"Die Zeit, in der China ausschließlich versuchte, höflich zu sein, ist definitiv vorbei. Xi schrieb Biden und seinem Nachfolger, denn so muss man den chinesischen "readout" schon verstehen, klare Regeln ins Stammbuch. (...) Wir wollen die Geltung der UN-Charta und Frieden zwischen uns suchen."
Ob Xi sowas auch Pu Tin, seinem Statthalter der Provinz Ru Xia, ins Stammbuch geschrieben hat?
"Ich werde das nicht mehr als "russisches Roulette" bezeichnen. Dieses Roulette wird westlich angetrieben."
Wenn man sich ausschließlich mit der einen Seite befaßt, sieht es irgendwann natürlich so aus, als wäre die für alles verantwortlich, was es auf der Welt gibt. Ich habe mir mal die Mühe gemacht, auf dem Substack der Autorin nach aktuellen Beiträgen zu Nordkorea zu suchen: Nichts. Die einzige Erwähnung ist ein Zitat irgendeines "Komödianten", der einen dummen Spruch macht. Daher hier mal die andere Seite der Medaille:
Vor kurzem sind die Nordkoreaner mit tausenden regulären Einheiten als dritte kriegführende Partei auf der Seite des Aggressors direkt in den Ukrainekrieg eingestiegen, darüber gibt es inzwischen keine ernsthaften Zweifel mehr. Und sie eskalieren weiter, wie der Artikel von Lars Lange über die Lieferung der “mächtigsten Kanonen der Welt” an die Russen belegt. Obendrein war jüngst bereits die Rede von 100.000 Soldaten, die Kim an die Front senden könnte. All das ist eindeutig völkerrechtswidrig und die größte Eskalation des gesamten Krieges.
Jetzt haben, unter anderem wohl in Reaktion auf diese Entwicklung, die USA den Ukrainern den Einsatz ihrer Waffen mit etwas größerer Reichweite (300km) gestattet und damit ein Verbot aufgehoben, das es niemals hätte geben dürfen. Die Unterstützung des Angegriffenen, auch wenn er auf dem Gebiet des Aggressors operiert, geschieht im Einklang mit dem Völkerrecht und der UN-Charta. Soviel dazu. Im übrigen setzt Rußland seit Beginn des Krieges Waffen mit weit größerer Reichweite ein, häufig gegen zivile Ziele überall in der Ukraine. Die Aufhebung des Verbots ist schon deshalb keine Eskalation, weil sie nur eine ungerechtfertigte Einschränkung für das Opfer der Aggression abmildert, die, um es mal deutlich zu sagen, an direkte Unterstützung des Aggressors grenzt.
Was das Telefonat von Scholz und Putin angeht: Während der Debatte über den Einsatz von Leopard-2 wurden Unterstützer der Ukraine in belehrendem Ton als “geschichtsvergessen” bezeichnet: “Niemals wieder dürfen deutsche Panzer auf russischem Boden ...” - als wären an die ukrainische Armee gelieferte Panzer, die völkerrechtskonform auf der Seite des überfallenen Staates kämpfen (der bekanntlich als Teil der Sowjetunion ebenfalls Opfer der Nazis war), dasselbe wie damals die Panzer der Wehrmacht bei ihrem Angriffskrieg. Und jetzt, nach diesem Telefonat? Fällt niemandem die geschichtliche Parallele auf, wenn ein deutscher Kanzler über die Köpfe der Betroffenen hinweg mit einem russischen Diktator ein geheimes Gespräch über das Schicksal einer zwischen beiden Staaten liegenden osteuropäischen Nation führt?
Putin ist zu Verhandlungen bereit - zu Kapitulationsverhandlungen. Der letzte Stand seiner Forderungen ist der vom Juni: Rückzug der Ukrainer aus den vier Oblasten, auch aus den gar nicht von den Russen eroberten Teilen, eine Marionettenregierung in Kiew, Neutralität und Entmilitarisierung. Diesen absurd überzogenen Forderungen, die man in einem Wort als Kapitulationsforderung bezeichnen muß, soll die Ukraine zustimmen, bevor Putin sich auch nur an den Verhandlungstisch setzt. Seine Antwort auf das Telefonat mit Scholz war dieselbe, die er immer gibt, wenn er Schwäche wittert: mehr Gewalt. In diesem Fall einer der größten Angriffe auf zivile Ziele seit Kriegsbeginn.
Die immer schrilleren Töne aus Rußland sind ein Zeichen der Verzweiflung, die dort um sich greift. Putin hat sein Pulver verschossen, er hat Rußland an den Rand des Abgrunds geführt. Ihm bleibt nur noch, zwischen der Niederlage in der Ukraine, dem wirtschaftlichen Zusammenbruch Rußlands und dem Auslösen eines Atomkrieges zu wählen, dem auch er und sein Land zum Opfer fallen würden. Hoffen wir mal, daß es in Rußland noch Menschen mit genügend Einfluß gibt, die erkennen, was Putins fragiles Ego, seine Eitelkeit und seine Unfähigkeit, Fehler zuzugeben, für die Zukunft des Landes bedeuten, und die verstehen, daß die Interessen seines diktatorischen Regimes denen Rußlands immer stärker widersprechen.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (20.11.2024 16:44).