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  • wunschname

800 Beiträge seit 09.10.2015

Re: wenn sich sowieso nichts mehr ändert....

Naturzucker schrieb am 04.06.2016 14:34:

Hauptsache, den Volksparteien, die am Volk vorbei regieren, tut es richtig weh.

Finde ich jetzt irgendwie kindisch, sorry.

aber wenn man einmal erkannt hat, dass Wahlen nur eine reine Alibiveranstaltung sind, dann zieht man halt daraus die Konsequenzen.

Sieh's mal von dieser Seite: Wer ein politisches Amt anstrebt - ganz egal, mit welchen Absichten, mit welchem Programm und egal auch, wie er charakterlich so drauf ist - er muss immer erst gewählt werden. Jedesmal aufs Neue. Das geht schon im Ortsverband los und zieht sich wie ein roter Faden durch das komplette Politikerleben. Gewählt wird ein Politiker aber nur, wenn er Parteimitglieder und Wähler anspricht. Das ist keinen Deut anders als bei Musikern: Privat können sie spielen, was sie wollen, vielleicht auch Zwölftonmusik, aber wenn sie vor einem Publikum bestehen wollen, müssen sie schon das Niveau bieten, das das Publikum nachfragt. Und nun schau dir mal an, was das für Typen sind, die so richtig massentauglich sind: zum Beispiel André Rieu, Helene Fischer, in den 80ern Dieter Bohlen (der damit zu prahlen pflegte, dass er mehr Platten verkauft habe als Beethoven), die komplette Pop-Grusel-Armada mit ihren röhrenden Computerstimmen und den synkopisierten Kinderliedermelodien. Die Zielgruppen mögen unterschiedlich sein, aber stets sehr groß.

Die Lösung des Problems beginnt nicht damit, den Musiker / Politiker auszutauschen. Dann kommt eben ein anderer, der es genauso macht, weil ja auch er den Pop-Gesetzen unterworfen ist. Der Schlüssel wäre, eine andere Musik / Politik nachzufragen, also das, was Pop genau sein soll, umzudefinieren. Im Zuge dessen werden dann natürlich auch neue Gesichter erscheinen und alte verschwinden.

Kurz gesagt: Es kommt gar nicht darauf an, was man wählt, sondern was man denkt. Die Parteien passen sich unter dem Druck, Pop machen zu müssen, sofort an. Ein besonders erschütterndes Beispiel aus jüngster Zeit sind die Äußerungen von Sahra Wagenknecht, die klar ersichtlich zum Ziel hatten, an die AfD verlorene Wähler wieder zurückzuholen. Wofür sie von Leuten, die Wagenknechts Motivation zweifellos erkannt hatten, ein Torte ins Gesicht bekam (was man nicht gut finden muss).

Solange die Mehrheit Politik aber so auffasst, wie es der TP-Autor beschreibt - nämlich als Fix-und-Fertig-Konsumprodukt, als Dienstleistung, Service - wird das nichts.

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