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  • ozd

111 Beiträge seit 07.04.2022

Nicolai Petro: Die Russen wären sehr wohl offen für Verhandlungen, wenn sinnvoll

Nicolai Petro und Ted Snider hatten vor 1 Woche zu genau dieser Frage einen Text im THE AMERICAN CONSERVATIVE:

"The West Should Be Receptive to Russia’s Openness to Talks
There is no reason not to believe in the existence of a viable diplomatic solution."

https://www.theamericanconservative.com/the-west-should-be-receptive-to-russias-openness-to-talks/
https://archive.is/b357Y

"(...)
when asked about his willingness for peace talks, Putin answered, “Let them resume.” The Kremlin spokesperson Dmitry Peskov has said that Russia does not want “eternal war,” and on May 24, Reuters reported that a “senior Russian source” said that “Putin can fight for as long as it takes, but Putin is also ready for a ceasefire—to freeze the war.”
Other statements out of Moscow hold hints as to the possible starting points for such talks and to the compromises Russia might be willing to offer.
The logical place to start, according to Putin and other Russian officials, would be where the Istanbul Communiqué ended.
(...)
On April 16, 2024, Samuel Charap of RAND and Sergey Radchenko of John Hopkins University wrote in Foreign Affairs that they had “closely scrutinized two of these drafts.” And on April 26, 2024, the German paper Die Welt reported that it had “the original document.”
(...)
Ukraine’s agreement not to join NATO has consistently been seen as “the key point,” according to the leader of Ukraine’s negotiating team in Istanbul, Davyd Arakhamia. Russia was “prepared to end the war if we agreed to…neutrality,” he says. Ukraine’s President Volodymyr Zelensky echoes this, saying “as far as I remember, they started a war because of this.”
(...)
As Alexey Arestovich, a former Zelensky advisor who was involved in the Istanbul negotiations put it, for Ukraine this would be “not a bad deal at all.”

(...)".

Voraussetzung sind die Sicherheitsgarantien für Russland, die die USA nicht bereit sind zu geben. D.h. Keine Atomraketen wie in den russischen Communiqués vom Dez. 2021 vorgeschlagen, und ohne auf die Forderungen/Vorschläge ernsthaft einzugehen, von USA/NATO abgelehnt.

In den Worten von Le Monde Diplomatique klang das so:
"(...)
Darin wird verlangt, dass die Nato sich nicht weiter nach Osten ausdehnt, dass die westlichen Truppen Osteuropa verlassen und dass die USA ihre Atomwaffen aus Europa abziehen.

Die Forderungen können in dieser Form nicht erfüllt werden, entsprechend ablehnend fiel die Antwort Washingtons aus.
(...)"

Aber warum können sie nicht erfüllt werden? Das ist eine ziemlich kurz angebundene Antwort, für eine Problemstellung die Hunderte von Studien füllt, bzw. füllen könnte.

Vernünftige Argumente gegen Abrüstung gibts nicht. Außer die Politik will den geopolitischen Konflikt schüren statt ihn zu bändigen und findet alle möglichen Scheinargumente, um diese Deeskalation zu verhindern.

Trotzdem ist der LMD-Artikel lesenswert im Rückblick:

"Ukraine-Krise: Eskalation mit Ansage"
10.2.2022
https://monde-diplomatique.de/artikel/!5826518

Das Autorenduo Petro/Snider hatte bereits im Januar geschrieben, dass die im Westen vorgebrachten Argumente gegen einen Frieden unzutreffend seien:

https://libertarianinstitute.org/articles/to-end-the-war-in-ukraine-expose-its-core-lie/

"(...)
The essential argument used to avoid negotiation and continue support for the war in Ukraine is based on a falsehood. That falsehood, repeated by President Joe Biden, is that when Vladimir Putin decided to invade, he intended to conquer all of Ukraine and “annihilate” it.

Its falsity has been exposed multiple times by military experts, who have pointed out, both before and after the invasion, that Russia could not have intended to conquer all of Ukraine because it did not invade with sufficient forces to do so. Indeed, this was a key reason why senior Ukrainian officials, and even President Volodymyr Zelensky himself, argued just days before the invasion that it would not occur.

The mistake that most analysts at the time made (these authors included), was to assume that since the troops mobilized by Russia did not suffice for a full scale occupation of Ukraine, no military operation, not even a limited one, was in the offing. It was only later that Western political leaders turned this mistake to their propaganda advantage by insisting that Russia had always intended to first take Kiev, then all of Ukraine, and ultimately even attack NATO.
(...)".

Ich persönlich sehe für realistische Friedensverhandlungen keinen Erfolg, da die Verhandlungsfronten von USA bzw. RU sich trotz Krieg seit 2021 nicht verändert haben. Betrachtet man die in Europa um sich greifenden Kriegsrhetorik, sind die Fronten gar noch verhärteter.

Die geostrategischen Implikationen sind dieselben. Für die Ukraine ist das eine unbeschreibliche Katastrophe (und für Europa wird es immer mehr zu einem gesamtgesellschaftlichen Offenbarungseid der immer schlimmere und unfassbarere Blüten treibt).

Und bedenkt man so abartige Aussagen, dass es um die Ressourcen gehe und - sinngemäß - deshalb jeder tote Russe ein guter Russe sei – auf Kosten wiederum ukrainischer Leben - siehe die diversen Aussagen von Senator Graham zusammengefasst, und hinsichtlich MdB Kiesewetters ähnlich gelagerte Kommentare, dann kann man sich auf 30 Jahre Krieg einstellen.

Wer das nicht geisteskrank findet, dem ist nicht zu helfen.

Hier noch ein längeres Gespräch mit Nicolai Petro vom 12.5.2024, in dem er sich wieder für explizite Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau einsetzt.

Würde er nicht wissen, dass auf russischer Seite nach wie vor der Wunsch besteht, diesen gesamten Konflikt sinnvoll zu lösen, würde er das nicht vorschlagen.

Was implizit Mützenichs Formulierung im Interview "Präsident Putin hat bisher zumindest öffentlich nicht signalisiert, dass er an solchen internationalen Konferenzen und einem Ende des Krieges ein Interesse hat" widerspricht. Denn ob der Friede in einem 4-Augen-Gespräch erreicht wird, oder in einer aufgeblasenen 2-wöchigen Konferenz mit 30 Nationen, würde für den Deal an sich ja keine Rolle spielen.

Aber warum sollten die Russen an Gesprächen teilnehmen, die auf ihre Forderungen keine Rücksicht nehmen.

Zumal mit einem ukrainischen Präsidenten, der per Dekret ein Verhandlungsverbot mit Putin erlassen hat? (Wie spinnert ist das schon wieder gewesen. Pure PR-Aktion die keinem hilft.)

"Nicolai Petro on Ukraine's prospects: If something happens in Kiev, it will be sudden and dramatic"
https://standard.sk/680402/nicolai-petro-on-ukraines-prospects-if-something-happens-in-kiev-it-will-be-sudden-and-dramatic

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