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Avatar von oll72
  • oll72

188 Beiträge seit 25.10.2016

Brillianter Schachzug

Obwohl man es in den Medien so nicht hört, ist diese Offensive ein brillianter Schachzug der Ukraine - und zwar aus strategischer Sicht. Denn, obwohl es nur wenigen aufgefallen ist, hat sie Putins offensichtlich angestrebtes Ziel bis auf Weiteres unerreichbar gemacht und die Ukraine für den Fall eines Wahlsieges Trumps im November abgesichert.

Der Grund:

Wie man anhand der russischen Unterstützer im Westen ala Orban, Trump oder auch Sarah Wagenknecht leicht ablesen kann, spekulierte Putin zuletzt darauf, dass spätestens durch die Wahl Trumps die Ukraine zu einem Waffenstillstand gezwungen würde (oder durch mangelnde Unterstützung durch den Westen). Also einfach die Kampfhandlungen einstellen und den aktuellen Frontverlauf bis zu einem Friedensvertrag einfrieren. Das wäre für Putin die perfekte Lösung gewesen: So ein Waffenstillstand würde nichts anderes bedeuten, als dass alles erobertes Gebiet dauerhaft an Rußland fällt, denn Friedensverhandlungen kann man verzögern, aufschieben oder erst gar nicht führen - wie man z.B. in Korea sieht, auch unbegrenzt lange. Putin hätte gewonnen gehabt.

Aber: Putin kann innenpolitisch UNMÖGLICH gestatten, dass russisches Kernland in Kursk dauerhaft unter ukrainischer Kontrolle bleibt. D.h. solange die Ukraine das Gebiet dort hält, wäre er im Falle eines Waffenstillstands tatsächlich gezwungen, echte Verhandlungen zu starten. Klar wäre das Gebiet somit - wie häufiger gesagt wurde - ein Faustpfand bei Verhandlungen, aber vor allem erzwingt es diese Verhandlungen überhaupt erst!!

Alle anderen immer wieder gehörten Argumente für den Angriff, etwa dass eine wichtige Eisenbahnlinie der Russen unterbrochen wurde, dass eine Pufferzone gegen einen dort bevorstehenden Angriff der Russen geschaffen wurde, etc... mögen mehr oder weniger richtig / relevant sein, aber strategisch wird die Bedeutung des Angriffs bislang durch die Medien völlig unterschätzt.

Und ach ja, die Entlastung der Front im Donbass: Falls es dazu kommen sollte, weil Rußland doch weniger Reserven als erwartet zur Verfügung hat, wäre das sicher ein gern gesehener Bonus. Aber ich muss doch sehr an der Expertise des Autors zweifeln, wenn er das für die Hauptintention der Ukrainer hält und schon im nächsten Satz sagt, wie unrealistisch das ist...

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