hdwinkel schrieb am 12.08.24 08:53:
oll72 schrieb am 11.08.2024 06:55:
Obwohl man es in den Medien so nicht hört, ist diese Offensive ein brillianter Schachzug der Ukraine - und zwar aus strategischer Sicht. Denn, obwohl es nur wenigen aufgefallen ist, hat sie Putins offensichtlich angestrebtes Ziel bis auf Weiteres unerreichbar gemacht und die Ukraine für den Fall eines Wahlsieges Trumps im November abgesichert...
Man hört in den Medien vermutlich deshalb sehr wenig davon, weil die Ihre Einschätzung eines brillanten Schachzugs nicht teilen.
Es findet die üblichen Unterstützung der Ukraine statt und eine gewisse Bewunderung über die Überraschung, aber positives Feedback habe ich jetzt nicht vernommen.
Man wartet erst mal ab, wie sich die Lage tatsächlich entwickelt.
Die Ukraine geht ja auch Risiken ein.
Nur um mal einige zu nennen:- Ihre Meinung bedeutet ja nichts anderes, als dass die Ukraine damit den Westen in Zugzwang bringt, man könnte auch von Erpressung reden.
Militäranalyst Gustav Gressel sieht das z.B. so:Gressel geht zudem auf eine große Gefahr ein, die der Ukraine drohen könnte: „Das Kursk-Manöver könnte das militärische Ende der Ukraine einleiten. Die Ukraine ist in einer verzwickten Lage. Durch die geringe Militärhilfe der Partner kann sie den Krieg rein konventionell kaum gewinnen. Daher versucht sie es mit riskanten Operationen. Damit riskiert sie aber, die Unterstützung des Westens vollends zu verlieren“
https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-krieg-militaerexperte-gustav-c-gressel-warnt-vor-ukrainischem-vorstoss-auf-russisches-gebiet-a-796f8e55-b102-4829-966e-99f3f8165c7e
- Wie es aussieht zieht Russland keine Kräfte von anderen Frontabschnitten ab, sondern dämmt den Vorstoß der Ukraine mit regulären Kräften aus mittleren Militärbezirken ein.
D.h. dass die Kämpfe an den anderen Frontabschnitten mit voller Wucht weitergehen.
Die dortigen Feldkommandeure werden nicht begeistert sein, dass sie keine Unterstützung von Kiew erhalten. Auch die sehen, wie ukrainisches Militärgerät in Kursk massenweise zerstört wird und fragen sich was das soll. Zumal eine dauerhafte Besetzung des Kursker Gebietes selbst sehr teuer wird und dauerhaft Ressourcen bindet, die dann nicht im Donbas auftauchen werden.- Für die Kämpfe in der Kursker Region hat die Ukraine Grenztruppen zu Belarus abgezogen. Kiew ist z.Z. nicht sonderlich geschützt. Gleichzeitig verärgert die Ukraine gerade Belarus, weil Drohnenangriffe Richtung Norden über belarussisches Gebiet erfolgen mit der Konsequenz, dass Belarus seine vor einiger Zeit abgezogenen eigenen Truppen wieder an die Grenze beordert hat. Und dann sind da wohl auch noch jede Menge Wagner Söldner in Belarus
bzgl. der Drohnen: https://www.sueddeutsche.de/politik/ukraine-krieg-newsblog-russland-selenskij-kursk-lux.6iggGEC6CzSsH3yHrMFAWVIch selbst bin kein Militärexperte, aber diese Aktion der Ukraine sieht eher nach Verzweiflung aus, denn nach einem strategischen Schachzug. Es gibt dafür den Begriff des Hasardeurs:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hasardeur
Auch die ukrainische Führung wird sich fragen lassen müssen, ob die hohen menschlichen Verluste gerechtfertigt sind.
Der deutsche Angriff im Westfeldzug durch die Ardennen 1940 war wegen der strategischen Unterlegenheit Deutschlands gegenüber Frankreich und UK auch ein Vabanque Spiel aus purer Verzweiflung. Da aber niemand diesen Zug erwartet noch für möglich gehalten hat - war er letztendlich - bis auf Dünkirchen - erfolgreich und führt zur Niederlage der damals weltweit stärksten Militärmacht Frankreich.
Diese Aktion der Ukr. wurde monatelang - auch zu Lasten der Verteidigung - vorbereitet. Bisher wurden nur ukrainische Kräfte im unteren 4-stellingen Bereich gesehen - durchaus denkbar daß es einen weiteren Angriff gibt sobald Russland mehr kampfkräftige Einheiten in Gang gesetzt hat. Denn die aktuellen Kräfte aus Wehrpflichtigen, Rosguardia, FSB und Tschetschenen sind doch eher - militärisch betrachtet - Amateure.