).

Wer ‚gut’ ist und dieses hierarchische System unterstützt, hat vielleicht auch einfach noch nicht erkannt, dass es zu Leid führt und dass es eine Alternative gibt.

Typischerweise sind jene gegen ein gutes System, die für sich mehr Macht/Vorteile wollen aber wissen, dass sie in einem guten System keine Macht/Vorteile bekommen, weil sie zu schlecht sind.

Das hast du gut erkannt. Wer schlecht ist, wird das (jetzige) schlechte System unterstützen!

Die meisten Menschen haben nichts gegen eine objektiv gute Hierarchie. Die meisten Menschen ordnen sich gerne unter objektiv bessere und dem Allgemeinwohl dienenden Menschen unter (man denke an die Begeisterung des Volkes für einen guten König), denn das ist der einzige Weg, um die Herrschaft schlechter Menschen zu verhindern. Was die meisten Menschen allerdings tierisch ankotzt, das sind schlechte Menschen in Machtpositionen.

Auch das hast du gut erkannt. Viele Menschen finden unsere jetzigen Machthaber nicht gut. Alternativ wollen sie einen ‚Guten Herrscher“. Das Problem dabei ist, dass es keinen ‚Guten Herrscher’ geben kann!

Wenn jemand Macht hat, wird er durch die Macht korrumpiert. Auch ein ‚Guter Herrscher’ ist dagegen nicht gefeit.

Dazu kommt, selbst wenn es so einen ‚Guten Herrscher’ geben würde, der seine Macht nicht ausnutzt, so ist die Frage: Ist er auch wirklich intelligent und findet die besten Lösungen für ein Problem und kann er sich auch in die unteren Ebenen der Hierarchie hineindenken und auch für diese Lösungen ihrer Probleme finden.

Ist er sich überhaupt der Probleme der unteren Ebenen bewusst, lässt er diese an sich herankommen. Ein ‚Guter Herrscher’ müsste doch ein Gewissen haben und könnte nicht damit leben, wenn jemand anderes schlechter lebt als er selbst. Also müsste er doch als Herrscher dafür sorgen, dass es allen gleich gut geht, was am Ende zu einer Abschaffung der Hierarchie führen müsste.

Wenn Menschen einen ‚Guten Herrscher’ fordern, so sind sie auf genau so eine Argumentation hereingefallen, die die Hierarchie als: ‚von Gott gegeben’, des Menschen Naturell, ‚beste aller Herrschaftsformen’, alternativlos etc. verkauft hat.

Bloß, weil uns (seit Jahrhunderten) jeder auf den oberen Ebenen diese Hierarchie als ‚gut’ verkauft, muss dass noch lange nicht stimmen. Wer profitiert denn am meisten davon, wenn das jetzige System beibehalten wird? Und wer hat den meisten Einfluss darauf, welche neuen Ideen den Mainstream erreichen und überhaupt diskutiert werden?

Also ich habe z.B. in der Schule keine Information über alternative Gesellschaftssysteme bekommen, höchstens als abschreckendes Beispiel a la: DDR = Sozialismus = Planwirtschaft = Unterdrückungsstaat = ‚ganz Böse’

Übrigens sind in einem guten hierarchischen Rechtsstaat sind die Bürger ziemlich gleichberechtigt. Ich bin zwar für eine gute Klassengesellschaft aber derzeit sind in Deutschland Millionen pro forma weitestgehend gleichberechtigt. Wer ist trotz Sozialstaat, Sicherheit und recht guter Grundversorgung unzufrieden? Nun, wer mehr will.

Du widersprichst dir selbst! Hierarchie und Gleichberechtigung schließen sich quasi aus (oder sind zumindest nur unter sehr umständlichen Randbedingungen zu erreichen).

Wenn eine obere Ebene existiert, ist automatisch die untere Ebene nicht Gleichberechtigt. Nur wenn eine regelmäßige Durchmischung der Ebenen stattfindet, könnte man (eventuell) davon sprechen.

Wir haben (wenn überhaupt) nur innerhalb der einzelnen Ebenen eine Gleichberechtigung erreicht. Z.B. haben wir eine annähernde Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Zwischen Arm und Reich, Gebildet und ungebildet, dick und dünn, schlau und dumm ist dies noch lange nicht so.

Und zufrieden sind nicht mal die Reichen, die wollen auch noch immer mehr!

Wie könnte man Gleichmacherei vor sozialer Gerechtigkeit und einem guten System, das Mehrleister belohnt, bevorzugen? Es ist eigentlich supereinfach: wer gut ist, will ein gutes System, auch weil er davon profitiert - wer zu schlecht ist, will das nicht.

Soziale Gerechtigkeit? Wovon faselst du da? Ich glaub, du lebst auf einem anderen Planeten!

Soziale Gerechtigkeit wäre, wenn alle (ungefähr) gleich viel haben. Wenn einige mehr und andere weniger haben, ist das eben nicht sozial gerecht!

Ich habe nichts dagegen ‚Mehrleister’ zu belohnen. Aber in unserer Gesellschaft werden eben nicht diejenigen belohnt, die mehr Leisten, sondern diejenigen, die mehr haben.

Glaubst du wirklich, ein Krankenpfleger leistet nichts und ein Industriebosssöhnchen leistet etwas?

Wie auch immer, es muss wohl auch falsche Meinungen geben aber man sollte schon wissen, dass man nicht alle verarschen kann, dass man mit einer falschen Meinung i.a. ziemlich dumm dasteht. (alles imho)

Du sagst es! ;-)

Bewerten
- +
Ansicht umschalten