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  • knarr

mehr als 1000 Beiträge seit 14.05.2007

Re: Deutung der Ansage

ananemona schrieb am 11.05.2023 11:58:

knarr schrieb am 10.05.2023 22:52:

Die Ansage, die er den Fans vor seinem Konzert macht, ist rotzig-trotzig: "Wenn Sie einer von denen sind, die Pink Floyd lieben, aber Rogers politische Ansichten nicht ertragen, dann wäre es jetzt das Beste, wenn sie sich nach draußen an die Bar verpissen."

Angeblich bei jedem Konzert dieser This Is Not A Drill Tour fällt dieser Spruch, wie auch ein neuer Song, eine episch lange am Ballade am Klavier sitzend singend, wodurch obiger Ratschlag im Nachhinein in dem darin vermittelten Konzept fast freundlich einladend klingt.

Kann sein, kann aber auch nicht sein, gemeint als 'freundliche Einladung'.

Vielleicht eine originell gewobene Waters'sche Hintertür, um bei Fragen zu, oder Beschwerden über die ja rotzig-trotzig bleibende Ansage auf diesen neuen Song 'The Bar' und somit zur Vermittlung dieser imaginierten Taverne, als ein Kommunikation kultivierendes Konzept und gleichzeitig in der Rolle des eigenen Türsteher, seine Kritiker mit einem einladenden you're welcome in besagte Schänke* zu verweisen?

Angesichts der Gigantomanie der Konzerte ( auch die Eintrittspreise sind kein Pappenstil)
Aber vielleicht ist das alles auch ein Spiegel der durch und durch globalisierten Welt
in der wir leben - und ein Zeichen dafür, wie weit die Kluft gewachsen ist zwischen
Arm und Reich - wie überwältigend die Technologisierung - was Perfektionisten die damit
spielen auch erlaubt, 'uns Kleinen' zu zeigen, wie groß der Abstand zwischen dem Genie
( dem auf der Bühne) und dem Zuhörenden ist.
(etwas o.t. aber an der Stelle trotzdem: die kleine Stadt im Südwesten Deutschlands, in der Marcus Miller, der ja selber ein Großer ist, und auch ein Perfektionist auf seine Weise am Bass - vor kleinerem Auditorium gespielt hat, schuf eine imho wärmere Atmosphäre, wo ein Hinweis auf die Bar als ehrlich gemeint freundlich angeklungen ist damals bei uns, aber wie gesagt: alles subjektiv).

Allerdings schon ein merkwürdiger Gegensatz gegenüber den mit Bombast große Arenen bespielenden Waters; der sich allerdings dazu bekennt, einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu wollen.

...und was diese Bars angeht, fühl ich mich auch eher angerührt von Rory Gallagher "Million Miles away" - so viele miles away wie die technischen Gigantomanie auf der Bühne, mit der ich subjektiv fremdle, wirkt zu perfekt auf mich und daher distanziert kalt.
Wohlverstanden, nix gegen Pink Floyd, die früheren Pink Floyd, die sind es an die ich mich gerne erinnere.
Wo der H.Pany in seinem Artikel die SZ zitiert: " Dort wird das Konzert als "Boomer-Hochamt mit grauen Zöpfen, Rock-'n'-Roll-Traumschwaden und den T-Shirts von früher" beschrieben. " ...

Ging ich lieber noch einmal durch (*) Pompeji vecchia- eine Weise von Meditation&Stille, wenn man schon ( Hochamt) an was Spirituelles erinnern mag.
Pulse fühlt sich auch wenn es vllt. wem irritierend anmuten mag - lebendiger an als auf solchen Riesenkonzerten.

The Bar is a place in my head, an imaginary place, but it’s also a real place," he said. "There are bars all over the world. In my head, it’s a place where you can go maybe have a drink, certainly meet your friends, and hopefully meet strangers as well. And you can exchange opinions with strangers and friends with no fear or favor, and it’s somewhere where you are welcome and where you can exchange your love for your fellow man without fear whatsoever."

Read More: The Communal Message Behind Roger Waters' New Song 'The Bar'
> https://ultimateclassicrock.com/roger-waters-new-song-the-bar/?utm_source=tsmclip&utm_medium=referral

(*) 'Echoes' - als sie damals dort waren, waren sie ja auch noch beinah 'kleine Jungs' könnt man sagen, und noch keine solchen Giganten wie später.

»Völlig ironiefrei fordert er den Kapitalismus zu bekämpfen, während das billigste Ticket für den Abend 100 Euro kostet« (tagesschau.de), und vielleicht ist es zumindest Waters dieser Widerspruch wert, um sein 'chorales Ich'*) via Arenen an möglichst Viele sprechen zu lassen...

*) Patti Smith auf der Poetica VIII »Das chorische Ich – Writing in the name of« Auftaktveranstaltung · Universität zu Köln
> https://www.youtube.com/watch?v=VoTJRQJKpmE

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (11.05.2023 15:24).

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